Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
wohnen … Aber Isabelle ist – du weißt schon – so berühmt. Können wir sie überhaupt fragen?«, fragt Jenny. Jetzt sieht sie nicht mehr ganz so kraftlos aus. Nachdenklicher dafür, und beinahe aufgeregt. Sie zwinkert die Tränen weg und sieht mich hoffnungsvoll an.
»Natürlich können wir sie fragen. Schließlich ist sie so gut wie meine Schwägerin.«
Jetzt ist Jenny verblüfft.
»WAS?«
Ach ja. Das habe ich noch gar nicht erwähnt. Also erzähle ich ihr von der Verlobung, und mit jedem Satz werden ihre Augen glänzender.
»Wie romantisch! Und du glaubst wirklich, dass es ihr recht ist, wenn ich komme?«
Das ist die alte Jenny. Zwei Worte zu Harry und Isabelle, und schon dreht sich alles wieder um sie. Aber im Moment ist es genau das, was ich brauche. Leute, die über Wichtigeres nachdenken als über die Hochzeitsvorbereitungen meines Bruders.
»Ich rufe sie gleich an, wenn du willst. Das heißt, ich rufe Harry an. Die beiden sind zurzeit unzertrennlich.«
Ich rufe Harry an, und tatsächlich steht Isabelle genau neben ihm (oder sitzt auf seinem Schoß oder sonst was), und sie hilft uns gerne aus. Sie sagt, ein paar Tage ist sie sogar selbst in New York, und sie wird Jenny auf jeden Fall ein paar »echt coolen Leuten« vorstellen.
Jenny ist ganz aus dem Häuschen, und dann kriegt sie einen Riesenschreck.
»Der Aufsatz! Den habe ich total vergessen.«
Also quetschen wir uns zusammen vor den Computer und strengen uns eine Stunde lang an, indem wir Google und Wikipedia und Edies Tipps und das, woran wir uns aus dem Unterricht erinnern, und unsere Fantasie zusammenwerfen. Wahrscheinlich bekommen wir diesmal keine Einsen, aber daran ist unsere Englischlehrerin gewöhnt.
Auf dem Weg zur Tür frage ich beiläufig, ob Glorias Waschmaschine kaputt ist. Jenny sieht mich mit leerem Blick an.
»Nicht direkt. Ich schaffe das schon. Ich war nur so damit beschäftigt, mir Sorgen wegen New York zu machen. Bis du gekommen bist.«
An der Tür umarmt sie mich fest. Ich höre, wie im Flur hinter uns eine Tür zugeht.
»Sag Gloria Grüße von mir.«
Sie nickt. »Klar.«
Einen Augenblick lang verrutscht ihr Gesicht.
Trotz des Workshops und Isabelles Wohnung habe ich sie noch nie so traurig gesehen.
Als ich von Jenny nach Hause komme, wartet Granny mit Mum in der Küche auf mich. Isabelle und Harry sind auf irgendeiner Party, wo sie sich von noch mehr Freunden beglückwünschen lassen.
Granny trägt ein korallenrosa Kostüm, das hat sie sich machen lassen, als wir in den Weihnachtsferien in Indien waren, und eine zweireihige Perlenkette. Sie hat eine neue Frisur, die aussieht wie ein Vanille-Softeis, nur ohne den Schokoüberzug. Ihre Wangen sind gerötet, ihre Augen leuchten und sie läuft ernsthaft Gefahr, ihren Gin Tonic zu verschütten, als sie das Glas schüttelt, um zu unterstreichen, wie höchst erfreut sie über die derzeitige Situation ist.
»Ist es nicht FABELHAFT? Nonie, du bist so ein Glückspilz. Es ist eine ganz wunderbare Familie. Isabelles Vater Lucius ist der Earl von Arden. Absolut reizender Mann. Und der Bruder ihrer Mutter hat in den 1980ern mit Plastikverpackungen ein Vermögen verdient und schwimmt im Geld. Jede Menge Ferien in den Hamptons, und ich glaube, eine hübsche Yacht hat er auch.«
»Mummy!«
Selbst meine Mutter ist schockiert. Granny hat viele Eigenschaften, aber Fingerspitzengefühl gehört nicht dazu.
»Was ist denn, Darling? Solche Dinge sind wichtig. Wenn Nonie eines Tage die richtige Sorte Mann anziehen will, dann muss sie wissen, wie sie sich von ihrer besten Seite zeigt. Und nichts bringt hübsche Beine besser zur Geltung als der Sprung von einer Yacht.«
Ich sehe an mir runter. Im Moment stecken meine Beine in Schottenkarostrumpfhosen und hochgeschnürten Doc Martens. Außerdem finde ich sie zu kurz, um hübsch zu sein. Aber ich habe sowieso nicht vor, in naher Zukunft von einer Yacht zu springen, um irgendeinen reichen Langweiler zu beeindrucken, und deshalb zerbreche ich mir darüber nicht den Kopf.
»Und natürlich ist da die Hochzeit selbst«, fährt Granny fort. »Ich weiß, es ist noch ein bisschen zu früh für Nonie, aber es werden jede Menge potenzielle Kandidaten da sein. Ich nehme an, du bist Brautjungfer?«
Ich zucke die Schultern. Doch jetzt sind Mum und Granny wieder bei ihrem Lieblingsthema. Festsäle, Gästelisten, geliebte Verwandtschaft, verhasste Verwandtschaft, Hüte …
Plötzlich wird Granny bleich.
»Sie ist doch religiös, oder? Ich
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