MK Boeckelberg
Telefon. Möchten Sie auch etwas zu trinken?«
»Nicht nötig, ich habe mein eigenes Telefon dabei. Außerdem bleibe ich ohnehin nicht mehr lange hier.«
Hünner sah auf die Uhr. Die Ratssitzung war sicher schon zu Ende. Er würde später Feusters anrufen. Der PR-Berater musste sich etwas einfallen lassen. Er musste seine unbeschadete Rückkehr auf die politische Bühne vorbereiten. Er musste eine Strategie entwickeln, mit der er seinen Aufenthalt bei der Polizei zu seinem Vorteil nutzen konnte. In diesem Punkt hatten diese Kommissare Recht. Wenn er es geschickt anstellte, konnte er aus dem angeblichen Skandal noch Kapital schlagen.
Hünner konnte sich vorstellen, dass die Journaille bereits in ihren Redaktionen hockte, um den Vorfall bei der Ratssitzung entsprechend zu würdigen. Er sah schon die Schlagzeilen in der Lokalpresse. Und sollten die Boulevardblätter den Vorfall aufgreifen – wenn schon. Das würde ihm im Gegenteil kostenlose PR bringen. Er würde mit Feusters Hilfe das Ding schon in die richtige Richtung schieben. Seine Parteifreunde würden mitziehen. Dafür hatten einige von ihnen selbst die ein oder andere Leiche im Keller, als dass sie ihn ans Messer liefern könnten. Außerdem, was sollten sie denn auch schon sagen können? Sie wussten nichts. Rein gar nichts.
»Wo nehmen Sie eigentlich Ihre Selbstsicherheit her? Dass ist doch weit mehr als politische Kaltschnäuzigkeit. Wer schützt Sie?« Frank ließ Hünner nicht aus den Augen.
»Ich habe ein reines Gewissen.«
»Abwarten.« Ecki stand auf und verließ den Raum.
Frank folgte ihm.
»So kommen wir nicht weiter.«
»Weiß ich. Wenn Hünner seinen Anwalt an der Strippe hat, ist er ruckzuck wieder draußen.«
»Das ist mir klar. Ich wollte Hünner nur weiter in die Enge treiben. Was meinst du, was die Presse morgen mit ihm macht? Sie wird ihn schlachten. Politisch ist Hünner erledigt.«
»Da bin ich mir nicht ganz so sicher. Ich glaube, dass er so gewieft ist, dass er seinen Kopf aus der Schlinge zieht.«
»Kurzfristig vielleicht. Aber wir werden ihn nicht mehr vom Haken lassen. Wir werden ihn knacken. Ich rieche das.«
»Und bis dahin?« Ecki sah seinen Freund fragend an.
»Wir werden in entlassen müssen. Aber wir werden ihn keine Sekunde aus den Augen lassen. Hefters schriftliche Aussage wird für eine Verurteilung vielleicht nicht reichen. Aber wir werden ihn Stück für Stück demontieren. So lange, bis er gesteht. Wir müssen nur den Druck weiter erhöhen. Dann wird auch ein Mann wie Hünner einknicken. Wir werden ihn knacken. Das bin ich Sabrina Genenger schuldig. Und auch den Kindern. Verstehst du, Ecki?«
»Hoffentlich behältst du Recht.«
»Lass uns wieder hineingehen. So lange Hünners Anwalt noch nicht da ist, will ich ihm zeigen, dass wir ihm dicht auf den Fersen sind.«
Die beiden Ermittler setzten sich wieder zu Hünner an den Tisch. Der Unternehmer klappte gerade sein Mobiltelefon zu.
»Mein Anwalt wird gleich hier sein.«
»Schön für Sie. Dann können Sie uns ja ganz entspannt zuhören, was wir Ihnen sonst noch zu sagen haben.«
»Bitte.« Hünner machte eine gönnerhafte Handbewegung.
Diese Selbstgefälligkeit machte Frank wütend. »Sagt Ihnen der Begriff »Der Fünfer Bund« etwas.«
Hünner sah Frank ausdruckslos an. »›Der Fünfer Bund‹? Nie gehört. Wer oder was soll das sein?«
»Paul Hefter schreibt, Sie sollen diesem Kreis nahe stehen.«
»Ich? Lächerlich.«
Ecki stieß nach. »Was, oder besser, wer steckt hinter diesem Kreis?
Auch Frank ließ nicht locker. »Decken die Sie? Weil Sie ihnen bei der Beschaffung der Kinder geholfen haben?«
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen. Wer soll wen decken? Und was hat das mit der Beschaffung von Kindern zu tun?«
»Sie müssen mächtige Freunde haben, Hünner. Dass Sie sich so sicher fühlen können.« Frank bebte vor Zorn.
»Vorsicht, Herr Kommissar, Sie wollen doch nicht Ihre Kompetenzen überschreiten, oder? Das wird Sie den Kopf kosten.«
Frank wollte aufspringen. Wütend ballte er die Faust. Ecki legte seine Hand auf Franks Unterarm. »Lass dich nicht provozieren.«
Ecki spürte, dass der Druck gegen seine Hand wuchs.
»Bitte, Frank.«
Der Druck wich langsam. Franks Muskeln entspannten sich. Er ließ die Hand trotzdem auf dem Arm seines Freundes liegen.
Zum ersten Mal, seit sie mit Hünner zusammensaßen, zeigte sich ein schmales Lächeln auf Hünners Gesicht. »Sie haben verloren.«
Ich mache ihn fertig, dachte Frank, ich mache ihn
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