MK Boeckelberg
schmunzeln. Lisa und ihr Hang zu Sprüchen! Die gelben post-it-Zettel waren überall: In der Küche am Schrank, im Wohnzimmer auf dem Glastisch, im Bad an der Wand neben dem Klo. Im Verlauf der Jahre mit Lisa hatte er einen völlig anderen Blick auf die handgeschriebenen Zettel-Zitate entwickelt. Sie spiegelten nicht selten genau die Situation oder die Gemütsverfassung wider, in der er im Zusammenleben mit Lisa oder in der er beruflich steckte.
Etwas ratlos starrte Frank auf den Zettel. Was wollte Lisa ihm mit diesem Zitat sagen? Zwei tote Kinder und keine Spur, kein Motiv, nichts. Die Medien saßen ihm im Nacken, und seine Kollegen wurden unruhig, weil sie nicht vorankamen. Ganz zu schweigen von Staatsanwalt Ralf Böllmann und dem Polizeipräsidenten. Aber was sollte er auch tun? Die Spuren am Bökelberg waren von diesem hirnlosen Baggerfahrer plattgemacht worden. Und der Junge vom Antrim Drive im Hauptquartier war nicht mehr allein sein Fall. Was sollte er also aus diesem Moment machen? Es gab nichts, was er jetzt anpacken und umsetzen könnte.
Aber möglicherweise meinte Lisa auch gar nicht seinen aktuellen Fall. Vielleicht meinte sie ihre Schwangerschaft und ihre gemeinsame Zukunft, ihr Kind. Wie mochte der kleine Junge vom Antrim Drive gelebt haben? War er das Kind einer Soldatenfamilie? Frank hätte zu gerne gewusst, was die Analyse der Kleidung erbringen würde. Und was die Spurensicherung sagen würde, welches Lagebild sie beschreiben und welche Ergebnisse ihre Analysen ergeben würden. Hatten sie Zigarettenkippen gefunden, Haarreste, Fußabdrücke, Zettel? Frank wusste, das Kind konnte genauso gut auch aus einer der Ortschaften rund um das HQ stammen. Frank trat an die Stadtkarte, die neben der Tür hing. Er zog mit einem Finger einen Kreis um das Hauptquartier: Hardt, Leloh, Rickelrath, Koch, Herdt. Alles war möglich.
Frank setzte sich wieder. Ecki musste Vermisstenfälle bundesweit abfragen. Nicht auszuschließen, dass das Kind aus einem anderem Standort der britischen Armee nach Mönchengladbach gebracht worden war. Ihm fielen Namen wie Osnabrück, Sennelager und Herford ein. Dieser Colonel Digby würde eine Menge Arbeit haben. Frank würde von ihm verlangen, jeden Stein in den Standorten umzudrehen, jedem noch so kleinen Hinweis nachzugehen. Er musste sichergehen, dass das Kind nicht aus Militärkreisen stammte.
Das Telefon klingelte.
»Borsch. KK 11.«
Es war Wichtelmanns. Ausgerechnet Wichtelmanns.
»Was wollen Sie von mir? Ich möchte Sie bitten, sich ausschließlich an die Pressestelle zu wenden. Woher haben Sie überhaupt meine Durchwahl? Hören Sie, ich habe kein Interesse an einer Story über das KK 11. Wir haben einen Fall zu lösen. Da haben wir mit Sicherheit keine Zeit für Fotos und Interviews.« Frank zögerte. »Und schon gar nicht nach Ihren jüngsten Fotos. Ich werde einer ›Homestory‹, wie Sie es nennen, über das KK 11 nicht zustimmen. Jetzt nicht und auch nicht später.«
Er hätte es besser wissen müssen. Wichtelmanns tat unschuldig und faselte irgendwas vom Recht auf Information.
»Hören Sie, Wichtelmanns, lassen Sie mich in Ruhe. Ich halte Sie für einen erbärmlichen Schmierfinken, um ehrlich zu sein. Ich will gar nicht erst die Gerüchte bemühen, die ich über Sie gehört habe. Guten Tag.«
Frank hörte einen Augenblick lang in die Stille am anderen Ende der Leitung und legte dann auf. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er Wichtelmanns nicht loswerden würde. Wichtelmanns galt in der Stadt als Schmeißfliege. Ärgerlich setzte Frank sich wieder die Kopfhörer auf und drehte am Lautstärkeregler. Mit neuem Elan zog er einen Schreibblock aus der Schublade seines Schreibtisches und begann, sich Notizen zu machen. Die nächsten Schritte seiner MK Bökelberg mussten festgelegt werden.
»Kannst du mal die verdammte Musik leiser machen! Dass du noch nicht taub bist!? Der Krach an deinen Ohren ist bis zur Tür zu hören.«
Frank fuhr erschreckt hoch. Er hatte Ecki nicht kommen hören.
»Mann, hast du mich erschreckt.«
Ecki setzte sich kopfschüttelnd. »Ich habe mit Schalke zusammengesessen. Interessant.«
Frank stoppte seinen iPod. »Was heißt das, ›interessant‹?«
»Schalke hat mal die Fan-Clubs aufgelistet. Das wird Wochen dauern, bis wir sie alle überprüft haben.«
»Schalke soll Bean fragen. Der macht bestimmt mit. Wenn er nicht gerade mal wieder in irgendwelchen Telefonüberwachungen steckt.«
»Soviel ich weiß, haben die Drogisten gerade
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