MK Boeckelberg
»Wo ist eigentlich die Liege geblieben, die hier neben dem Container gestanden hat? Erinnerst du dich? Hier hat eine Liege gestanden.«
Ecki zuckte mit den Schultern.
»He, Sie, kommen Sie noch mal raus aus Ihrem Loch! Was ist mit der Liege passiert? Hier hat zuletzt eine Massagebank gestanden.«
Ganz vorsichtig tauchte der Kopf des Styroporsammlers hinter einem großen Trümmerteil hervor. »Die Liege? Das olle Ding. Die hat sich irgend so ein verrückter Spinner abgeholt. Vor zwei Tagen. Kam extra aus dem Saarland. Weiß nicht, ist ja auch egal. Hat jedenfalls ordentlich Kohle dafür abgedrückt, für den Schrott.«
Der Kopf verschwand wieder.
»Na prima, hast du das gehört?« Frank drehte sich zu Ecki um.
Die Suche der Hundestaffel blieb erfolglos. Entweder war durch die feuchte Witterung der vergangenen Woche für die Hunde nichts mehr wahrzunehmen, oder die in Frage kommenden Schuttteile lagen schon grob gemahlen irgendwo unter einer neuen Straßendecke. Auch der Anruf von Heinz-Jürgen Schrievers, ein Teil des Bökelberg-Abraums sei im Boden des neuen Logistikzentrums der Berufsfeuerwehr gegenüber des neuen Stadions verarbeitet worden, brachte die beiden Ermittler kein Stück weiter. Im Gegenteil, der Einheitsführer hatte sofort abgewunken: Die Hunde würden mögliche Blutspuren in dem Schotter mit Sicherheit nicht mehr orten können. Dazu war mit dem »Dreck«, wie er sich ausdrückte, schon zuviel passiert.
Der in seinem Anzug wie ein ausgesetzter Außerirdischer aussehende Arbeiter war irgendwann über die Trümmer geklettert, um seinen Vorgesetzten zu holen. Zu viel Polizei auf seiner Baustelle machte ihm offenbar nun doch Sorgen. Mit dampfenden Kaffeebechern in der Hand hatten die zusammengerufenen Arbeiter dann anschließend dem fruchtlosen Treiben der Hundestaffel zugesehen.
Ecki hatte den Gaffern ihre Neugierde nicht verdenken können. Ähnliche Bilder kannten sie sicher nur aus den Fernsehberichten über Erdbebenkatastrophen.
Bevor sie von der Baustelle unverrichteter Dinge wieder abgezogen waren, hatte sich Ecki gebückt und ein Stück Stein aufgehoben, an dem grüne Farbe klebte. Dem verdutzten Frank hatte er dann erklärt, dass das Stadion immerhin ein Mythos gewesen sei.
Im Büro hatten sie mit Spannung auf den vorläufigen Bericht der Spurensicherung gewartet. Zu ihrer großen Enttäuschung war das Ergebnis der Suche negativ. Im Licht der Speziallampen waren im Warmtrakt des neuen Stadions zwar einige Blutspritzer entdeckt worden, aber sie waren so winzig, dass sie vermutlich eher von Blessuren der Spieler stammten als aus Hefters provisorischem Schlachthaus. Die genauere Analyse würde noch ein paar Tage in Anspruch nehmen. Aber sowohl Frank als auch Ecki hatten wenig Hoffnung, dass ihre Annahme bestätigt werden würde.
Wieder schien ihnen ein Ermittlungserfolg versagt zu bleiben. Bisher hatten sie stets das Gefühl gehabt, nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Irgendjemand oder irgendetwas war ihnen stets einen Schritt voraus. Das konnte Zufall sein, aber auch planvoll arrangiert. Auf jeden Fall war es zermürbend.
Ecki drückte seinen Rücken gegen die Stuhllehne. »Mein Rücken tut weh. Ich müsste unbedingt mehr Sport machen. Aber wann soll ich das noch machen?«
»Ich bin so müde.« Frank schloss die Augen. Sie schmerzten. Er drückte seinen Daumen und Zeigefinger gegen die Nasenwurzel. Es half nichts.
»Ob Hünner noch kommt?« Ecki drückte eine Faust in seinen Rücken.
»Ich gebe ihm noch fünf Minuten. Wenn er dann nicht auftaucht, lassen wir ihn herschaffen. War schon blöd genug von uns, ihn alleine zu lassen. War mir eigentlich nicht recht. Was, wenn er sich abgesetzt hat?«
»Hünner hat sich nicht abgesetzt. Da bin ich mir sicher. Der war schon zu blau, um noch klar denken zu können. Der hat sich wahrscheinlich von seiner Sekretärin zu Bett bringen lassen.« Ecki nickte Frank aufmunternd zu. »Gleich geht die Tür auf und Hünner erscheint. Wie im Theater, aufs Stichwort.«
Es klopfte. Frank und Ecki sahen sich vielsagend an.
»Herein.« Frank legte erwartungsvoll seinen Bleistift zurück auf seine Schreibtischunterlage.
Statt Hünner stand allerdings Colonel Barry Digby vor ihnen. »Guten Tag, meine Herren. Ein wunderschöner Tag, finden Sie nicht? Darf ich mich setzen?«
Frank und Ecki sahen sich an, dann deutete Ecki auf einen freien Stuhl.
»Danke.« Digby setzte sich umständlich. Dabei legte er seine Dienstmütze sorgfältig in
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