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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Charismatikerin und halten keine Happy-Clappy-mir-geht’s-toll-Gottesdienste ab. Sie haben mit der Kirche offenbar kein Hühnchen zu rupfen, und ich verstehe, warum er auf Sie gekommen ist. In vielerlei Hinsicht sind Sie genau der Mensch, den wir bei unserem Grabenkampf brauchen könnten.»
    «Und ich müsste mich
sehr
unauffällig verhalten.»
    «Während Mick Hunter mit der Mitra herumläuft?» Huw lachte auf. «Er würde Sie, ein riesiges Kreuz schwenkend, auf die Titelseite der
Hereford Times
bringen. Na gut – das war ein Scherz. Aber Sie würden unweigerlich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie sind sehr attraktiv, wenn ich das sagen darf. Und
sie
wärensofort hinter Ihnen her, wenn sie es nicht jetzt schon sind. Im Dunkeln blitzen schon ihre gierigen Rattenaugen.»
    Merrily dachte sofort an Dermot Child, den Organisten mit der Mönchskutte. «Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen.»
    «Ich glaube schon, Merrily.»
    «Satanisten?»
    «Das wäre zum Beispiel eine Gattung aus diesem trüben Teich.»
    «Ist das nicht alles ein bisschen zu sehr vereinfacht?»
    «Tun wir so, als hätten Sie das nicht gesagt.»
    Weit unten tasteten sich Scheinwerfer durch das Tal. Merrily dachte an Jane zu Hause in Ledwardine und fühlte sich mit einem Mal isoliert und ausgeschlossen. Wie viele der anderen Pfarrer aus dem Kurs wären wohl derselben Meinung wie Huw? Vermutlich alle. Eine eiskalte Brise wehte von den Steilhängen herab, die nicht mehr zu sehen waren.
    «Hören Sie», sagte Huw, «die Ordination von Frauen ist unbestritten die aufregendste Neuerung in der Kirche seit der Reformation. Sie werden Sie nach Hause verfolgen, sie werden nachts in Ihr Telefon atmen, sie werden in Ihre Sakristei einbrechen und mit Ihren liturgischen Gewändern und Geräten herumspielen. Sie werden sich in die hintersten Bänke setzen und während Ihrer Predigt masturbieren.»
    «Ja.»
    «Aber das ist erst die Spitze des Eisbergs.»
    «Oder nur eine Phase?»
    «Meine Güte», sagte Huw. «Wissen Sie, was ich kürzlich eine Frau habe sagen hören? ‹ Wir können damit umgehen›, sagte sie, ‹mit solchen Scherereien werden schließlich auch Krankenschwestern oder Lehrerinnen fertig.› Das war eine Pfarrerin, sie hat vollkommen übersehen, welchen   … überwältigenden Glanz die Priesterschaft an sich ausstrahlt. Es ist eine Tatsache, dass weiblichePriester die bevorzugten Zielscheiben jedes psychotischen Satanisten sind, der je ein Huhn geopfert hat. Und von diesen Mistkerlen laufen eine Menge herum.»
    «Ich kenne die Zahlen.»
    «Die sind übertrieben – angeblich zwei Millionen allein in Großbritannien. Das glaube ich nicht. Ich schätze, es sind nicht mehr als eintausend Hardliner und nochmal fünftausend oder sechstausend Mitläufer. Aber bei Gott, das reicht auch schon, oder? Es ist eine moderne Religion, die sich den Anstrich von uralter Tradition verleiht. Darüber habe ich dahinten noch kaum etwas gesagt.» Er deutete mit dem Daumen in Richtung der Kapelle. «Das hebe ich mir immer gern für das Ende des Kurses auf, weil es immer ein paar Pfarrer gibt, die Satanisten weniger ernst nehmen als Gespenstergeschichten.»
    Etwas Weißes rauschte vorbei – eine frühe Schleiereule war wie aufs Stichwort vor ihnen durch die Luft gesegelt.
    «Was meinen Sie mit moderner Religion?», fragte Merrily.
    «Na ja, an sich ist es keine, auch wenn sie in den achtziger Jahren unheimlichen Zulauf hatte. Dieser ganze Kult um Reichtum und Sex und diesseitigen Erfolg   – Luzifer als Schutzheiliger von geldgierigen, selbstsüchtigen Schweinehunden, der Herr dieser Welt. Das geht zurück auf ein paar der alten gnostischen Lehren: Gott ist in Seinem Himmel, während der andere Kerl hier unten bei uns das Sagen hat.»
    «So etwas kann doch kein Mensch wirklich geglaubt haben.»
    «Warum denn nicht? Wenn Sie in der Welt weiterkommen wollen, müssen Sie ins Erfolgsteam einsteigen. Das ist nicht böse, das ist reiner Pragmatismus. Es klingt vernünftig, schließlich passt es zu den tatsächlichen Verhältnissen. Das Dasein als Überlebenskampf, jeder für sich allein, das ist ihr Programm. Hat sich in den Achtzigern schneller verbreitet als die Handys.»
    «Und Sie waren damals   …»
    Er hob die Hand. «Ich spreche nur von mir selbst, wenn ich betrunken bin, und ich betrinke mich nicht mehr gerne.»
    Merrily stand auf und stellte sich entschlossen direkt vor ihn. «Warum sind Sie eigentlich hier, Huw? Ich meine, hier draußen, wo sich Fuchs

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