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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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die Sorgfalt, mit der er alles geplant hatte, um ihrem Unternehmen den letzten Schliff zu geben, ungeachtet der Qualen, die er während der letzten Tage durchgestanden hatte. Die Strömung des Flusses war von den Stromschnellen unmittelbar unterhalb des Wasserfalls an sehr träge.
    Willie schob durch die Seilschlinge am Heck des Schlauchbootes ein Paddel und begann geschickt zu rudern, wobei er mit dem Paddel von der einen Seite nach der andern hin eine gleichmäßige Acht beschrieb.
    Langsam schob sich das schwerbeladene Schlauchboot stromaufwärts.
    Als sie etwas später das Wachhaus passierten, das genau dort stand, wo der Fluß einen scharfen Knick um die Talenge machte, hörten sie das Geräusch eines startenden Motorrollers. Das mußten Gamarra und Zechi sein, die zur Wachablösung kamen. Sie würden dreieinhalb Kilometer entlang der Piste fahren und den Roller den abgelösten Wachen zum Zurückfahren überlassen.
    Das Schlauchboot zog weiter durch das tief eingeschnittene Bett und die große Kurve hinauf, wo der Fluß das Tal begrenzte. Nach fünf Minuten vernahmen sie den anschwellenden und dann verebbenden Motorenlärm des Rollers, als die beiden Wachtposten, deren dreistündiger Dienst zu Ende war, zum Wachthaus zurückfuhren.
    Die hohe Wolkenschicht hatte sich inzwischen verdichtet, und es war nun noch dunkler als zuvor.
    Schließlich kamen sie an die Stelle, an der sich die Wucht des Wasserfalls bereits bemerkbar machte. Willie steuerte das Schlauchboot auf das Ufer zu und half Modesty, mit dem bewußtlosen Kind auszusteigen.
    Irgendwo längs des Kammes, der sich in westlicher Richtung quer zum Tal erstreckte, würden die beiden Posten patrouillieren und zwischen der Dove am Ende der Piste und dem Munitionslager in der Mitte des Kammes hin und her pendeln. Gamarra und Zechi.
    Willie sagte leise: «Einer von uns beiden sollte hier bei Lucille bleiben.»
    Das war natürlich überflüssig, denn Lucille würde vor zwei oder drei Stunden nicht aufwachen. Aber Modesty nickte.
    «Ja, ich bleibe. Erledige du das.»
    «Danke, Prinzessin.»
    Sie sah ihn in seiner Tasche herumsuchen und dann etwas in sein rechtes Ohr stecken. Die von ihm konstruierte kleine Radarvorrichtung. Im nächsten Augenblick hatte ihn die Dunkelheit lautlos verschluckt. Sie saß da, den kleinen, reglosen Körper im Arm, den Rücken gegen die steile Böschung gelehnt. Sie war um Willies wegen froh, daß er sich nun endlich von all der aufgestauten inneren Spannung freimachen konnte, worauf er so lange hatte warten müssen.
    Draußen im Tal lehnte Gamarra in der Nähe des dicken Holztores zum Munitionslager an der Felswand.
    Die natürliche Öffnung der großen Höhle war mit Stahlbeton ausgekleidet worden, um einen Rahmen für das Doppeltor zu schaffen. Über Gamarras Schulter hing ein automatisches Gewehr. Er hob die abgeblendete Taschenlampe, die er am Gürtel trug, und leuchtete kurz auf seine Uhr. 3 Uhr 45. Er hatte in der Nähe der Dove zwei Dosen Bier versteckt. Zechi wußte nichts davon. Gamarra beschloß, sich die erste Dose in einer halben Stunde und die zweite eine Stunde später zu holen. Dann würden es nur noch 45 Minuten bis zur Ablösung sein. Langsam schlenderte er an dem großen Tor vorbei. Wache zu schieben war die reinste Zeitverschwendung, dachte er. Vor dem Getränkelager im Palast, da sollten sie eine Wache aufstellen, aber wer interessierte sich schon für Munition oder für die Dove? Daß Karz diese Befehle trotzdem gab, so dachte Gamarra, entsprang vielleicht den Überlegungen, daß ein oder zwei Männer fliegerische Erfahrung besaßen und daß die Dove die einzige Möglichkeit war, hinauszukommen, wenn es vielleicht einem Narren einfiel, zu desertieren. Aber selbst auf diesem Weg würde er nur sehr geringe Chancen haben.
    Gamarra war mit einer Gruppe von zwanzig oder mehr Männern in einem großen Lockheed-Hercules-Transporter hereingeflogen worden, aber er hatte gehört, was die Männer sagten, die mit der Dove gekommen waren. Es war ein zweifelhaftes Vergnügen gewesen, mit der kleinen Maschine unter dem Niveau der verwirrend vielen. Berggipfel zu fliegen. Seine Gedanken schweiften ab, und ein Grinsen verzog seine Lippen. Er fragte sich, wie Garvin wohl mit dieser halbtoten Blaise vorankäme …
    Der Oszillator in Willie Garvins Ohr zirpte leise, dann lauter. Er machte ein paar Schritte nach links, legte sich flach auf den Boden und versuchte, mit den Augen die Dunkelheit zu durchbohren. Den Signalen nach mußte

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