Mittwinternacht
gerne tun, aber ihre Mutter ist Geistliche. Es ist so schon schwer genug für weibliche Pfarrer.»
«Und wie hat sie von uns erfahren?»
«Durch einen anonymen Brief.»
«Mistkerle.»
«Wissen Sie, was ich glaube, Sorrel? Ich glaube, Sie haben Jane in Wahrheit für ziemlich jung gehalten, aber jemand anders hat Sie gedrängt, Jane in die Gruppe aufzunehmen, und Sie konnten aus irgendeinem Grund nicht ablehnen. Könnte es so gewesen sein?»
Sorrel biss sich auf die Unterlippe.
«War es Angela?»
«Ich kenne keine Angela.»
«Anna Purefoy?»
«O Gott.» Sorrel stand auf und ging an den Tresen, sie nahm ein Tuch, drehte Lol den Rücken zu und fing an, die Liste der Tagesgerichte von einer Tafel abzuwischen.
«Ich vermute, sie ist eigentlich gar kein Mitglied der Gruppe.»
«Das muss sie auch nicht.»
«Und warum nicht?»
Sie wandte sich zu ihm um. «Weil ihnen das Haus hier gehört.»
«Den Purefoys?»
«Das Gebäude wurde zum Verkauf angeboten, als unser Mietvertrag nur noch ein halbes Jahr gültig war. Der Drogeriebesitzer von nebenan wollte es kaufen, um seinen Laden zu erweitern, und damit wäre es für uns … aus gewesen. Dann haben plötzlich die Purefoys das Haus gekauft. Sie kannten eines unserer Gruppenmitglieder …» Sorrel knetete das Tuch zwischen ihren Händen. «Mr. Robinson, ich möchte über all das nicht sprechen. Ich bin auf dieses Café angewiesen. Mein Mann verliert vermutlich bald seine Arbeit, wir haben eine irrwitzige Hypothek abzuzahlen … Die Sache mit Jane tut mir leid, aber sie war nicht lange bei uns, und es ist nichts weiter passiert. Nichts, was die Polizei interessieren würde, wirklich.»
«Aber genug, was die Presse interessieren könnte.»
«Was
wollen
Sie eigentlich von mir? Ich habe doch schon gesagt, dass …»
«Wie gut kennen Sie Rowenna?»
«Gar nicht. Nicht besser als Jane. Na gut, ein bisschen besser. Sie hat hier ab und zu mal einen Mitteilungszettel mitgenommen.»
«Von wem?»
«Wir haben hier ein Schwarzes Brett, wie Sie sehen. Die Leute hängen irgendwelche Mitteilungen und Angebote dran.»
«Aber manche erscheinen auch nicht am Schwarzen Brett.»
«Mit Drogen haben wir nichts zu tun», erklärte Sorrel fest.
«Das habe ich auch nicht angenommen. Ich glaube überhaupt nicht, dass
The Pod
in irgendetwas Zweifelhaftes verwickelt ist. Aber was ich glaube, ist, dass Jane ab und zu Leute trifft, die keine regulären Mitglieder sind und dass sie zu … ich weiß auch nicht … interessanten Partys eingeladen wird. Und Rowenna sorgt dafür, dass sie auch hingeht, und bei diesen Partys könnten dann schon ein paar ziemlich inoffizielle Sachen laufen, und bevor man bis zwei zählen kann, bekommt ihre Mutter ein Foto von Jane, auf dem sie, keine Ahnung, völlig zugedröhnt ist oder nackt auf einem Altar liegt.»
«Das ist lächerlich.»
«Sie wissen genau, dass es nicht lächerlich ist.»
Sorrel schleuderte das Tuch weg. «Also, was
wollen
Sie?»
«Mehr über Anna Purefoy wissen.»
«Ich weiß nicht das Geringste über sie.»
«Okay.» Lol stand auf. «Danke für Ihre große Unterstützung.»
«Aber ich … kenne jemanden, der Ihnen vielleicht weiterhelfen kann.»
Er drehte sich abwartend zu ihr um.
«Sie war unsere Lehrerin – vor Patricia. Als sie gehört hat, dass die Purefoys das Haus gekauft haben, ist sie nicht mehr gekommen. Ich weiß nicht, ob sie darüber reden will, aber ich kann Ihnen sagen, wo sie wohnt.»
«In Hereford?»
«Ungefähr zwanzig Meilen außerhalb», sagte Sorrel. «Das heißt, wenn sie noch lebt.»
Als sie sich zum Gehen fertig machten, war die Hälfte der Leucht-Nikoläuse und Laternen in der Straße ausgegangen. Merrily kam sich vor wie auf der Brücke eines Schiffs, das nachts aus dem Hafen ausläuft und die Lichter der Stadt langsam hinter sich lässt.
«Es tut mir leid», sagte Huw, «aber denken Sie doch einmal darüber nach. Was tut dieser klugscheißerische revolutionäre neue Bischof als Erstes? Er bricht mit einer zweitausend Jahre alten Gepflogenheit, indem er eine Frau zur Diözesan-Exorzistin macht. Und das in einer Stadt, deren Geschichte gezeigt hat, dass sie gelegentlich einen guten Wachhund nötig hat, er …»
«Tauscht seinen Rottweiler gegen einen Zwergpudel?»
«Ich sage nur, dass all diese Faktoren zusammen – und vielleicht gibt es ja noch welche, die wir nicht kennen – möglicherweise einen schwächenden Effekt haben könnten. Und ein geschwächter Körper ist
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