MK Boeckelberg
Anonyme Schreiben! Das ich nicht lache. Wissen Sie eigentlich, wie viele anonyme Schreiben ich in meinem Politikerleben schon bekommen habe? Dutzende! Ich fasse es nicht, die Polizei reagiert auf anonyme Schreiben. Kommen Sie, Herr Borsch, das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
Frank beobachtete Hünner, während er weitersprach. »Warum regen Sie sich so auf? Wenn Sie sich nichts vorzuwerfen haben, können Sie doch ganz gelassen bleiben.«
Feusters! Was hatte Feusters gesagt? Souverän und ruhig bleiben. Damit war jede Schlacht zu gewinnen.
»Entschuldigen Sie bitte meine aufgebrachte Stimmung. Es war in den vergangenen Tagen alles etwas viel. Ja, ich kann ganz gelassen bleiben. Ich habe mit irgendwelchen Manipulationen im bezahlten Fußball nichts zu tun. Das kann ich mir gar nicht erlauben. Ich setze doch nicht meine Kandidatur aufs Spiel, nur wegen ein paar Kröten. Nein, mein Geld verdiene ich auf andere Weise.«
Hünner hatte ihn nicht überzeugt. »Sie werden sicher verstehen, dass wir die Schreiben prüfen lassen. Und wir werden auch im Umfeld des Vereins ermitteln. Immerhin besteht ein gewisser Anfangsverdacht. Aber das ist nicht meine Aufgabe. Darum werden sich die Kollegen vom KK 15 kümmern, Betrug und Korruption.«
»Auch Ihre Kollegen werden nichts finden. Der Verein ist sauber, und ich bin es auch.«
Frank ließ nicht locker. »Lassen Sie uns für den Augenblick die anonymen Schreiben vergessen. Ich habe im Zusammenhang mit Sabrina Genenger noch einige Fragen.«
»Bitte, wenn es denn sein muss. Ich habe Ihnen doch schon alles gesagt.« Hünner machte jetzt einen selbstsicheren Eindruck.
Aalglatter Typ, dachte Frank. »Bitte schildern Sie mir doch noch einmal, wann haben Sie Sabrina das letzte Mal gesehen?«
»Das steht doch schon alles in Ihren Akten. Was soll das jetzt.«
Frank klang liebenswürdig. »Das ist nur zu Ihrem Besten. Glauben Sie mir. Vielleicht fällt Ihnen noch etwas Entscheidendes ein.«
Hünner öffnete die Arme. »Wenn Sie das so sehen. Bitte.«
Die Befragung des Unternehmers brachte in der Tat nichts Neues. Seine Aussagen deckten sich weitgehend mit dem, was Frank aus den Akten kannte. Zum Teil benutzte Hünner die gleichen Worte. Ein mit allen Wassern gewaschener Politiker, dachte Frank. Es würde schwer werden, ihm etwas zu beweisen.
Als Frank nach mehr als einer Stunde das Büro verlassen hatte, rieb sich Hünner kurz mit den Händen durchs Gesicht und ging zu seinem Schreibtisch. Dieser Kommissar war ein harter Hund. Aber er würde ihn schon an die Kette legen. Dafür musste Feusters sorgen. Schließlich wurde er gut bezahlt. Hünner hob den Telefonhörer auf und wählte die Nummer seines Beraters.
»Herr Feusters? Ja, Hünner hier. Wir müssen uns treffen. Unbedingt. Am besten sofort. Sie können nicht. Aha. Sagen Sie Ihre Verabredung ab. Ich brauche Sie. Ja. Heute und jetzt. Wir treffen uns in einer Dreiviertelstunde. Hier. In meinem Büro.« Hünner legte grußlos auf. Wenn er eines nicht mochte, war es die Unflexibilität seiner Gesprächs- und Geschäftspartner. Jede Verabredung konnte verschoben werden.
»Du bist ja immer noch im Büro.« Frank warf die Autoschlüssel auf den Schreibtisch.
»Gut, dass du kommst. Zwei Dinge: Laumen hat eine Aktennotiz an den Präsidenten geschickt. Und der will uns sehen. So schnell wie möglich. Aber der Hammer kommt jetzt. Die englische Polizei hat angerufen. Hünner hat wirklich nichts mit dem Mord an Sabrina Genenger zu tun. Die Kollegen haben Besuch von einem Geologen bekommen. Der gute Mann hat bei einer Exkursion zu den Felsen von Staiths einen Brief gefunden. Völlig durchweicht und fast ausgewaschen hat er zwischen den Steinen gelegen. Den Brief hat der Geologe dann entziffert und die Polizei informiert. In dem Schreiben steht, dass ein gewisser Collin Rankin seine deutsche Freundin umgebracht hat. Aus Eifersucht. Weil Sabrina Genenger Daniel C. Hünner heiraten wollte. Das Schreiben scheint so etwas wie ein Abschiedsbrief zu sein. Die Kriminaltechniker prüfen gerade die Echtheit des Briefes. Was sagst du nun?«
Frank sagte zunächst gar nichts. Wenn das stimmte, was Ecki ihm gerade erzählt hatte, war der Fall Sabrina Genenger geklärt. Sollte Hünner wirklich unschuldig sein? Frank konnte die Nachricht nicht glauben.
»Ein Abschiedsbrief? Wieso ist er denn erst jetzt gefunden worden? Das verstehe ich nicht.«
»Die schicken einen Bericht. Viel mehr habe ich auch nicht verstanden. Zum Zeitpunkt des Sturzes war
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