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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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quälenden Dämonen, die ihn ritten, zu befreien. Für diese Befreiung hatte sich der neue Willie Garvin nicht zu ihrem Sklaven – denn das hätte sie nicht geduldet –, sondern zu ihrem ewig getreuen Gefolgsmann gemacht. Und obwohl sie ihn zu sich heraufgezogen hatte, damit er ihre rechte Hand sei, saß er ihr noch immer zu Füßen.
    Seiner Männlichkeit tat das jedoch keinen Abbruch.
    Tarrant mußte bei diesem Gedanken in sich hineinlächeln. Willie Garvin war felsenfest davon überzeugt, daß er als Modestys auserwählter Vasall jeden anderen Mann turmhoch überragte; jene wenigen Männer, die die Freuden ihres herrlichen Körpers genossen hatten, mit eingeschlossen. Willie war vielleicht der glücklichste Mensch, den Tarrant überhaupt kannte; er gehörte auch zu dem halben Dutzend außerordentlich interessanter Männer. Und wenn es notwendig war, dann war er sicherlich von allen der gefährlichste. Und wenn niemand die ganze Geschichte von Modesty Blaise kannte, Willie kannte sie. Tarrant beneidete ihn darum. Wenn Willie manchmal eine unbeabsichtigte Bemerkung machte, die sich auf ihre Vergangenheit bezog, wenn er ganz kurz den Vorhang über irgendeiner faszinierenden Episode gelüftet hatte, wehrte er sofort jeden Versuch ab, sich weiter ausholen zu lassen. Tarrant hatte versucht, sich die Modesty jener frühen Tage als ein kleines, wildes Geschöpf vorzustellen, das inmitten einer Kriegswelt seinen täglichen Kampf gegen Hunger, Angst und Gefahr auszufechten hatte und das kaum begriff, was jenseits seiner eigenen, winzigen Welt vor sich ging; ein Geschöpf, das sich ganz allein durchkämpfte. Allein. Das mußte das Schlimmste gewesen sein, dachte Tarrant. Es gibt Menschen, die eine Zeitlang allein kämpfen können, wenn sie wissen, daß der Kampf einmal sein Ende haben wird. Aber wenn ein Kind einen Kampf auszufechten hat, der endlos scheint, und ihm dabei keine Menschenseele mit irgendwelcher Zuneigung hilft, und dieses Kind vermag schließlich aus alldem mit strahlendem und ungebrochenem Geist aufzutauchen … das grenzte nahezu an ein Wunder.
    Tarrant mußte an das andere Kind denken, das er vor einer halben Stunde in dieser herrlichen Dachgartenwohnung gesehen hatte – gutgenährt und in teuersten Kleidern.
    «Ja, meine Liebe», sagte er ruhig. «Sie haben vollkommen recht. Lucille könnte es auch schlimmer haben.» Modesty wandte ihr Gesicht vom Fenster ab und drehte es ihm zu.
    Er hatte erwartet, es von Erinnerungen überschattet zu finden, aber ihre Augen lachten ihn an. «Werden Sie nicht sentimental», sagte sie, und er wußte, sie hatte seine Gedanken erraten. «Und stellen Sie keine Vergleiche an. Dieselbe Bürde hat für jeden ein anderes Gewicht. Willie, du bist dabei, einen Polizeiwagen zu überholen und fährst um zwanzig Kilometer zu schnell.»
    «Das hat mir noch gefehlt», rief Willie ärgerlich.
    Er tupfte leicht auf die Bremse und blieb mit dem Polizeiauto auf gleicher Höhe. Zwei grimmige Gesichter zeigten ihm eine unheilverkündende Miene. Er beugte sich ein wenig über den Nebensitz, wies mit dem Zeigefinger mehrere Male in Richtung des von der Straßenseite abgewandten Hinterrads des Polizeiwagens, schnitt bedeutungsvolle Grimassen und winkte mit der Hand hin und her. Dann setzte er sich mit einem freundlichen Lächeln in seinem Sitz zurück. Der Lenker des Polizeiautos fuhr unverzüglich an den Randstein heran und gab Willie ein Zeichen, weiterzufahren. Während der Rolls an ihm vorüberzog, nickte der Fahrer dankend.
    Zurückblickend sah Tarrant, wie die beiden Polizisten ausstiegen, an die Hinterseite des Wagens gingen und sich niederbückten, um das Rad zu untersuchen. «Bedaure», sagte Willie, «ich habe nicht aufgepaßt. Ich habe noch immer Lucille im Kopf.»
    «Sie haben sich aber staunenswert rasch gefaßt», meinte Tarrant mit trockenem Humor. «Was geschieht, wenn uns die beiden nachkommen, nachdem sie festgestellt haben, daß ihr Rad in Ordnung ist?»
    «Oh, ich tat bloß meine Pflicht. Es kam mir vor, als hätte das Rad etwas gewackelt. ‹
Der Gerechte wird blühen wie die Palmen, wachsen soll er wie die Zeder am Libanon
› Psalm 92, Vers 12.»
    Das Zitat überraschte Tarrant nicht. Er wußte, daß Willie einmal ein Jahr lang in Kalkutta im Kittchen gesessen und dort als einzige Lektüre einen Psalter gehabt hatte.
    Modesty beugte sich nach vorn und klopfte Willie auf die Schulter. «Mach dir wegen Lucille keine Sorgen. So etwas braucht seine Zeit.»
    «Das weiß ich

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