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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Merrily. «Bitte, geht das? Ich muss erst nach Jane sehen   …»
    «Wenn Sie irgendwo in der Nähe bleiben», sagte Howe.
    «Ich entferne mich nicht weiter als bis zum Krankenhaus.»
    «Nein», protestierte Jane, die hinten im Krankenwagen saß und von einem Sanitäter festgehalten wurde. «
Du
fährst nicht ins Krankenhaus.
Ich
fahre nicht ins Krankenhaus. Das ist lächerlich. Es ist höchstens eine   … leichte Gehirnerschütterung.»
    «Es könnte auch eine Schädelfraktur sein, Jane», mahnte der Sanitäter.
    «Auf keinen Fall. Der Typ übertreibt maßlos, weil er mich überall betatscht hat.»
    «Ich habe dich überall betatscht», sagte der Junge in Weiß geduldig, «weil du gebrannt hast.»
    «Klar», sagte Jane. Ihr Haar war zum Teil versengt, über ihre Stirn zog sich eine Platzwunde, und unter dem linken Auge befand sich eine tiefe Schramme. «Und bloß weil du in einem Kleid rumläufst und Irene heißt, denkst du, kein Mensch wird misstrauisch.»
    «Eirion», sagte der Junge. Seine Hände und sein weißes Messgewand waren mit Rußflecken beschmiert.
    «Mir doch egal.»
    «Ich werde eine ganze Weile hier sein», sagte Annie Howe zu Merrily. «Wir müssen uns ausführlich unterhalten, Mrs.   Watkins.»Sie zog Eirion ein Stückchen von dem Krankenwagen weg. «Ich glaube, du willst mir unbedingt erzählen, wie sie Feuer gefangen hat.»
    «Sie war unten in der Krypta – mit einer Kerze. Sie hat gesagt, sie muss gestolpert sein, aber   …» Er zögerte. «Es war niemand anders da, als ich zu ihr kam. Aber sie hat mit dem Gesicht nach unten gelegen, und ihr Mantel hat gebrannt, und   … ich glaube wirklich, Sie sollten sich mit James Lyden unterhalten.»
    «Wer ist das?»
    «Der Kinderbischof. Seine Eltern haben nach ihm gesucht. Vermutlich haben sie ihn mit nach Hause genommen. Sie wohnen in einem der edwardianischen Häuser in der Barton Street. Und mit seiner Freundin sollten Sie sich auch unterhalten.»
    «Name?»
    «Melissa», sagte Eirion. «Aber ich sehe sie nirgends.»
    Merrily sagte: «Melissa?»
    «Ich weiß nicht, wie sie mit Familiennamen heißt. James hat mir erzählt, dass sie mit ihren Pflegeeltern auf einem Bauernhof auf dem Dinedor Hill wohnt. Er weiß, wo es ist – er war ein paarmal dort.»
    «Meine Güte», sagte Merrily.
     
    Sie ging in die Kathedrale und hielt Distanz zu allen, die noch da waren, sogar zu Sophie. Ganz besonders zu Sophie – sie sollte nicht einbezogen werden.
    Ein Tuch war über den Körper von Thomas Dobbs ausgebreitet worden, bei dem zwei Polizisten Wache hielten. Im Kirchenschiff herrschte eine weltliche Atmosphäre, wie in einer riesigen Markthalle. Hier war einige spirituelle Arbeit zu tun – doch wer würde sie übernehmen?
    Jane hatte absolut nicht gewollt, dass Merrily ins Krankenhaus mitkam, doch schließlich hatte sie zugestimmt, sich von Eirionbegleiten zu lassen. Merrily lächelte schwach. Der Junge hatte vermutlich masochistische Tendenzen.
    Auf der anderen Seite des Kirchenschiffs ging Huw Owen, die Hände tief in die Taschen seines Armeemantels vergraben, vor Bischof Stanburys reichverzierter Kapelle auf und ab. Merrily hatte ihn zuvor noch nicht gesehen, doch George Curtiss hatte ihr erklärt, dass es Huw gewesen war, der Dobbs zur Kathedrale gebracht hatte.
    Dobbs’ letzter Auftritt. Wo war der
Invasor
jetzt? Sollte James Lyden exorziert oder nur von seinem Vater behandelt werden? Wohin würden sie von hier aus gehen? Wer würde in dem Büro arbeiten, an dessen Tür die Buchstaben BFSG standen? Jedenfalls keine Frau, so viel war sicher.
    Sie spürte eine Hand auf der Schulter, doch sie drehte sich nicht um. Sie kannte seinen Geruch: frischer Schweiß, Sex.
    «Das war ein hektischer Tag, Merrily.»
    «Das kann man wohl sagen, Bischof.»
    «Haben Sie nach mir gesucht?»
    «Ich weiß nicht. Vielleicht.»
    Er ging um sie herum und sah ihr ins Gesicht. Er hatte sich umgezogen und trug nun seinen Jogginganzug. Sein dichtes braunes Haar war schweißnass.
    «Ich muss manchmal einfach laufen, um alles loszuwerden. Es ist sehr beruhigend. Ich laufe durch die Straßen, und niemand weiß, wer ich bin.»
    «Oh, ich glaube, das wissen alle, Bischof. Sie waren ja als Läufer in der Zeitung abgebildet. Aber man kann nicht vor allem davonlaufen, oder?»
    Mick lächelte nicht. «Gehen wir ein paar Schritte, ja?»
    «Gut.»
    Merrily folgte ihm durch das Südportal und eine enge geflieste Passage in den Kreuzgang. Sie hatte ihren Umhang in der Kathedralegelassen

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