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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Wie soll ich sagen? Nicht alle Groundhopper sind in der UGA zusammengeschlossen. Es gibt noch einen Verein. Aber wir sind ohnehin nicht sehr straff organisiert. Groundhopper sind Individualisten, die sich nicht gerne in einen Verein einbinden lassen. Das ist zumindest meine Erfahrung.«
    »Aber es gibt doch eine regelrechte Buchführung über die einzelnen Stadionbesuche?« Schalke machte sich einige Notizen.
    »Das ist letztlich die Kartei, auf die es ankommt. Denn wer als Groundhopper anerkannt werden will, muss mindestens schon 200 Plätze besucht und eine Halbzeit eines Spiels gesehen haben. Sonst wird das nix. Wir haben Leute dabei, die schon auf mehr als 500 Fußballplätzen waren. Groundhopping ist schon so etwas wie eine Sucht.«
    »Sie sagten Kartei?« Frank hatte genug Fanartikel betrachtet.
    »Ja, jeder Groundhopper führt Buch über seine Stadien und lässt sich sein Hopping auch bestätigen.«
    »Hobbys gibt’s.« Dembrowski schüttelte erstaunt den Kopf.
    »Wie gesagt, das ist mehr als nur ein Hobby. Das erfordert viel Zeit und auch Geld. Denn wer beruflich eh in der Gegend ist und, sagen wir mal das Stadion an der Anfield Road besucht, der hat mit Zitronen gehandelt. Das wird nicht anerkannt. Nur wer sich extra auf den Weg macht, um früher den Bökelberg oder jetzt den neuen Nordpark, oder aber die Christian-Rötzel-Kampfbahn in Breyell zu besuchen, kann sich die Punkte anrechnen lassen.«
    »Ein breites Spektrum, Breyell und Liverpool.« Frank musste an seine Kindheit denken. Er war oft auf dem Platz gewesen. Damals, als sein Vater noch bei Union 08 Fußball gespielt hatte.
    Volker Bauers Gesicht hellte sich auf. »Das ist ja das Spannende. Es geht nicht so sehr um das Spiel. Das Stadion selbst ist für uns der Star. Sie müssen mal ins Internet gehen. Die Anfield Road hat eine eigene Webseite, eine deutsche, wohlgemerkt, www.anfield.de. «
    »Echt?« In Schalke erwachte der Fußballfan.
    »Sie sagten eben ›Bökelberg‹. Das ist unser Stichwort. Der Bökelberg steht im Mittelpunkt unserer Ermittlungen.«
    Frank schilderte in knappen Worten, was sie auf dem Gelände gefunden hatten. Volker Bauer hörte schweigend zu. Zwischendurch zündete er sich erneut eine Zigarette an. Nervös sah er von einem Ermittler zum anderen.
    »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Darf ich mal Ihre Unterlagen sehen?« Frank ließ die Frage unbeantwortet und sah Bauer forschend an.
    »Meine Unterlagen? Ich verstehe nicht?«
    Schalke hakte nach. »Seit wann frönen Sie denn schon Ihrer Leidenschaft, Herr Bauer?«
    Der Vorsitzende der UGA sah nervös zur Decke, als würde er dort die Antwort finden. »Seit etwas mehr als zehn Jahren.«
    »Und seither reisen Sie umher? Wann waren Sie zum Beispiel am Bökelberg?« Sebastian Dembrowskis Ton klang nicht mehr ganz so unverbindlich wie bisher.
    »Das kann ich Ihnen sogar genau sagen. Der Bökelberg war mein zweites Stadion, nach der Christian-Rötzel-Kampfbahn. Warum fragen Sie mich das?« Auf Bauers Stirn glänzte es feucht.
    »Also, wann genau?«
    »1994, im Herbst. Das genaue Datum muss ich nachsehen.«
    »1994.« Frank und Schalke wechselten einen schnellen Blick.
    »Ja. Damals hat es geregnet. Das weiß ich genau.«
    Frank hakte nach. »Und in den vergangenen zwei Wochen? Wo waren Sie da?«
    Volker Bauer sah ihn an als sei ihm der Leibhaftige erschienen, blieb aber stumm.
    »Herr Bauer?«
    »Ja?« Volker Bauer schien wie weggetreten.
    »Ich habe Ihnen eine ganz einfache Frage gestellt: Wo waren Sie in den vergangenen zwei Wochen? Welche Sportplätze haben Sie aufgesucht? Möglicherweise hier in der Region?«
    Bauer wischte sich mit einer Hand über die Stirn. »Wollen Sie mir etwas unterstellen?«
    »Ich will gar nichts. Nur eine Antwort.«
    »Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich bin die ganze Zeit in Nettetal gewesen. Ich bin arbeitslos, müssen Sie wissen, seit mehr als einem Jahr schon. Unsere Firma hat damals Insolvenz angemeldet. Es gibt scheinbar keinen Bedarf mehr für gute Webarbeiten und damit auch nicht für gute Weber. Ich habe gar kein Geld, großartig in der Gegend herumzufahren. Leider. Aber ich war auch auf keinem Sportplatz in der Gegend. Die habe ich längst schon abgehakt.« Volker Bauer wirkte müde. Er brauchte drei Anläufe, um sich eine neue Zigarette aus der Packung zu nehmen.
    »Beruhigen Sie sich, Herr Bauer. Wir tun nur unsere Arbeit.« Schalke Dembrowski hatte Mitleid mit Bauer. Er kannte das Gefühl, ohne Job dazustehen, aus seiner eigenen

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