MK Boeckelberg
Sicherheit verstehen und ihn anschließend in Ruhe lassen. Als äußerstes Mittel, um sich lästige Fragen vom Hals zu halten, hatte er dann immer noch seinen KFM-Landtagsabgeordneten in der Hinterhand, der beste Verbindungen zum Innenministerium hatte. Spätestens dann würde auch dem letzten kleinen Schnüffler klar werden, dass Daniel C. Hünner ein ehrenwerter, über jeden Zweifel erhabener und einflussreicher Bürger dieser Stadt war, den man nicht ohne ernsthafte Konsequenzen behelligte.
Nein, er hatte keine Angst vor der Polizei. Wozu auch? Und seine Geschichte kannte er längst auswendig, um bei einer Befragung nicht unsicher und unglaubwürdig zu wirken. Er würde den Beamten auch ohne weiteres den Schlüssel zu ihrer Anrather Wohnung geben.
Der Erbe einer traditionsreichen wie einflussreichen Mönchengladbacher Unternehmerfamilie war nun doch mit sich zufrieden. Unbehelligt kam er zu seinem Wagen zurück und öffnete entschlossen die Fahrertür. Er hatte eine Lösung gefunden. Bisher hatte er in seinem Leben noch für jedes Problem eine Lösung gefunden. Diese Gewissheit hatte er von seinem Vater mit auf den Weg bekommen. Sein Vater war zwar ein Tyrann gewesen, ein Mann mit harter Hand und drakonischen Maßnahmen. Aber das hatte aus Daniel C. Hünner am Ende den harten Geschäftsmann gemacht, der mühelos in der Lage war, die Familienfirma fortzuführen. Mit dieser Gewissheit stieg der Unternehmer in seinen Wagen ein und führ in sein Büro zurück. Sabrina Genenger hatte er da schon fast vergessen.
Auf Höhe des zum Teil eingerüsteten Münsters schaltete Hünner das Handy ein und rief über die Freisprechanlage seine Sekretärin an.
»Was steht heute noch an?«
* * *
Frank Borsch und Michael Eckers saßen im Erker des Valentino vor ihrem Milchkaffee. Das Mönchengladbacher In-Café war um diese Zeit bis auf den letzten Platz gefüllt. An den Tischen saßen zumeist Frauen, die sich zum Shoppen verabredet hatten und ihren gemeinsamen Vormittag mit Kaffee und einem kleinen Frühstück beginnen wollten. Einen Tisch hatten ein paar Jugendliche belegt, die offenbar ihre Freistunde für einen schnellen Latte Macchiato nutzten.
Die beiden Freunde hatten bewusst das Präsidium verlassen, um abseits der schmucklosen grauen Flure und der Enge ihres Büros in Ruhe über den bisherigen Verlauf ihrer Ermittlungen reden zu können. Sie hatten im Laufe der Jahre schon mehrfach festgestellt, dass ab und an eine andere Umgebung ihren Gedanken und ihrer Kreativität guttat.
An diesem Morgen aber war alles anders. Frank war müde und übernächtigt zum Dienst gekommen und eher lustlos mit Ecki in die Stadt gefahren. Bislang hatte er noch nicht viel gesprochen. Meist hatte er gedankenverloren aus dem breiten Fenster des Cafés auf die Hindenburgstraße gestarrt. Er hatte kaum die Kellnerin wahrgenommen, die ihnen mit einem freundlichen Lächeln den Kaffee serviert hatte. Ohne hinzusehen rührte Frank nun in seiner Tasse.
»Was ist los?« Ecki nippte vorsichtig an seinem heißen Kaffee.
Frank blieb stumm und beobachtete scheinbar interessiert den Betrieb in der Fußgängerzone.
»Sag schon, Frank, was ist los?«
Frank sah in den Raum hinein und beobachtete die voll besetzten Tische, bevor er sprach. »Die beiden toten Kinder hatten auch Eltern. Wie müssen sie sich fühlen?«
»Dich scheint es ja wirklich erwischt zu haben. Das sind ja wahre Schwangerschaftsdepressionen. Kannte ich bisher nur von Frauen.«
»Ecki, du nimmst mich nicht ernst.«
»Natürlich tue ich das. Schließlich bin ich dein Freund. Und, habt ihr nun endlich einen neuen Bassisten?« Ecki wollte seinen Freund ablenken. Nach all der gemeinsamen Zeit tat er sich immer noch schwer, mit Franks Melancholie und Zweifeln richtig umzugehen.
»He, ich glaube, ich habe unrecht gehabt. Der Typ ist ein Kracher.«
»Erzähl.«
»Na, viel gibt’s nicht zu erklären. Er hat vorgespielt, und nach einer Viertelstunde war es, als ob er immer schon bei uns war. Stell dir vor, Wimo, eigentlich heißt er Wilfried, hat die meisten Stücke schon drauf. Wenn er sich so weiterentwickelt, Mann! Auch die anderen sind total begeistert von ihm.«
»Klingt super. Ihr müsst wirklich froh sein.«
»Kann man wohl sagen.« Frank trank seinen Kaffee aus.
»Nicht, dass ihr noch berühmt werdet.« Ecki zwinkerte Frank zu. »Habt ihr nun endlich eine neue Wohnung?«
»Sieht so aus.«
»Das sagst du so nebenbei? Mensch, das ist doch klasse. Geht also doch voran. Und
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