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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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immergrüne Hecke, stand das niedrige Gebäude, in dem Tarrant jetzt saß.
    Von der leichten, spielerischen Stimmung des Morgens war jetzt nichts mehr zu spüren. Er stellte fest, daß während der letzten zehn Minuten, da Modesty und Willie sich auf dem Stufenbarren aufgelockert hatten, kein Wort gesprochen worden war. Er hatte ein Gefühl des Ausgeschlossenseins, und er wußte, daß sich die beiden seiner Anwesenheit nicht mehr bewußt waren.
    Sie befanden sich allein in der fremden Welt ungeheurer psychischer und physischer Konzentration.
    Willie sprang von dem Barren herab und nahm an der einen Ecke des
dojo
Aufstellung. Modesty ging in die andere Ecke, ihm quer gegenüber.
    Es entstand eine kurze Pause, dann gingen sie mit raschen, leichten Schritten aufeinander zu. Modesty wich jäh zur Seite aus, schwang wieder zurück, und für Sekundenbruchteile verschmolzen ihre beiden Gestalten zu einer einzigen. Willies Körper wirbelte um ihren Oberschenkel, seine Füße landeten auf dem
dojo
, und er drehte sich. Tarrant sah, daß seine Hände ihren Arm und ihr Handgelenk umklammert hielten. Als Willie hochkam, schlug Modesty einen Purzelbaum, in Vorausahnung des von Willie geplanten Schlages.
    Tarrant stieß einen kleinen Seufzer der Erleichterung aus. Er sah, es handelte sich hier um eine freie Übung – eine Reihe von Schlägen, Griffen und Gegenschlägen, aber nicht mit dem Ziel, den andern zu besiegen. Es war wie eine Jazzimprovisation, bei der die Musiker ein Motiv eine Zeitlang durcharbeiten, es dann fallenlassen und ein neues aufgreifen.
    Es war eine Arabeske, die in phantastischer Beschleunigung abrollte, die Arabeske zweier Körper, die sich drehten, die fielen, sich wieder erhoben, sich für einen Augenblick trennten und dann wieder vereinten.
    Fünf Minuten lang sah er hingerissen zu. Dann trat Modesty zurück, atmete ein wenig rascher und sagte:
    «Also los, Willie.»
    Sie drehte sich um und nahm einen kleinen Gegenstand zur Hand, der auf einem Brett neben der Bank, auf der Tarrant saß, gelegen hatte. Es war dies der Kongo oder Yawara-Stock, ihre Lieblingswaffe. Er stammte aus dem alten Orient und sah aus wie ein Miniaturhantel aus schwarzem Sandelholz. Der Griff paßte genau in ihre Faust. Die beiden kugelförmigen Enden ragten an jeder Seite aus ihrer geschlossenen Hand hervor.
    Tarrant kannte die Wirkung dieser Waffe, denn er hatte sich einmal mit Modesty darüber unterhalten. Der Kongo wurde hauptsächlich als Schlagwaffe gegen Nervenzentren verwendet. Man konnte damit ein Glied lähmen, jemanden betäuben oder töten.
    Während sie so dastand, den richtigen Griff um die kleine Waffe suchend, ließ sie den Blick ganz kurz auf Tarrant ruhen.
    «Willie wird jetzt ein Handikap auf sich nehmen», sagte sie. «Ein Ausgleich für seinen Gewichtsvorteil.»
    Tarrant nickte wortlos. Seine Kehle war trocken.
    Modesty ging auf den
dojo
zurück. Willie beugte sich ganz leicht vor. Seine großen, kräftigen Hände kamen herauf, offen und steif wie zwei Spaten. Die eine hielt er mit der Handfläche nach unten, einige Zentimeter vor seiner Kehle, die andere senkrecht wie eine Axt, bereit zum Zuschlagen.
    Modesty hielt den linken Unterarm horizontal vor sich und sah darüber hinweg Willie an. Die Rechte mit dem Kongo lag vor ihrem Schenkel in Anschlagstellung.
    Vorsichtig kreiste einer um den andern. Während sie einander näher kamen, fühlte sich Tarrant nun endgültig ausgeschlossen aus ihrer Welt. Er war ein Mann, der selbst viele Schlachten geschlagen und Gefahren erlebt hatte. Viele Male hatte er Frauen und Männer in die Gefahr geschickt und manche sogar in den Tod. Er war mehr als dreißig Jahre älter als dieses Mädchen und ein Vierteljahrhundert älter als Willie Garvin, aber plötzlich kam er sich vor wie ein Kind, dem irgendein dunkles Geheimnis der Erwachsenen offenbar wird.
    Das war die Situation, in der manche Männer Modesty Blaise gesehen hatten, unmittelbar bevor sie unter ihrer Hand starben. Und so hatten manche Männer Willie Garvin in ihren letzten Augenblicken gesehen.
    Einen oder zwei dieser Männer hatte auch Tarrant gekannt, und von den andern wußte er. Alle waren sie Mörder gewesen, verderbte und gefährliche Menschen.
    Er hatte unter anderem die Leiche von Canalejas im Kloster von Kalithos gesehen, wo Modesty Blaise und Willie Garvin einen langen und schweren Kampf gegen eine erschreckende Übermacht ausgefochten hatten. Er hatte auf die Leiche von Canalejas herabgeblickt, hatte gewußt,

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