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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Familie.
    »Wir möchten einen Blick in Ihre Kartei werfen, Herr Bauer.« Frank war sich nicht sicher, ob Bauer ihnen nicht vielleicht doch nur eine geschickte Komödie vorspielte.
    »Muss ich das? Da sind eine Menge Daten drin. Die darf ich doch nicht so einfach weitergeben.«
    »Das ist richtig. Allerdings ermitteln wir in zwei Mordfällen.«
    »Was sollen wir Groundhopper denn damit zu tun haben?«
    »Genau diese Frage müssen wir klären, Herr Bauer. Also, wo steht Ihr Rechner? Es wäre schön, wenn Sie uns eine Kopie Ihrer Daten machen könnten. Wenn nicht, lassen wir uns einen Durchsuchungsbeschluss kommen. Und spätestens dann bekommen wir, was wir wollen.« Frank bluffte, aber das konnte Bauer ja nicht ahnen.
    »Gerne mache ich das nicht.«
    »Meinen Sie, dass wir gerne in Mordfällen ermitteln?«
    »Ist ja schon gut.« Volker Bauer stand auf. »Der PC steht nebenan.«

    Eine gute halbe Stunde später saßen Frank und Schalke auf einer Bank im Ingenhovenpark. Dembrowski wollte unbedingt noch schnell eine Zigarette rauchen, bevor sie zur Dienststelle zurückfuhren.
    Frank war froh, eine kleine Pause einlegen zu können. Das Grün des Parks hatte etwas Beruhigendes. Seine Erinnerung an den Ingenhovenpark hatte viel mit einem Sommer Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre zu tun: Selbst gemachte Musik auf dem Rasen, Wein und das Gefühl, frei zu sein. Das Schimpfwort Gammler klang damals wie ein Ritterschlag.
    Die Trauerweide stand noch immer in der Mitte des Weihers. Dahinter ragte das dunkle Backsteinmauerwerk der Burg Ingenhoven ins Bild. Die Sonnenschirme auf der Terrasse waren nicht aufgespannt. Die Sonne schien warm, aber noch kraftlos. Der Himmel war blau, und die Enten flogen in Formation über das Wasser. Rentner fuhren auf dem Fahrrad vorbei, ein Spaziergänger beobachtete seinen schwarzen Labrador, der übermütig ins Wasser sprang. Eine junge Mutter mit Kinderwagen blieb am Wasser stehen und zeigte ihrem Sohn die Enten. Die beiden Teichfontänen sprudelten. Wenn Frank die Augen schloss, hatte er das Gefühl, in einem starken Platzregen zu stehen. Die Luft roch frisch und klar.
    »Was denkst du?« Schalke Dembrowski blinzelte in der Sonne zu Frank hinüber, der die Augen immer noch geschlossen hatte.
    »Ach, nichts, ich war nur lange nicht mehr hier.«
    »Du hast hier gewohnt?«
    »Nee, im richtigen Dorf. In Breyell.«
    »Sagtest du bereits.«
    »Sagte ich bereits.«
    »Und?«
    »Du meinst Bauer?«
    Schalke nickte.
    »Wir werden sehen.« Frank öffnete langsam seine Augen.
    »Es ist immerhin ein Anfang.«
    »Ja, ein Anfang.«
    »Is was?«
    »Nee.«
    * * *
    Alexander Rauh zog den schmalen Umschlag aus dem Briefkasten. Er drehte ihn um. Kein Absender. Wahrscheinlich Fanpost. Darauf hatte er jetzt wirklich keinen Bock. Er musste gleich zum Training. Die Post konnte warten.
    Er setzte sich auf die Bettkante und dachte nach. Er hatte nicht gut gespielt gegen Bremen. Der Trainer hatte ihn zu Beginn der 2. Halbzeit ausgewechselt. Als er zur Bank kam, wurde er ihn keines Blickes gewürdigt. Sie hatten dann am Ende verloren. Am Montag stand in der Zeitung, dass die Abwehr schlecht gestanden hätte. Der Kicker spekulierte sogar, ob es die richtige Entscheidung des Präsidiums gewesen war, Alexander Rauh doch noch einen neuen Vertrag zu geben. Der Trainer hätte doch besser auf einen neuen, jüngeren Spieler setzen sollen, hatte es im Kommentar geheißen.
    Aber was hätte er ihnen auch sagen sollen? Von den Zetteln und der Puppe erzählen? Das wäre mit Sicherheit sein Todesurteil gewesen. Sie wären über ihn hergefallen, hätten sich über ihn lustig gemacht, ihn gehänselt. Sie hätten ihn nicht mehr ernst genommen und im Spiel einfach ignoriert. Wie oft hatte er das schon bei anderen Spielern erlebt? Eine Mannschaft konnte grausam zu einem Spieler sein, der nicht in ihr System und in ihre Werteordnung passte. Spieler wurden gemobbt, nur weil sie anders waren als andere.
    Nein, er hätte ihnen nichts erklären können. Er musste mit der Sache selbst klarkommen. Echte Freunde hatte er in der Mannschaft nicht. Im Fußball-Geschäft war der Begriff »Freund« relativ. Kumpel hatte er. Aber denen erzählte er längst nicht alles.
    Zur Polizei gehen? Um Gottes willen. Das hätte den gleichen Effekt gehabt. Außerdem wäre zu allem Übel der Verein möglicherweise damit in die Öffentlichkeit gezerrt worden. Das wäre ein wahres Festessen für die Boulevardblätter geworden. Auch das hätte er sportlich und menschlich

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