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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ab und ging den kurzen Korridor, der zu einem der Hauptkorridore des
Seraglio
führte, hinunter.
    Modesty erwartete ihn in ihrem Zimmer.
    «Es hat geklappt, Willie.» Ihre dunklen Augen leuchteten froh. «Sie ist in einem Zimmer oben im dritten Stock.»
    «Oh … nun funktioniert der Laden». Er blickte auf seine Uhr. «Es ist jetzt ein Viertel nach eins. Wann holen wir sie?»
    «Kurz nach zwei, denke ich. Um diese Zeit haben sich die meisten Kunden hier beruhigt und sind schlafen gegangen. Hast du dir vom Lager geholt, was du brauchtest?»
    «Ja.» Er klopfte auf den kleinen Sack unter seinem Arm, ging zu dem Diwanbett und setzte sich neben sie.
    «Maya sagte am Telefon, daß Lucille schläft.»
    Modesty dachte eine Weile nach, runzelte die Stirn und meinte dann: «Wir wissen überhaupt nicht, wie sie reagieren wird, wenn wir sie aufwecken.»
    «Eh? Eigentlich müßte sie glücklich sein wie ein Tippler, der in einen Weinkeller fällt, wenn sie erkennt, daß wir es sind und daß wir kamen, um sie herauszuholen.» Willies Stimme klang leicht erstaunt und indigniert.
    «Mein Gott, bedenke doch – sie ist nicht wir. Sie ist erst zwölf Jahre alt und aus ihrer Umwelt herausgerissen worden. Sie könnte hysterisch zu schreien beginnen.»
    «Daran dachte ich auch», sagte er düster und rieb sich das Kinn. Er nahm die kleine, flache Schachtel zur Hand, die er zuvor aus seinem Sack ausgepackt hatte.
    Sie enthielt eine Injektionsspritze und vier Ampullen.
    «Das habe ich in der Sanitätsstation mitgehen lassen», erklärte er. «Ich wollte es verwenden, wenn wir den ursprünglichen Plan ausgeführt hätten. Jede Ampulle enthält drei Gran Phenobarbitone-Lösung.»
    «Was wolltest du damit anfangen?»
    «Ich wollte, daß du es mir injizierst, nachdem du mich erledigt hast. Wenn sie mich dann am Morgen gefunden hätten, wäre ich noch immer bewußtlos gewesen, und so hätten sie annehmen müssen, du seist vielleicht erst seit einer Stunde weg und nicht schon seit drei oder vieren. Sie wären bestimmt nicht auf die Idee gekommen, zu untersuchen, ob ich infolge einer Droge oder weil du mich niedergeschlagen hast bewußtlos bin.»
    Modesty nickte. «Jetzt haben wir dafür einen besseren Verwendungszweck. Halte es bereit, Willie.» Sie hob ihren Gürtel, nahm den Colt aus dem Halfter und prüfte ihn sorgfältig. «Wie kamst du überhaupt zu dem Colt und zu meinen Kleidern und dem Kongo?»
    «Den Colt hatte der Bursche im Senderaum nach der Vorstellung, die wir ihm gaben, an sich genommen.
    Ich kaufte ihm das Ding später für zwei grüne Karten ab.»
    «Und die anderen Sachen?»
    «Ich ging einfach in dein Quartier, nachdem du die Zwillinge erledigt hattest, und nahm sie an mich.»
    «Und Brunig und die andern hatten nichts dagegen?»
    «Wollen wir sagen, sie versuchten nicht, mich daran zu hindern.»
    Willie schmunzelte. «Wahrscheinlich sah ich zum Fürchten aus.»

20
    Willie Garvin schob die beiden Riegel zurück und öffnete die Tür des Zimmers im dritten Stockwerk. Von der Mitte der Decke hing eine elektrische Birne, die ein schwaches Licht ausstrahlte. An der einen Wand stand ein Bett.
    Modesty schloß die Tür hinter sich und Willie. Gemeinsam gingen sie an das Bett des schlafenden Kindes.
    «Lucille …» flüsterte Modesty und zupfte das Kind leicht am Ohrläppchen. «Wir sind es, Modesty und Willie. Wir sind da, Liebling. Nun ist alles wieder gut.»
    Sie öffnete die Augen und blickte verwundert um sich. Glanzlos lag das offene, zerzauste Haar um ihr abgemagertes Gesicht.
    «Nun ist alles wieder gut, Liebling.» Modesty schob einen Arm unter die schmalen Schultern und richtete Lucille auf. «Schau, Willie ist auch da.»
    «Hallo, Liebling.» Willie beugte sich zu ihr hinab.
    «In eine schöne Geschichte bist du da hineingeraten, was? Aber jetzt werden wir bald wieder zu Hause sein.»
    Lucille zitterte. Aus ihren Augen sprachen Haß und Furcht. In einem erstickten Flüstern begann sie auf französisch zu plappern: «Sie haben mich fortgebracht – ihr habt es ihnen
angeschafft
, sie haben es gesagt! Sie haben mich mit Nadeln in den Arm gestochen, damit ich einschlief!» Sie hob die Stimme. «Diese dicke Frau – sie ist furchtbar! Und ich höre Geräusche, Männer und Frauen, ich höre sie kommen und gehen, und ich weiß – einmal werden sie kommen und mich umbringen …»
    Eine kleine Faust fuhr auf Modestys Gesicht zu. Sie fing das Gelenk ab, drückte die mageren Arme an den kleinen Körper und legte eine Hand über

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