Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
erworben bei den vielen Malern, die ihre Ware täglich auf der place du Tertre auslegten.
    Außer Küche und Wohnraum gab es nur noch ein Bad und zwei Schlafzimmer. Das zweite stand für gewöhnlich leer, außer wenn Modesty eine Freundin bei sich beherbergte.
    Colliers Denken kreiste um Modestys Schlafzimmer.
    Noch immer konnte er es nicht recht glauben, daß er während der ganzen vergangenen Woche mit ihr in dem großen Messingbett geschlafen und alle Lust und Entspannung erfahren hatte, die ihr herrlicher Körper bieten konnte.
    Das nennt man Glück haben, sagte er zu sich.
    Doch über das Wunder ihrer Liebesbeziehung hinaus reichte das erregende Erlebnis des täglichen Beisammenseins. Sie hatte ihm Paris gezeigt, das er leidlich, sie aber durch und durch kannte; und weil
sie
es ihm gezeigt hatte, war ihm die Stadt besonders teuer geworden.
    Modesty konnte über erstaunlich viele Dinge plaudern, doch ebenso verstand sie es, ihm stundenlang schweigend Gesellschaft zu leisten. Während eines ganzen langen Nachmittags im Louvre hatten sie nicht ein Wort gewechselt, waren ganz mit den Meisterwerken des Museums beschäftigt gewesen, hatten sie gemeinsam genossen und waren zufrieden gewesen, diese Werke für sich sprechen zu lassen. Modesty konnte aber nicht nur zur rechten Zeit sprechen oder schweigen, sie besaß auch die unschätzbare Gabe des Zuhörens. Zuweilen riß dieses Zuhören Collier so sehr hin, daß er vom Thema abkam.
    Er hatte bisher nur wenige Frauen intim gekannt, und Modesty Blaise war ohne Frage die fesselndste von allen. Über sich selbst erzählte sie sehr wenig, was ihre Anziehungskraft auf ihn nur noch steigerte, obwohl er niemals den Eindruck hatte, daß sie sich absichtlich rätselhaft gab.
    Er wußte, daß sie Engländerin fremdländischer Herkunft, reich, unabhängig und ohne Bindungen war. Er wußte auch von ihren weiten Reisen und ihren merkwürdigen Freunden und Bekannten. Er hatte sie zu der verschwenderischen Party eines reichen französischen Industriellen begleitet, der viel Charme und Kultur besaß, aber sie hatte ihn ebenso selbstverständlich auch in ein Lokal mitgenommen, welches Collier von sich aus wohl kaum betreten hätte. Es lag in einem vorwiegend algerischen Viertel, und seine Kunden schienen aus Unterweltskreisen zu stammen, aus der wirklichen Unterwelt mit ihren schweigsamen, gefährlichen Männern und den Frauen mit dem harten Blick. Dennoch schien Modesty Blaise, die noch dasselbe Kleid und denselben Schmuck trug wie eine Stunde zuvor beim Diner im
Maxim
, sich in dieser völlig veränderten Umgebung durchaus zu Hause zu fühlen.
    Man hatte sie respektvoll-freundschaftlich begrüßt, und da Collier ihr Begleiter war, hatte man auch ihm zugenickt.
    Diese Kontraste beunruhigten Collier zwar, aber er hätte es als gröbste Unhöflichkeit empfunden, Modesty nach ihrem Herkommen zu fragen. Auch wäre das, wie er glaubte, völlig sinnlos gewesen. Was immer sie ihm erzählen wollte, es würde freiwillig geschehen. Jeder Versuch, sie auszuhorchen, würde die Sache nur verderben, und nichts wollte Collier weniger. Was sie ihm aus freien Stücken gab, war mehr als genug.
    Gefühlsmäßig wußte er, daß all das nicht lange dauern konnte. Aber er glaubte, daß sie behutsam und nicht verletzend Schluß machen würde, wenn die Zeit dafür gekommen war. Bis dahin war er glücklich, in dieser Traumwelt zu leben, in diesem Schwebezustand zwischen Zufriedenheit und Ekstase.
    «Modesty Blaise», sagte er neuerlich und belächelte gleichzeitig seine Selbstzufriedenheit. Sollte er in der Wohnung Licht machen und sich einen Drink mixen?
    Der Türsummer! Collier furchte unmutig die Stirn.
    Das konnte nicht Modesty sein! Sie hatte gesagt, daß sie erst um Mitternacht oder später heimkommen werde, und außerdem hatte sie ja Schlüssel. Sein Französisch war zwar besser als das eines Schuljungen, aber er glaubte nicht, sich mit einem Zufallsbesucher messen zu können. Da es in der Wohnung finster war, deutete nichts auf seine Anwesenheit hin. Der Gast würde sich also bald wieder entfernen.
    Aber dann hörte Collier, wie der Schlüssel sich leise im Schloß drehte, und er erstarrte. Er hörte die Tür gehen, dann das Klicken des Lichtschalters: im Wohnzimmer wurde es hell. Durch die Dunkelheit des kleinen Balkons geschützt, spitzte Collier die Ohren, um die weiteren Geräusche zu identifizieren. Irgend etwas wurde zu Boden gestellt, dann ging jemand durch das Wohnzimmer zum Gästeraum. Wieder

Weitere Kostenlose Bücher