MK Boeckelberg
lernen. Na, was meinst du?«
»Na, ich weiß nicht.« Alexander schüttelte erneut den Kopf. »Ich will noch einige Jahre Fußball spielen. Da mache ich mir doch jetzt noch keine Gedanken darüber, ob ich in einem Unternehmen arbeiten will.« Er seufzte. »Um ehrlich zu sein, ich weiß noch gar nicht, was ich will. Ich sehe das Ende meiner Karriere jedenfalls noch nicht.«
Er sah wieder auf seine Armbanduhr. Er wollte am liebsten das Lokal verlassen. Das Gespräch mit diesem Hünner gefiel ihm immer weniger. Der beugte sich erneut vor und legte diesmal jovial seine Hand auf seinen Unterarm. »Na, das Angebot steht jedenfalls. Und es ist durchaus lukrativ. Du wirst sehen. Ich brauche noch jemanden, der das neue IEA-Projekt mitbegleitet. Du hast sicher davon gehört, oben am Stadttheater. Du wirst sehen, das ist ein göttlicher Plan. Die Käufer werden nur so in unsere Stadt rennen. Wir werden mit diesem Leuchtturm-Projekt auch die letzten Zweifler davon überzeugen, dass Mönchengladbach den Weg aus der Krise aus eigener Kraft schafft. Die Stadt wird auf Jahrzehnte ihre Position als Oberzentrum nicht nur behalten, sondern ausbauen können. So etwas gibt es nämlich noch nicht einmal in Düsseldorf. Wir werden Geschichte schreiben.«
Hünner hatte sich in Rage geredet. Er hielt eine Wahlkampfrede. Er berauschte sich an seinen eigenen Worten. Hünner fühlte sich jetzt schon wie der kommende Oberbürgermeister.
»Das mag ja alles sein, aber ich sehe immer noch nicht meinen Platz in dem Projekt.«
Hünner sah ihn mit gespielter Verständnislosigkeit an. »Ich brauche einen Repräsentanten, der mich und mein Projekt in der Öffentlichkeit und bei meinen Kunden vertritt. Wenn du mit den künftigen Mietern des IEA-Zentrums sprichst, ist das etwa so ähnlich als wenn Franz Beckenbauer die Sponsoren von Adidas besucht. Wenn du verstehst was ich meine.«
Er als Vertreter der Firma Hünner? Alexander mochte den Worten des Unternehmers nicht glauben. »Nur mal angenommen, ich würde zusagen: Was gibt es monatlich für diesen Job? Was passiert, wenn Ihre Kunden mit mir unzufrieden sind?«
»Mach dir da mal keinen Kopf drüber, mein Junge. Die Leute werden stolz darauf sein, einen wie dich zu kennen und gesprochen zu haben. Du musst einfach nur du selbst bleiben. Das ist quasi schon alles. Und über das Finanzielle«, Hünner lächelte vielsagend, »darüber werden wir uns schon einig werden. Da bin ich ganz sicher.«
Alexander war Profi genug, um diese vage Äußerung sofort zu hinterfragen. Dafür hatte er in seiner Karriere schon zu oft böse Überraschungen erlebt. »Ich will ganz sicher sein: Was gibt’s als Gehalt?«
»Du gehst aber ran, mein lieber Mann. Aber so kennen wir dich ja. Auf dem Platz immer hart am Gegner. Dafür lieben dich die Fans. Also, ich würde mal sagen«, er machte eine Kunstpause, »du bekommst 80 Prozent deines Profi-Gehaltes. Das ist doch was, oder?« Hünner hielt ihm gönnerhaft die Hand hin.
Alexander Rauh zögerte mit einer Antwort.
»Das ist verdammt viel Geld – für einen alternden Kicker.« Sein Lächeln stand im scharfen Gegensatz zur Bedeutung seiner Worte. Daniel C. Hünner hatte nichts mehr von einem Gönner. Hinter der Maske des weltgewandten Protegés zeigte sich für einen Augenblick die grobe Fratze des kalt rechnenden Geschäftsmanns, der seinen Vorteil sucht.
Alexander schwieg noch immer. Zu viel ging ihm durch den Kopf. Einerseits klang das Angebot Hünners verlockend. Er könnte seinen Lebensstandard ohne große Abstriche nach seinem Karriereende beibehalten. Er müsste auf nichts wirklich verzichten. Andererseits, warum machte dieser Hünner ihm das Angebot ausgerechnet jetzt? Er hatte doch noch einen Vertrag. Er musste an die Puppe denken. Er wäre mit einem Schlag alle Sorgen los, wenn er Hünner zusagte.
»Sie dürfen mich jetzt nicht falsch verstehen, Herr Hünner, ich finde Ihr Angebot interessant. Aber es kommt wirklich sehr überraschend. Bevor ich Ihnen eine Antwort geben kann, möchte ich mich noch mit meinem Berater besprechen. Vielleicht hat er ja Anfragen anderer Vereine für mich. Außerdem will ich noch mal mit meinem Verein und vor allem mit meinem Trainer sprechen.«
»Aber, aber, dafür habe ich doch vollstes Verständnis. Nimm dir Zeit, überleg es dir in Ruhe. Ich bin sicher, du wirst dich für eine Zukunft in meinem Unternehmen entscheiden. Iss, sonst wird es noch kalt. Wäre doch schade. Hm, meine Currysoße ist wirklich klasse. Und das Steak!
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