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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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einfach bloß alles auf   …»
    «Und von jedem, der aus der Reihe tanzt, heißt es: Oh, du bist böse, du bist ein Häretiker, du bist ein Okkultist, und wir werfen dich auf den Scheiterhaufen oder so was! Und genauso ist es früher zu den Hexenverfolgungen gekommen, weil die Kirche nämlich schon immer auf diesem paternalistischen Machttrip war und nicht
will
, dass die Leute nach der Wahrheit suchen. Früher haben sie versucht, sich gegen die Wissenschaften oder den Darwinismus zu wenden, und heute ist eben die New-Age-Bewegung dran, weil es dort wirklich um
praktizierte Spiritualität
geht. Und das passiert ausgerechnet in einer Phase, in der die Kirche so richtig schwach ist und die Bischöfe und alle anderen Schiss haben, dass alles den Bach runtergeht, und deswegen haben sie jetzt diese große Grenzfragen-Initiative gestartet, in der es in Wirklichkeit nur um   …
Unterdrückung
geht.» Mit einem Ruck ließ sich Jane auf ihrem Stuhl zurückfallen.
    «Wow», sagte Merrily.
    «Mach das nicht.»
    «Was?»
    «Du wolltest irgendwas Herablassendes sagen.
Mach das nicht
.» Jane schnappte sich den Zettel und faltete ihn wieder zusammen. «Ich wette, du warst megageschmeichelt, als dir
Mick
diesen Job angeboten hat, stimmt’s? Ich wette, es ist dir nie in den Sinn gekommen, dass sie Leute wie dich haben wollen, weil du noch ziemlich jung und attraktiv und so weiter bist und weil   …»
    «Doch, darüber habe ich tatsächlich nachgedacht.»
    «Und weil du nicht rüberkommst wie so ein kruzifixschwenkender Irrer, oder?»
    «Es
ist
mir in den Sinn gekommen.» Merrily hielt die Zigarette in der hohlen Hand. Sie war nicht sicher, ob das Rauchen im
Green Dragon
erlaubt war. «Natürlich ist mir das in den Sinn gekommen, und ich denke
immer
noch darüber nach. Allerdings nicht über deinen Vernichten-wir-die-New-Age-Bewegung-Verdacht, weil ich wirklich nicht glaube, dass sie das wollen. Aber es stimmt schon, ich vermute, dass er mich aus anderen Gründen haben will, nicht weil ich an   … Erscheinungen interessiert bin. Das ist übrigens einer der Gründe, aus denen ich noch nicht zugesagt habe.»
    Jane blinzelte, und dann starrten sie sich schweigend an. Merrily dachte an die vielen anderen Fragen, die ihr in den Sinn gekommen waren. Und an das, was Huw Owen zu ihnen allen gesagt hatte, als sie nach dem Abschluss des Kurses vor der Kapelle zusammengestanden hatten.
    «Vielleicht sollten Sie sich einmal über Ihre Motivation Gedanken machen. Möchten Sie diese Aufgabe übernehmen, weil Sie Menschen mit psychischen Belastungen helfen wollen? Oder eher, um, sagen wir es mal so: Ihr eigenes Interesse zu befriedigen? Denken Sie darüber nach, wie viel stärker Ihr Glaube wäre, wenn Sie den Beweis für ein Leben nach dem Tod hätten. Wie viel überzeugter Sie Ihrer Berufung folgen könnten, wenn Sie den Beweis für die Existenz des übernatürlichen Bösen hätten. Wenn das Ihre Beweggründe sind, sollten Sie nach Ihrer Abreise Ihre Entscheidung noch einmal sorgfältig erwägen. Und dann, in Gottes Namen, das alles hier vergessen. In diesem Fall suchen Sie sich am besten eine andere Aufgabe.»
    Merrily zog heftig an ihrer Zigarette.
    «Du willst es wirklich, oder?», sagte Jane. «Du willst es unbedingt.»
    «Ich weiß nicht», log Merrily.
    Jane lächelte.
    «Ich muss über eine Menge nachdenken», sagte Merrily.
    «Wirst du
Mick
erzählen, dass du Zweifel hast?»
    «Ich schätze, ich sollte dem Bischof eine Zeitlang aus dem Weg gehen.»
    «Ha.» Jane sah ihrer Mutter über die linke Schulter.
    Merrily sagte kraftlos: «Er ist gerade reingekommen, oder?»
    «Ich schätze, ich lasse dich besser mit ihm allein. Ich gehe mal ein bisschen zu Waterstone’s und Andy’s. Treffen wir uns um sechs Uhr am Auto?»
    Die Kellnerin kam mit dem Tee.
    «Der Bischof kann meinen haben, wenn er will», sagte Jane.

4
Moon
    Es hatte an der Sache mit der Krähe gelegen. Sie war auf dem Dinedor Hill passiert, nachdem es aufgehört hatte zu regnen. Danach hatte Lol Robinson angefangen, sich vor Moon zu gruseln.
    Aber er hatte auch Mitleid mit Moon. Moon verwirrte ihn. Sie faszinierte ihn.
    Und natürlich fand er sie unheimlich anziehend. Aber so etwas kam nicht im Entferntesten in Frage. So eine Beziehung war das nicht.
     
    Die meisten Leute achten bei einem Umzug darauf, dass möglichst nichts von ihren Besitztümern beschädigt wird. Moon hatte nurmit den Schultern gezuckt, die Möbelpacker machen lassen und war im Regen auf ihren

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