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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Wasser. Modesty drückte Willies Kopf unter die Oberfläche, wendete dann und schwamm an Land. Dall trat heran, um ihr aufs Trockene zu helfen, wobei er eingehend ihre Schläfe betrachtete, als sie sich das Haar aus dem Gesicht strich. Das Pflaster hatte sich im Wasser gelöst. Jetzt sah Dall die lange, purpurne, in der Mitte dunklere Schramme.
    «Hallo, Johnnie. Ich bin leider naß.» Sie beugte sich vor und küßte ihn flüchtig. «Mein Gott, schaust du hergenommen aus.»
    «Und ich etwa nicht?» sagte Collier. «Ich möchte verhätschelt werden und sonst noch allerhand. Ich möchte, daß man mir jeden Abend eine Einschlaf-Geschichte erzählt und daß man mir die ganze Nacht die Hand hält, damit ich mich beim Aufwachen nicht fürchte. Und gegen einen Teddybären hätte ich auch nichts, wenn das Vieh mir nicht immer im Weg wäre.»
    Jetzt trat auch Willie Garvin herzu, seine und Modestys Kleider unterm Arm. «Ich kannte da seinerzeit eine Krankenschwester in Liverpool», sagte er, während er die Hose über seine nasse Unterwäsche zog. «Sie vertrat eine phantastische Ansicht darüber, wie man eine Erkältung am besten herausschwitzt. Du brauchtest dazu nur ein Doppelbett, vier Wärmeflaschen und – ja, und natürlich sie. Bei mir war damals ständig ein Schnupfen im Anzug, aber sie hat ihn immer weggebracht, bis ich einmal wirklich eine Erkältung erwischte – eklig, kann ich euch sagen. Glaubte, zu krepieren. Na, kommt mir da meine Maureen nicht mit ihrer Roßkur …»
    Er schüttelte den Kopf und half Modesty beim Anziehen ihres Hemdes. «Und wenn ich sie damals nicht angesteckt hätte, so daß sie vor Rotz nichts mehr sehen konnte, ich schwör euch, sie hätt mich bestimmt umgebracht.»
    Dall grinste und zog eine Zigarre hervor. «Vielleicht besorgt sie das auch bei Collier, wenn ihm so danach ist. Ich möchte ja niemanden drängen, aber könnten wir jetzt gehen?»
    Modesty nickte. «Den Rest besorgen besser deine Leute, John. Ich meine, die Beseitigung von Seff und Konsorten. Wir sind hier auf fremdem Hoheitsgebiet und wollen nichts zurücklassen, was eine Menge Staub aufwirbeln würde.»
    «Gewiß. Ich hab es den Leuten gesagt.»
    «Gut.» Sie zog die Hose über. «Und wohin soll es jetzt gehen?»
    «Luzifer ist mit Dr. Marston schon an Bord. Ich werde veranlassen, daß er zu Hause in die rechten Hände kommt. Wir vier steigen in die Beaver und fliegen zu den US-Headquarters im Luftwaffenstützpunkt Clark auf Luzon. Von dort aus rufe ich Washington an und sag ihnen, daß keine Todeslisten mehr zu befürchten sind. Ich vermute, Tarrant wird sich freuen, dasselbe von dir persönlich zu hören.» Er überlegte. «Alles Weitere bleibt jedem einzelnen überlassen. Die Sache ist erledigt.»
    «Bestens.» Modesty schnürte sich die Schuhe zu und erhob sich. Dann überreichte sie Dall ein kleines Wachstuchpaket. «Deine Diamanten haben wir auch sichergestellt, John. Seff hatte sie bei sich.»
    Als sie den Hang hinaufschritten, ging Collier neben Dall. Modesty und Willie waren ein Stück voraus. Soweit Collier ihre Worte verstehen konnte, sprachen sie über Belanglosigkeiten, wie die Installierung eines Trampolins in der ‹Tretmühle› oder einem der dafür geeigneten benachbarten Räume. Collier glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu dürfen.
    Nur ein einziges Mal stolperte Modesty und schwankte ein wenig, aber sofort schlang Willie den Arm um sie. Dann gingen sie weiter, immer noch redend. Collier verlangsamte sein Tempo, und auch Dall blieb zurück.
    «Hören Sie», sagte Collier langsam, «ich bin zu müde, um es diplomatisch auszudrücken. Aber was soll nun geschehen – ich meine, soweit es Sie, mich und Modesty betrifft?»
    «Interessiert Sie das wirklich?»
    «Sie vielleicht nicht?»
    Dall grinste, zog an seiner Zigarre und blickte nachdenklich auf die beiden Gestalten vor ihnen. «Okay. Erstens brauchen wir uns nicht in die Haare zu geraten. Um Modesty kann man nicht kämpfen. Zweitens wird sie weder mit mir noch mit Ihnen nach Hause fahren.
    Sie wird mit Willie Garvin irgendwohin fahren. Sie wird ausspannen, und sie wird allein schlafen. Vielleicht werden sie miteinander schwimmen oder ausreiten oder segeln – irgend etwas eben, ausgehen, tanzen, Roulette spielen, vielleicht auch nicht. Sie verstehen sich auf beides: wie man die Dinge anpackt – und wie man das Leben mit Nichtstun verbringt. Und das ist eine sehr seltene Kunst.»
    «Eine, die ich jetzt mit dem größten Vergnügen betreiben würde.»

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