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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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wenn Huw auftauchte.
    Sie hatte gewollt, dass er mit ihr zum Bischof kam, doch Huw hatte gesagt:
«Das soll wohl ein Witz sein, junge Frau. Ein kleiner Landpfarrer von der Kirche in Wales schleicht auf Hunters Territorium herum und will ihm was von einem Dämon in seiner Kathedrale erzählen? Das ergäbe nur Ärger und ganz bestimmt keine sinnvolle Entscheidung. Und das wäre das Schlimmste, was passieren könnte – dass wir nichts tun. Am besten, er weiß gar nichts von mir. Vielleicht kann ich
dann sogar selbst noch etwas organisieren. Wäre ein bisschen riskant, aber die Lage ist ernst.»
    Also stand Merrily allein vor dem Bischofspalast. Die Dunkelheit schien so schwer auf ihr zu lasten wie Huws Armeemantel.
    Und wenn
er
es selbst wäre? Ein Pfarrer war schließlich nichts anderes als eine Art Magier mit Abschlussdiplom. Woher stammte diese Invasor-Geschichte eigentlich ursprünglich?
    Sie sah zum Himmel auf.
Hilf mir!
    Ihr wurde erst klar, dass sie die Worte laut gerufen haben musste, als die Tür geöffnet wurde und in dem Lichtviereck der Bischof, angetan mit Smoking und dunkelvioletter Fliege, höchstpersönlich auftauchte.
    «Merrily? Sind Sie das?»
    «Ich   …» Sie machte einen Schritt auf ihn zu. «Kann ich kurz mit Ihnen sprechen, Herr Bischof?»
    «Mick», erinnerte er sie mit sanfter Stimme. «Kommen Sie rein, Merrily.»
    Sie spürte den leichten Druck seiner Hand zwischen ihren Schulterblättern und fand sich gleich darauf in der Kristalllüsterpracht des Großen Saals wieder. Die dorischen Säulen und eine Kuppeldecke am hinteren Ende gaben ihr das Gefühl, in Gottes Wintergarten gelandet zu sein. Einen Moment lang war sie wie geblendet.
    Der Bischof schob sich an ihr vorbei zu einem Tisch, unter dem er zwei Stühle mit samtbezogenen Rückenlehnen herauszog.
    Langsam verlor Merrily die Nerven. «Entschuldigen Sie, es tut mir leid. Ich störe Sie bei etwas. Könnte ich vielleicht morgen früh wiederkommen? Oh, morgen ist ja Sonntag   …»
    «Merrily, beruhigen Sie sich. Für mich kommt diese Unterbrechung gerade recht, wir sitzen nämlich mit ein paar Schnöseln vom Stadtrat und ihren langweiligen Frauen beim Abendessen. Val wird sie schon unterhalten, bis ich wieder zurückkomme. Sie frieren! Möchten Sie einen Drink?»
    «Nein danke   …» Sie setzte sich und fühlte sich neben dem überaus höflichen und eleganten Bischof wie eine verlotterte Pennerin. «Ich brauche Ihre Hilfe, Mick.»
     
    Er hörte ihr zwanzig Minuten lang schweigend zu.
    Sie unterbrach sich nur, um das Buch von Mrs.   Leather – eine Sammlung regionalen Folklore-Unsinns – oder den Bericht Mr.   Havergals von der Öffnung des Cantilupe-Grabmals im neunzehnten Jahrhundert – der jedoch leider den entscheidenden Augenzeugenbericht nicht enthielt   –, aus ihrer Tasche zu holen. Einmal griff sie auch nach ihrer Zigarettenschachtel, ließ sie jedoch ungesehen wieder in die Tasche zurückfallen.
    Sie fühlte sich wie bei einem Stegreifvortrag vor einer Expertenkommission. Es klang wie eine Abhandlung, in der Mittelalter-Theologie mit einem Hollywood-Fantasy-Film vermischt wurde.
    «Ich kann   … und will   … nicht von Ihnen verlangen, etwas Unglaubliches zu glauben. Aber ich versuche, die Aufgabe zu erfüllen, die Sie mir gegeben haben   … auch wenn sie mich in   … eine Richtung geführt hat, die ich mir nie hätte vorstellen können. Jedenfalls nicht so schnell. Oder niemals, wenn ich ehrlich sein soll. Trotzdem ist es eine Aufgabe, bei der man sich auf sein Gefühl verlassen muss, bei der man nie genau weiß, was die Wahrheit ist und was   …»
    Tests. Lügen. Fehlinformationen.
    «Und ich berichte Ihnen dies alles, weil so unsere Abmachung lautet. Sie fragen sich vermutlich: Warum stört mich diese hysterische Närrin an einem Samstagabend zu Hause, noch dazu, wo ich Gäste habe   …»
    Sie sah ihn an und wartete auf ein unterstützendes Wort, doch der Bischof ließ keine Reaktion erkennen.
    «Um es kurz zu machen», sie blickte zu dem Kristalllüster hinaufund hoffte beinahe, er würde herunterfallen und zerbersten, damit der Bischof endlich eine Regung zeigte, «ich glaube, wir sollten das Reinigungsritual durchführen. Und ich glaube, Sie sollten dabei sein. Und der Dekan ebenfalls. Und alle Kanoniker, denen Sie vertrauen können.»
    Der Bischof verzog noch immer keine Miene.
    «Wir könnten es ganz diskret machen, spät am Abend oder besser noch ganz frühmorgens. Es würde nur ein paar Stunden

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