MK Boeckelberg
doch Alexander sagen?«
»Tag. Kein Problem.«
Hünner setzte sich und knöpfte dabei sein Jackett auf. »So, endlich Feierabend. Wie war denn das Training. Fit?«
»Klar bin ich fit. Ich bin immer fit.« Alexander grinste, aber er sah nicht überzeugend aus.
»Dann ist’s ja gut. Die Fitness ist ja euer Kapital, sozusagen.« Hünner lachte eine Spur zu laut.
»Das ist wohl wahr.«
Hünner und Rauh räusperten sich fast gleichzeitig. Es entstand eine lange Pause, als sei beiden schon der Gesprächsstoff ausgegangen.
»Sind Sie öfter hier?« Der Fußballspieler sah sich um.
»Eher weniger. Nur wenn ich für wichtige Gespräche meine Ruhe haben will.« Hünner sah Alexander bedeutungsvoll an.
»Aha.« Alexander musterte die Bilder an der Wand und sah dann auf seine Armbanduhr.
»Wollen wir schon etwas zu trinken bestellen? Wein oder Bier?« Hünner hatte das Gefühl, dass Rauh nicht ganz bei der Sache war. Der Abwehrspieler sah müde aus.
»Lieber Apfelschorle.«
»Hatte ich fast vergessen, das Training. Da geht für euch Jungs kein Alkohol. Ist klar. Also Apfelschorle.« Der Bauunternehmer sah sich nach der Bedienung um. »Es kommt bestimmt sofort jemand.«
Für die nächste halbe Stunde drehte sich das Gespräch um den Saisonverlauf und um die Perspektiven des Vereins. Außerdem war die anstehende Fußballweltmeisterschaft ein Thema. Beide waren sich einig, dass Argentinien und Brasilien die besten Chancen auf den Titel hatten. Der deutschen Mannschaft trauten sie immerhin mit viel Glück das Halbfinale zu. Auch die Engländer würden sicher weit kommen.
Die Mönchengladbacher Polizei würde auf jeden Fall alle Hände voll zu tun haben, um die Heißsporne unter den britischen Soldaten unter Kontrolle zu haben, gab Hünner seine Einblicke in die Arbeit der Ordnungshüter zum Besten. Immerhin saß er als Mitglied der KFM im Polizeibeirat. Allerdings seien bereits umfassende Präventiv- und Einsatzkonzepte erarbeitet worden, beruhigte Hünner seinen Gesprächspartner. Es werde sogar extra eine Halle auf dem Gelände des Polizeipräsidiums an der Theodor-Heuss-Straße leer geräumt, um darin einige mobile Zellen für festgenommene Randalierer aufbauen zu können. Sogar inklusive Fernseher, verriet er dem staunenden Abwehrspieler.
Während die beiden auf das Essen warteten, blieb ihre Unterhaltung unverbindlich. Erst beim Rumpsteak mit der von der Serviererin vollmundig angepriesenen Original Brüggener Langener Currysoße und dem gebratenen Victoriabarschfilet kam Hünner zum eigentlichen Grund für ihr Zusammentreffen.
»Hast du schon mal darüber nachgedacht, was du nach deiner Karriere machen willst?« Hünner sah den Spieler forschend an. »Machen wir uns doch nichts vor. Jeder Fußballer hat eine, wie soll ich sagen, jeder hat eine gewisse Halbwertzeit.« Hünner hielt inne.
»Meinen Sie?« Alexander Rauh wusste nicht, worauf sein Gegenüber hinaus wollte.
»Ist dir das Thema unangenehm, Alexander?«
»Nein. Ich bin nur überrascht über die Frage.«
Daniel C. Hünner legte sein Besteck zur Seite. »Nun, wie soll ich sagen, als Bauunternehmer gewohnt, in meinen Gesprächen ziemlich direkt zum Thema zu kommen. Nichts im Mittelfeld vertändeln, wie ihr so schön sagt. Das mag ein wenig stillos wirken, aber in meiner Branche hält man sich nicht lange mit zu vielen Worten auf.«
Alexander Rauh schwieg.
»Nun, ich will es kurz machen. Das Ende deiner Karriere ist doch absehbar. Und da habe ich mir gedacht, zwei Dinge kommen jetzt zusammen. Du hörst irgendwann mit dem Fußball auf, und ich brauche dringend Verstärkung in der Firma.«
»Ich verstehe nicht ganz.« Alexander Rauh nahm einen Bissen von seinem Barschfilet. Was wollte der Typ bloß?
»Das ist doch ganz einfach, nicht wahr.« Hünner räusperte sich. »Ich biete dir einen Job in meiner Firma an. Das meine ich mit Verstärkung. Weißt du, ich sehe meine Mitarbeiter auch als Team, als Mannschaft quasi. Und ich habe durchaus noch die ein oder andere Position zu besetzen. Und da habe ich an dich gedacht.«
»Aber Sie wissen doch gar nicht, ob ich geeignet bin. Von so einem Job habe ich doch keine Ahnung.« Rauh schüttelte den Kopf.
»Das du geeignet bist, sehe ich doch. Du wärst, wie soll ich es formulieren, du wärst so etwas wie der Mann für alle Fälle. Ein Repräsentant meiner Firma, wenn du so willst.« Hünner senkte die Stimme und beugte sich vor. »Mach dir keinen Kopf. Das bisschen Betriebswirtschaft wirst du schon noch
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