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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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zu bestehen.
    «Aber ich habe mich immer wieder gefragt, warum es so wichtig war, Dobbs – den vermutlich kompromisslosesten Exorzisten, den wir hatten – unbedingt
sofort
loszuwerden. Wem könnte es nützen, einen kaum ausgebildeten Neuling herumpfuschen zu lassen? Es musste jemand sein, der keinerlei Einblick in gewisse Aspekte der Situation hatte. Jemand, dessen Berufung heikel war. Jemand, den man herumschubsen, tadeln und einschüchtern konnte   …»
    «Sie reden Unsinn, Merrily. Sie haben aufreibende Tage hinter sich, und Sie   …»
    «Verhalten sich wie eine alberne Frau.»
    «Wissen Sie, ehrlich gesagt, konnte ich es nicht fassen, als Sie sich an diesem Abend geweigert haben, sich von mir auf einen guten Fick mitnehmen zu lassen. Es war eine so
unglaubliche
Nacht   … mit dem frischgefallenen Schnee, der das Blaulicht des Krankenwagens reflektierte, und dieser wundervollen Spannung, die in der Luft lag. Wir waren alle vollkommen
high

    «High?»
Sie starrte ihn an. «High, weil ein alter Mann einen Schlaganfall erlitten hatte? Wow! Da muss es heute Abend ja noch besser sein, Mick. Dieses Mal ist er wirklich gestorben. Ich wette, es ist Ihnen fast in Ihren bischöflichen Unterhosen gekommen.»
    Er schlug sie ins Gesicht.
    Sie sagte:
«Oder?»
    Er hatte sich kaum bewegt, er hatte nur den Arm ausgestreckt und es getan. Fast ein bisschen träge, als wolle er ihr zeigen, dass er ihr, wenn sie ihm noch weiter auf die Nerven ginge, mühelos das Genick brechen könnte.
    «Die Polizei ist in der Kathedrale», sagte Merrily.
    «Es ist eine Kathedrale, Merrily. Demzufolge sind die Mauern sehr dick, und die Fenster lassen sich nicht öffnen. Man soll schließlich nicht hören, was draußen in der Welt vor sich geht.»
    «Ich glaube einfach nicht, dass Sie das getan haben.»
    «Sie können glauben, was Sie wollen. Sie können ganz nach Belieben gläubig oder ungläubig sein.»
    «Ich glaube, wir sollten jetzt gehen, Bischof, bevor Sie noch etwas sagen oder tun, was Ihre glänzende Karriere gefährden könnte.»
    Ihr wurde klar, wie dumm sie gewesen war. Sie hätte Annie Howe davon erzählen können. Sie hätte Huw herüberrufen können. Früher am Abend hatte Sophie angeboten, sie zu begleiten. Aber wie gewöhnlich hatte sie gedacht, sie würde sich nur wieder einmal vor anderen zum Narren machen. Und sie hatte gedacht, im Umkreis der Kathedrale sei sie sicher.
    Er wirkte ziemlich entspannt, aber er würde sie keinesfalls durch die Tür lassen. Sie zog sich ein paar Schritte in Richtung des kreisförmigen Rasens zurück.
    «Kennen Sie den jungen James Lyden?» Der Bischof setzte einen Fuß auf das Gras, das unter dem Frost schon brüchig wurde.
    «Eigentlich nicht.»
    «Er ist nicht sehr beliebt. Nicht einmal ich mag ihn besonders. Er hat sich heute sehr schlecht benommen. Was, glauben Sie, wird mit ihm passieren?»
    «Das weiß ich nicht. Sein Vater ist Psychotherapeut. Vielleicht weiß er, wie man am besten damit umgeht.»
    «Das glaube ich nicht – und James übrigens ebenso wenig. Was meinen Sie, wo er jetzt ist?»
    «Ich vermute, dass ihn seine Eltern nach Hause gebracht haben», sagte sie misstrauisch.
Was soll das?
    «Falsch», sagte der Bischof. «James ist seinem alten Herrn entwischt. Das Letzte, was James wollte, war, gedemütigt nach Hause geschleppt zu werden. Für Dick Lyden gibt es nichts Wichtigeres auf der Welt als seinen guten Ruf in Hereford. Und jetzt hat der Junge alles zerstört, was er sich aufgebaut hat. Ich habe James gesagt, dass er eine Weile im Palast bleiben kann. Niemand weiß davon. Außer mir ist niemand da – Val ist heute Morgen in die Cotswolds gefahren. Unser James ist wirklich ein richtig unangenehmer, verhaltensgestörter Junge.»
    «Ja.»
    «Er hat beinahe Ihre Tochter umgebracht.»
    «Ja.»
    «Und wer weiß, was er als Nächstes tut», sagte Mick.
     
    Er kam mit athletischen Bewegungen und locker herabhängenden Armen auf sie zu. Merrily wusste, dass sie keine Chance hatte, wenn sie versuchte, an ihm vorbei zur Tür zu laufen. Sie blieb in der Mitte des Rasens neben dem Brunnen mit dem Steingefäß stehen. Sie hob die Hände. Er wartete ab, ein paar Schritte von ihr entfernt. Das Mondlicht fing sich in seinem dunklen Haar.
    «Hören Sie   …» Sie versuchte zu lachen. «Wie wäre es, wenn wir so tun, als hätte diese Unterhaltung genau wie die von gestern Abend niemals stattgefunden?»
    Von irgendwoher, über Gott weiß wie viele Mauern, hörte sie, dass ein Auto

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