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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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klickte ein Schalter.
    Collier erhob sich. Er war nicht besonders nervös, nur neugierig und eine Spur verärgert. Wie so manche schüchternen Engländer verfügte er über eine gewisse ruhige Zivilcourage.
    Der Eindringling räusperte sich. Er kam nun ins Wohnzimmer zurück, leise Bert Kaempferts
Swingin’ Safari
vor sich hin pfeifend. Collier stellte nebenbei fest, daß die sehr schwierige
penny whistle
-Melodie ganz ausgezeichnet gepfiffen wurde.
    Jetzt ging der Besucher in die Küche. Auch dort knipste er das Licht an. Leise betrat Collier das Wohnzimmer. Ein großer, abgeschabter Schweinslederkoffer stand auf dem Fußboden. Draußen klapperte der Fremde mit den an der Küchenwand hängenden Töpfen und Pfannen. Dann kam der gedämpfte Knall, der das Anzünden der Gasflamme begleitete.
    Collier trat an die geöffnete Küchentür. Auf dem Herd stand eine Pfanne mit einem Stück Fett darin.
    Daneben lagen auf der Arbeitsfläche zwei Koteletts und zwei Eier aus dem Kühlschrank. Ein großer Kerl war damit beschäftigt, Weißbrotscheiben zu schneiden.
    Während Collier in die Türöffnung trat, knarrte ein Dielenbrett unter seinem Fuß. Der Mann zuckte zusammen, drehte sich herum und hielt das Brotmesser nun an der Klinge statt am Griff.
    Mit einem jähen Erschrecken wurde sich Collier der Gefahr bewußt. Dann war es vorüber. Die Spannung wich, der Fremde drehte das Messer mit einer schnellen Bewegung um, so daß er es nun wieder am Griff hielt, und lächelte freundlich und entschuldigend.
    «
Je m’excuse
», sagte er. «
Je ne savais pas qu’il-y-avait quelqu’un ici

    Collier verstand, was der andere sagte, aber er wollte sich nicht durch den Gebrauch der Fremdsprache in die schwächere Position bringen lassen, wenn es sich vermeiden ließ. «Sprechen Sie Englisch?» fragte er kurz.
    Der Fremde zwinkerte ihm zu. Seine Augen waren von intensivem Blau. Er war noch größer, als Collier anfangs gedacht hatte, blondhaarig und mit wettergegerbtem Gesicht, dabei ebenso nachlässig wie kostspielig gekleidet.
    «Manche Leute halten es nicht für Englisch», sagte der Fremde mit starkem Cockney-Akzent, «aber meistens gelingt es mir, mich verständlich zu machen.»
    «Sie
sind
Engländer.» Collier trat noch nicht aus seiner Reserve heraus. «Was, zum Teufel, machen Sie dann hier?» Gleichzeitig war ihm peinlich bewußt, daß die Frage mit der Nationalität des Mannes nicht das geringste zu tun hatte. Der aber hatte die Ungereimtheit nicht bemerkt oder ließ es sich zumindest nicht anmerken.
    «Ich heiße Garvin», sagte er liebenswürdig. «Willie Garvin.» Er begann wieder Brot zu schneiden. «Möchte nur schnell was in den Bauch kriegen, und dann ins Bett.»
    «Bett?»
    «Mhm. Ich hab geläutet, aber niemand hat sich gemeldet – ich hab nicht gewußt, daß Sie da sind. Nur noch einen Bissen essen, dann bin ich dahin.»
    «Wie sind Sie denn hereingekommen?» fragte Collier.
    «Ich hab Schlüssel.» Willie Garvin ging zum Herd und betrachtete mißtrauisch das heiße Fett in der Pfanne.
    «Ich habe auch Schlüssel», sagte Collier. «Ich hab nicht gewußt, daß wir unser zwei sind.»
    «Sind wir ja gar nicht. Ich wohne dort.» Und Willie Garvin deutete mit einer Kopfbewegung nach dem Gästezimmer. «Sag’n Sie, verstehen Sie was vom Kochen? Ich bin da völlig unbegabt. Mir brennt alles an.
    Ich hab gehofft, daß die Prinzessin zu Hause sein und mir was zu essen richten wird.»
    «Die Prinzessin?»
    «Das ist pure Höflichkeit.» Der Mann sah Collier mit freundlichem Lächeln an. «Ich meine Modesty.»
    «Sind Sie mit ihr verwandt?» fragte Collier erleichtert. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, daß der Mann mit Modesty Blaise verwandt sein sollte, aber es war das einzige, was die Situation retten konnte.
    «Nein», sagte Willie Garvin und legte die beiden Koteletts in die Bratpfanne. «Ich hab für sie gearbeitet und bin dann sozusagen ihr Partner geworden. Später haben wir’s aufgegeben. Wir sind alte Freunde.»
    Jetzt war Collier so klug wie zuvor. Um nicht indiskret zu wirken, wechselte er das Thema. «Es macht ihr also nichts aus, wenn Sie einfach hier hereinkommen, sich etwas zu essen machen und dann schlafen gehen?»
    «Genau. Es macht ihr nichts aus.»
    Willie Garvin betrachtete beunruhigt die brutzelnden Koteletts. Keiner sagte etwas.
    «Wenn Sie Modesty so gut kennen», fragte Collier schließlich, «warum haben Sie sich dann nicht erkundigt, was ich hier zu suchen habe?» Darauf hatte Willie

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