MK Boeckelberg
fest.
»Nun, ich meine, was verbindet Sie mit dem Bundesligisten?«
»Also, ich habe dort nie gespielt, wenn Sie das meinen.« Hünner lachte laut und zwinkerte Frank zu.
Frank blieb unbeeindruckt von Hünners stümperhaftem Versuch, witzig zu sein. »Schade. Die Spieler verdienen viel Geld. Nein, ich will wissen, in welchen geschäftlichen Beziehungen Sie zu dem Verein stehen.«
»Meine Firma hat am Stadion mitgebaut, wenn Sie das meinen. Und ich habe natürlich eine Loge. Das ist alles.«
»Sie sind Fußballfan?«
»Wer ist das nicht in dieser Stadt? Die Stadt und der Verein, das gehört doch zusammen. Seit mindestens 40 Jahren schon. Also, ich bin schon als kleines Kind am Bökelberg gewesen. Ich kann mich noch gut an die Spiele erinnern. Mein Vater hat mich mitgenommen. Und später bin ich samstags durch eine Lücke im Zaun gekrochen.« Hünner strahlte Frank an. »Ja, so war das damals. Solche Geschichten kann doch jeder von uns erzählen. Sie doch sicher auch, Herr Kommissar.«
»Nein.«
»Schade. Ich würde Sie gerne in meine Loge eingeladen. Von dort haben Sie einen wunderbaren Blick auf das Spiel und das Stadion. Der Bau ist gut gelungen, finden Sie nicht? Die Ränge sind fast so steil wie am Bökelberg. Die Stimmung hier ist wie vorher in Eicken. Der Verein hat den Mythos unbeschadet auf sein neues Stadion übertragen können. Fast immer ausverkauft. Pro Spiel fast 20.000 Zuschauer mehr. Wer hätte das gedacht! Da fällt mir ein, darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
Frank winkte ab.
»Sagen Sie, Herr Kommissar, warum fragen Sie mich das alles eigentlich? Sie sind doch nicht gekommen, um mit mir über Fußball zu reden?«
»Doch, genau deshalb bin ich hier.«
Hünner sah Frank fragend an, sagte aber nichts. Frank konnte sehen, wie es hinter Hünners Stirn arbeitete.
»Worum geht es?« Aus Hünners Gesicht war der forsche, gewinnende Blick verschwunden. Stattdessen hatten sich seine Augen verdunkelt.
»Nun, es gibt Hinweise, dass Sie in einen möglichen Fußballskandal verwickelt sein könnten.« Noch vorsichtiger wollte Frank seine Äußerung nicht formulieren.
Hünners Gesichtsfarbe wechselte in ein Aschgrau. Er schwieg.
»Können Sie sich vorstellen, dass die Hinweise stimmen?« Frank beobachtete Hünners Gesicht genau. Kein Muskel zuckte, keine Kieferknochen mahlten. Bis auf den plötzlichen Wechsel der Hautfarbe hatte Hünner bisher keine Regung gezeigt.
Unvermittelt sprang Hünner auf und begann, unruhig in seinem Büro auf und ab zu gehen. Mehrfach blieb der Unternehmer am Fenster stehen und sah auf den grauen Panzer der geduckt liegenden Stadionspinne.
Schließlich blieb Hünner vor Frank stehen. »Was fällt Ihnen ein? Erst machen Sie die aberwitzigste Andeutung, ich sei möglicherweise in den Mord an meiner Freundin verwickelt, und nun kommen Sie mit dieser neuen abstrusen Geschichte. Wer hat Sie geschickt? Wer ist Ihr sogenannter Informant? Ist es jemand aus dem Umfeld der Opposition? Sagen Sie, dass ich recht habe, Herr Borsch.« Hünner setzte seinen Weg durch das Büro fort. »Ich fasse es nicht! Die Polizei macht sich zum Helfer von Intriganten. Haben Sie nichts besseres zu tun? Haben Sie nicht die Morde an zwei Kindern aufzuklären? Und Sabrina! Der Fall ist doch eindeutig! Dieser Fotograf, suchen Sie ihn; ich bin sicher, dass Sie dann Ihren Mörder haben.«
»Setzen Sie sich.«
Hünner war so verdutzt über Franks scharfen Ton, dass er sich tatsächlich wieder in seinen Sessel setzte.
»Sie sind noch lange nicht aus dem Schneider, Herr Hünner. Collin Rankin ist zwar tot, aber es gibt keine Beweise, dass er Sabrina umgebracht haben könnte.«
»Rankin? Tot?«
»Collin Rankin ist nahe seines Heimatdorfs von den Klippen gestürzt. Es gibt keinen Hinweis auf Fremdverschulden.«
»Hat er nichts hinterlassen? Das seine Schuld beweisen könnte?«
»Nein. Es gibt nur Ihre Theorie. Die Ermittlungen der britischen Kollegen sind zwar noch nicht abgeschlossen, aber ich erwarte, ehrlich gesagt, keine Sensationen mehr.«
Hünner sah auf seine Hände, die er rhythmisch öffnete und wieder schloss. »Ich habe mit dem Mord nichts zu tun. Und mit diesem angeblichen Fußballskandal auch nicht.«
»Wir werden ja sehen.«
»Welche Beweise haben Sie für Ihre Theorie?«
»Erstens habe ich keine Theorie, sondern ich habe nur ein paar einfache Fragen gestellt. Und andererseits haben wir zwei anonyme Schreiben vorliegen, die eindeutig auf Sie weisen.«
»Anonyme Schreiben, ja?
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