Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
sprechen wir nicht mehr davon. Es bleibt uns eben nicht erspart, das Haus zu durchsuchen …» Sie hielt inne, denn Willie starrte gedankenversunken vor sich hin.
    Sie zog das Päckchen mit den Zigaretten aus seiner Brusttasche, zündete sich eine an und wartete. Ein beginnendes Grinsen verdrängte die Konzentration aus seinen Zügen. «Und jetzt», verkündete er mit dem freundlichen, glatten Stimmfall eines Modenschauconferenciers, «zeigen wir Ihnen eine schrecklich nette kleine Nummer, von der ich überzeugt bin, daß Sie sie einfach himmlisch finden werden.»
    Es war eine Stunde nach Mitternacht, als bei Maya das Telefon klingelte. Sie döste in ihrem Lehnstuhl. In den fünfzehn Jahren, seit sie Madame war, war ihr das Dösen in der Nacht und der stundenweise Schlaf bei Tag zu einer Gewohnheit geworden, die sie nicht mehr aufgeben konnte. Überrascht hievte sie sich hoch und hob ab.
    «Karz», meldete sich die gewaltige Stimme. Er meldete sich immer so. «Sehen Sie nach, ob das Kind in Sicherheit ist.»
    «In Sicherheit … ?» Ihr Schrecken überwog die Überraschung. Karz entsetzte sie. «Ja, ja, Kommandant. Sie meinen jetzt gleich?»
    «Sofort», befahl die Stimme. «Und Sie rufen mich an, sobald Sie nachgesehen haben.» Die Verbindung brach abrupt ab. Maya wischte sich mit dem Saum ihres Kleides über das Gesicht, nahm eine Taschenlampe vom Tisch und verließ mit raschen, schlurfenden Schritten ihr Büro.
    Sie ging einen schwach erleuchteten Korridor entlang, wandte sich nach links, dann noch einmal nach links und ging dann eine Reihe von Stufen zum zweiten Geschoß hinauf. Aus ein oder zwei Räumen, an denen sie vorbeikam, drangen Geräusche und wieherndes Gelächter heraus.
    Sie ging weiter, auf den nächsten Treppenabsatz zu. Hier gab es keine Beleuchtung. Sie knipste ihre Taschenlampe an und ließ den Strahl vor sich her tanzen.
    Ein Dutzend Schritte hinter ihr schlich Modesty Blaise auf bloßen, leisen Sohlen.
    Schnaufend ging die Frau einen engen Korridor entlang. Sie passierte einen Quergang und trat auf eine Tür zu. Man hörte, wie zuerst ein schwerer, dann ein leichterer Riegel beiseite gezogen wurde. Modesty sah zu, wie sie in den Raum hineinging. Von innen drang ein schwaches Licht durch die halboffene Tür.
    Modesty preßte sich in der Dunkelheit des Querganges wartend gegen eine Wand. Eine Minute später hörte sie, wie die Tür wieder geschlossen und die Riegel wieder vorgeschoben wurden. Der Taschenlampenstrahl zitterte durch den schmalen Korridor, und die plumpe Gestalt schlurfte an dem Quergang vorbei. Drei Minuten später watschelte Maya atemlos in ihr Büro und ergriff den Hörer des Telefonapparates.
    Bloß fünfzig Meter weit entfernt, getrennt durch mehrere Zwischenwände, stand Willie Garvin in der völligen Dunkelheit des technischen Lagers und hatte seine Hand auf einem Telefon, das auf einem der Bänke stand, liegen. Als es klingelte, hob er den Hörer und sagte mit verstellter Stimme: «Vermittlung.»
    «Geben Sie mir Karz», schnaufte Maya. «Ich habe Auftrag, ihn anzurufen.»
    «Bitte.» Willie schlug mit dem Fingernagel zweimal gegen die Muschel des Hörers, dann machte er an der Wählscheibe eine halbe Drehung, wartete zwei Sekunden und sagte: «Karz.» Die tiefe tonlose Stimme war leicht nachzuahmen.
    Mayas Nervosität war nicht zu überhören. «Ich war bei dem Kind, Kommandant», sagte sie.
    «Ist es in Sicherheit?»
    «Ja, Kommandant …» Maya war schon versucht gewesen, «natürlich» hinzuzufügen, aber sie unterdrückte es noch rechtzeitig. «Sie schlief. Sie ist absolut in Sicherheit.»
    «Es ist gut.» Willie legte den Hörer auf. Er drehte eine abgeblendete Taschenlampe an und löste die verzahnten Endklammern von dem Zwillingskabel, das oberhalb der Bank an der Mauer befestigt war. Er hatte ein paar Zentimeter des Kabels blankgemacht und durchgetrennt, um die Verbindung zur Telefonzentrale im Hauptquartier zu unterbrechen. Auf diese Weise war nur sein Apparat mit dem in Mayas Büro verbunden. Er drehte die durchgetrennten Enden wieder zusammen, um die Verbindung wiederherzustellen, dann ging er zu einer schweren Tür und nahm den kleinen Sack, der sich nun wieder bauschte, mit sich.
    Diese Tür war eine von denen, die stets verschlossen waren, um den
Seraglio
, der nur von Mayas Büro aus betreten werden konnte, von den übrigen Räumen des Palastes völlig zu isolieren. Er hatte das Türschloß am Nachmittag entsprechend präpariert. Er schloß hinter sich wieder

Weitere Kostenlose Bücher