MK Boeckelberg
bei mir auf einen Vollkornsprudel treffen. Ich habe ein paar neue CDs, die könnte ich dazu servieren. Also, was ist?«
»Von mir aus, eine Gerstenkaltschale geht immer. Aber nicht diese Löschzwerge. Die Nulldreier sind doch im Nu weg.« Mit einem Seitenblick auf Ecki ergänzte Schalke: »Da bekommt der Begriff ›Hefeteilchen‹ gleich eine andere Bedeutung.«
»Weiß nicht, wollte eigentlich was mit Marion unternehmen.«
»Kann das sein, dass du im Moment dauernd mit deiner Frau unterwegs bist?« Frank hatte einen spöttischen Gesichtsausdruck.
»Und? Marion ist immer noch ›die beste aller Ehefrauen‹.«
Nachdem sich Dembrowski verabschiedet hatte, sah Frank seinen Freund ernst an. »Ein bisschen Abwechslung kann nicht schaden.«
»Das aus deinem Munde?«
»Wieso? Ich muss auch mal was anderes tun.«
»Stress mit Lisa?«
»Nee, eigentlich nicht. Im Gegenteil. Sie ist so anhänglich und freut sich mächtig auf das Baby.«
»Und, freust du dich auch?«
»Ich kann’s kaum erwarten.« Frank sah seinen Freund offen an. »Diese Frau ist einfach unbeschreiblich. Und sie ist die Mutter unseres Kindes. Ein größeres Glück gibt es einfach nicht.«
* * *
Der Obduktionsbericht der Briten war nur kurz. Ein ziviler Fahrer hatte den schmalen Umschlag direkt in ihrem Büro abgeliefert. In dem Schreiben stand lediglich, dass der kleine Junge erwürgt worden war, und dass das Loch im Schädel wohl von einem Nagel stammte, einem Zimmermannsnagel. Auf dem Rücken des Kindes hatte der Pathologe großflächige Wunden gefunden, beigebracht von einem scharfen Messer. Der Fundort des toten Kindes war demnach auch nicht der Tatort. Die Verletzungen mussten dem Jungen mehrere Stunden vor dem Ablegen seiner Leiche beigebracht worden sein. Der Bericht kam von einer ihnen unbekannten britischen Dienststelle und war mit einem unleserlichen Namen unterschrieben.
Frank warf das Schreiben auf den Tisch. Er war entsetzt. Ob die kleine Tote vom Bökelberg das gleiche Schicksal hatte erleiden müssen? Er mochte den Gedanken nicht zu Ende denken.
Auf welches Täterprofil musste er sich einstellen? Welche Rolle spielte die Umgebung? War der Täter ein Mann oder eine Frau? Nein, dachte Frank, eine Frau war zu einer solchen Tat nicht fähig.
Unschlüssig drehte er sich mit seinem Bürostuhl hin und her. Was sollte er als nächstes tun? Frank dachte an Viola Kaumanns. Er hatte sie schon länger nicht mehr gesprochen. Seit ihrem letzten gemeinsamen Fall hatte sie sich rar gemacht. Erstaunt stellte er fest, dass er seine junge Kollegin tatsächlich vermisste. Vielleicht konnte Viola helfen, dachte er. Sie war doch gerade bei einem dieser vorbereitenden Lehrgänge zur Profilerin. Gut möglich, dass sie eine Idee hatte, die sie weiterbringen könnte. Er wählte ihre Handy-Nummer und wartete. Aber sie meldete sich nicht. Er verzichtete darauf, ihr auf die Mailbox zu sprechen. Er würde es später am Tag noch einmal versuchen.
Unentschlossen wählte Frank den Anschluss der KTU. »Hallo, Meier II. Habt ihr schon was neues in Sachen Bökelberg? Nicht? Na dann.« Frank legte enttäuscht auf, wählte die Nummer aber sofort erneut. »Meier II, wir müssen die Abbrucharbeiten am Bökelberg stoppen. Wenn ihr bisher nichts gefunden habt, müssen wir halt großräumiger suchen.«
Meier II maulte zwar etwas von Arbeitsüberlastung und Stecknadel, wollte aber mit seinen Kollegen schnellstmöglich ausrücken.
Zwei Stunden später war Ecki zurück. Er hatte die Mittagspause genutzt, um zu helfen. Ein paar der Ponys seiner Eltern waren am Vormittag ausgebüchst und hatten mühsam wieder eingefangen werden müssen.
Ecki erzählte gerade in aller Ausführlichkeit und dabei an einer dick mit Zuckerguss überzogenen Nussschleife kauend von seinem erfolgreichen Einsatz als Cowboy, als Franks Büroanschluss klingelte.
»Borsch?«
Frank hielt eine Hand über den Telefonhörer und flüsterte: »Der Baudezernent der Stadt, Karsten Mösges. Was der wohl will?«
Ecki hob erstaunt die Augenbrauen und deutete auf den Hörer.
Frank stellte den Lautsprecher der Telefonanlage auf laut. »Was kann ich für Sie tun, Herr Mösges. Was verschafft uns die Ehre?«
»Ich habe gehört, dass Sie die Arbeiten am Bökelberg gestoppt haben. Darf ich fragen, warum? Ihre Spurensuche ist doch längst abgeschlossen.«
Karsten Mösges klang nicht unfreundlich, trotzdem hatte seine Stimme einen Unterton, der darauf schließen ließ, dass er gewohnt war, Anweisungen zu
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