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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Wissenschaft.» Bowker fühlte sich irritiert. «Immerhin hat Luzifer seine Auswahl getroffen. Es bleibt uns nur zu hoffen, daß ein möglichst hoher Prozentsatz der Leute stirbt, so daß wir möglichst wenige umbringen müssen.»
    «Wir müssen auch noch unsere echten Kunden wegen der Geldforderungen heraussuchen», sagte Seff und blickte auf eine vor ihm liegende Liste. «Ich schlage vor, wir wählen zunächst fünf aus. Diese fünf sollten nach Ihrem fachmännischen Urteil mit wenigstens 70 Prozent Sicherheit zahlen. Andernfalls müßte Mr. Wish in einigen Monaten weitere Liquidierungen in die Wege leiten.»
    «Da muß ich zuerst die Dossiers einsehen.»
    «Selbstverständlich. Ich habe hier achtzehn Namen aufgeschrieben, damit Sie eine Auswahl treffen können.»
    Seff legte die Feder weg und blickte ins Leere. «Aber vorher habe ich eine andere Frage. Sie haben doch heute vormittag erwähnt, daß Luzifers – äh – mediale Fähigkeiten nicht eigentlich in Ihre Kompetenz fielen.»
    «Das hab ich auch niemals behauptet.» Bowker ging sofort in die Defensive. «Ich bin Psychiater. Ich kann mit Luzifer umgehen. Aber es bedarf eines Parapsychologen, um das Beste aus ihm herauszuholen.»
    «So eines leichtgläubigen Idioten, der auf Manifestationen scharf ist? Ich glaube kaum –»
    «Sie haben mich mißverstanden.» Diesmal war es Bowker, der das Wort abschnitt. «Die wahren Parapsychologen sind am schwersten zu überzeugen und am geschicktesten in der Entlarvung von Betrügern. Deshalb können sie ja mit den wirklichen Ausnahmefällen so gut umgehen, sobald sie ihnen begegnen.»
    «Mit Leuten wie Luzifer?»
    «Ich glaube, ein Luzifer ist denen noch nie untergekommen. Sogar, wenn seine Exaktheit auf 75 Prozent gefallen ist.»
    «Wir haben allen Grund, Dr. Bowker, diesen Prozentsatz zu halten, ja zu steigern. Könnte solch ein Experte uns dabei behilflich sein?»
    «Ich glaube schon.»
    «Kennen Sie jemanden, der dafür in Frage käme?»
    «Es gibt da einen gewissen Collier, der lange Zeit in Cambridge war», sagte Bowker bedächtig. «Ich kenne ihn flüchtig. Er ist über die Statistik und Mathematik zur Parapsychologie gekommen. Wahrscheinlichkeitsgesetze und dergleichen. Schließlich gewann er Interesse an den Phänomenen selbst. Ich habe einiges aus seiner Feder in Fachzeitschriften gelesen.»
    «Könnten Sie mit ihm in Verbindung treten?» fragte Seff.
    «Ich kann es versuchen.» Bowker rieb sich nachdenklich das Kinn. «Er arbeitet jetzt als freier Wissenschaftler, glaube ich. Aber er wird da nicht mitmachen wollen, Seff – ich meine, nicht beim Erpressungsgeschäft und bei den Liquidierungen.»
    «Daran habe ich auch nicht gedacht. Er braucht davon nichts zu erfahren.»
    «Da müßten wir aber sehr vorsichtig sein. Und auch dann könnte ihm manches auffallen. Und was geschieht, wenn er draufkommt?»
    Seff griff nach der Feder. «Wir werden alle erdenklichen Vorkehrungen treffen», sagte er zerstreut. «Und es wird Ihre Sache sein, seine Expertise so rasch wie möglich auszuwerten. Sollte aber Mr. Collier zu vieles bemerkt haben, so müßte man ihn in die Unteren Regionen transferieren, wie unser junger Freund sagen würde.»

2
    «Modesty», sagte Stephen Collier vor sich hin. Und nach einer Weile sagte er es noch einmal, sehr langsam, jede Silbe auskostend: «Modesty Blaise.»
    Er war allein; in Pyjama und Dressinggown saß er faul in einem Liegestuhl auf dem winzigen Balkon der kleinen Wohnung gleich neben der place du Tertre oben auf dem Montmartre. Über die Dächer hinweg war die weiße, im Scheinwerferlicht schimmernde Kuppel von Sacré-Cœur zu sehen.
    Collier war ein hagerer, drahtiger Mann in den Dreißigern. Sein Gesicht war schmal und klug, das Haar von stumpfem Braun und der melancholische Blick nicht ohne Humor. Seine tiefe Schüchternheit verbarg Collier hinter einem Auftreten und einer Redeweise, denen eine gewisse Trockenheit und Selbstironie eigen waren. Da er etwas kurzsichtig war, trug er eine Lesebrille. Aber ob mit oder ohne Brille, ob im Anzug oder nackt – Collier hatte sich niemals für besonders attraktiv gehalten. So rekelte er sich in schläfriger Zufriedenheit und fragte sich, was in aller Welt Modesty Blaise wohl an ihm fand.
    Dies war ihre Wohnung, eine kleine Absteige in Paris. Die Küche war aufs modernste ausgestattet, alles übrige mit hübschen alten französischen Stücken möbliert; ergänzt wurde die Einrichtung durch ein halbes Dutzend Gemälde von geringem Wert,

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