Model-Ich (German Edition)
die Gäste sollen in eine andere Welt abtauchen können. Und die Familie ist sowieso eingespannt. Mein Vater macht den Fahrer und meine Mutter, Schwestern und ich schnippeln in der Küche von morgens bis abends Zutaten fürs Büffet.
Während der zwei Tage Festival kriegt man natürlich kaum Schlaf und wenn ich am Sonntagmittag vor Müdigkeit kaum noch stehen kann, frage ich mich schon, warum ich mir das antue. Wenn ich mir aber die Bilder und Videos vom Wochenende anschaue, macht das alles wieder gut und ich freue mich schon auf das nächste Mal.
Thüringen ist die Basis, zu der ich immer wieder zurückkommen kann und wo ich mich nie fremd fühle. Es ist grün und geschichtsträchtig, es gibt den leckersten Kuchen und die beste Bratwurst der Welt – und wer es nicht kennt, ist selber schuld.
UNICEF
SEIT 2006 BIN ICH BOTSCHAFTERIN FÜR UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Diese Zusammenarbeit kam ganz einfach zustande: Ich hatte bei einer Veranstaltung einen Scheck für UNICEF überreicht, sie fragten mich, ob ich mir vorstellen könnte, mehr zu machen, und ich sagte Ja.
Es war eine ebenso einfache Entscheidung, ein Kapitel in diesem Buch UNICEF zu widmen, dessen weltweiter Einsatz für das Wohl von Kindern lebenswichtig ist. Wie schwer diese Arbeit ist und wie unglaublich hart es die Kinder haben, das habe ich bei meinen Reisen erlebt.
Dies ist mein Tagebuch der Reise, die mich 2009 für das Projekt »Schulen für Afrika« nach Burkina Faso führte. Burkina Faso ist ein wunderschönes, aber von unvorstellbarer Armut gebeuteltes Land. Ich bin dort Menschen begegnet, die ihre Lebensumstände dennoch mit Stärke und Stolz meistern, besonders die Frauen und Kinder. Sie haben mich tief beeindruckt.
Es gibt noch einen zweiten Grund, warum ich hoffe, dass dieses Kapitel gelesen wird, obwohl es nicht leicht und locker ist, wie der Rest des Buches: Projekte wie »Schulen für Afrika« brauchen Unterstützung. Es hat nicht jeder die Gelegenheit, mit eigenen Augen die Arbeit von UNICEF zu sehen. Aber jeder hat die Möglichkeit, etwas zu tun: www.unicef.org
Tag 1
Gestern Abend in der Hauptstadt Ouagadougou gelandet, heute vier Stunden Reise über Land nach Bobo. Wir besuchen die Sarfalao-Schule, die 2005 mithilfe von Spenden von UNICEF
eröffnet wurde. Erster Schock: 150 Schüler in einem Klassenzimmer! Die Kleinsten sitzen zu fünft auf einer Bank, die normalerweise für drei Kinder vorgesehen ist. Man erklärt mir, dass die Bedingungen so sind, seitdem immer mehr Flüchtlinge von der Elfenbeinküste in Burkina Faso ankommen.
Es sind die Frauen, die hier auf ihre zurückhaltende, verantwortungsvolle Art alles am Laufen halten. Die Schule, den Kindergarten, den Brunnen für frisches Wasser. Dennoch gibt es sowohl ein Eltern- als auch ein Mütter-Komitee. Ob Mütter keine Eltern sind, frage ich und höre, dass Frauen in der Gesellschaft eine untergeordnete Rolle spielen. Es würde keinen Sinn machen, dass die Frauen an den Besprechungen des Elternkomitees teilnehmen, da sie nie vor den Männern das Wort ergreifen würden.
Ähnlich ist es im Unterricht, gerade bei den jüngeren Schülern. Die Mädchen melden sich, sobald sie jedoch aufgerufen werden, verstummen sie. Sie sind es nicht gewohnt, dass man ihre Meinung hören will. Ich stelle erleichtert fest, dass es unter den älteren Mädchen eine Entwicklung gegeben hat. Sie sind selbstbewusster, mutiger und erzählen von ihren Wünschen für die Schule. Mehr Bücher wären schön und Taschen um sie zu tragen, ein zweites Schulgebäude, damit auch ihre Freunde im Dorf den Unterricht besuchen können. Für sie ist es ein großer Schritt, so frei und offen mit Fremden zu sprechen.
Tag 2
Heute besuche ich den Kindergarten. Hier werden die Kleinsten auf die Schule vorbereitet, indem man ihnen grundlegende Dinge beibringt, wie sich vor und nach dem Essen die Hände zu waschen, aber auch wie man auf Französisch zählt. Einige der Frauen, die im Mütterkomitee vertreten sind, kochen für die Kinder über einem offenen Feuer im Freien das Mittagessen. Sie lassen mich ihnen bei der Arbeit über die Schulter gucken, scherzen
und lachen, sind sehr fürsorglich. Das Essen wird von den Frauen an die Kinder verteilt, von denen viele ihre Mahlzeit nicht anrühren, sondern sie mit nach Hause nehmen, um sie mit ihren Familien zu teilen. Es macht mich fassungslos, wie viel Verantwortung diese Kinder tragen.
Wir gehen weiter in das kleine Dorf neben der Schule, eine
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