Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
in das Schaftende eingeführt und wurde mit Hilfe einer Umwicklung aus ebenfalls gestohlenem dünnem Draht an seinem Platz gehalten.
    Der Bogen war noch nicht ganz fertig. Willie hatte ihn aus einem Stück Thalaholz gemacht, das die Araber zurückgelassen hatten, die nach der Entdeckung der Pergamentrollen als erste nach Mus gekommen waren und die Sandmassen weggeschaufelt hatten, die den Eingang zum Tal blockierten. Das Holz war vermutlich Teil eines Zeltes gewesen und eignete sich gut zu einem Bogen, nur bedurfte es noch einiger Arbeit, um ihm die richtigen Maße und eine spitz zulaufende Form zu geben. Die Bogenschnur war ein knapp drei Zentimeter breiter Streifen Nylon, den sie spiralig aus einem von Dinahs Strümpfen zugeschnitten und dann stramm gedreht hatten.
    Modesty saß auf Colliers Bett Willie gegenüber. Sie hielt ein Messer, das Willie gemacht hatte. Der Griff war aus Holz und mit dünnem Draht umwickelt. Die Klinge war aus Eisen. Ihre Schnittkante war im Laufe der Jahrhunderte zerfressen worden, doch Modesty schärfte sie geduldig mit einem Stein.
    Einen Augenblick lang schaute Willie sie unsicher an und richtete den Blick dann wieder auf die Pfeilspitze. In ihrem Gesicht war nichts zu entziffern, jedenfalls nicht für den, der es nur oberflächlich betrachtete. Aber er kannte jede Nuance jeder ihrer Stimmungen, und sie hatte eine so ruhige Gelassenheit an sich, daß er wachsam wurde. Er war ganz sicher, daß sie eine Linie des Handelns gefunden hatte. Was ihn beunruhigte, war die Tatsache, daß sie sie ihm nicht mitteilte, und das konnte nur eines bedeuten: was immer sie auch plante, es verwickelte sie in etwas, das ihm Sorge machen würde, wenn er davon wüßte. Düster grübelte Willie Garvin darüber nach, daß dies wirklich eine verdammt unangenehme Geschichte war. Er rechnete damit, daß Delicata ihn sehr bald umlegen würde. Das ließe die Prinzessin ganz allein auf sich gestellt zurück. Er beschloß, daß er Delicata, wenn es zu dem Zusammenstoß kam, soviel Schaden zufügen mußte, wie es nur möglich war. Vielleicht gab ihr das eine kleine Hilfe. Doch selbst dann …
    Er seufzte innerlich. Irgendwann mußte es ja einmal das letzte Unternehmen sein. Das hatten sie immer gewußt. Aber dies war schon eine scheußliche Geschichte, und daß man gerade da seinen Hut nehmen und gehen sollte …
    Da war ja auch noch Steve Collier. Und Dinah …
    Sie schritt langsam durch den Gemeinschaftsraum, gefolgt von Collier. In ihren Händen hielt sie die Detektoren. Unbestimmt erinnerte sich Willie, daß sie so schon einige Zeit auf und ab schritt. Er nahm an, daß Collier sich etwas ausgedacht hatte, um sie zu beschäftigen und ihr das Gefühl zu geben, daß sie gebraucht werde.
    Willie spürte dumpfen Schmerz in der Brust. Dinah hatte das alles nicht verdient. Sie war klein, hübsch, tapfer und blind, und man würde sie töten, wenn ihre Arbeit vollbracht war …
    «Hast du mal ein Mädchen in Barcelona gekannt, Willielieb?» fragte Modesty.
    Willie faßte sich rasch. Er hatte seine Gedanken gefährlich abrutschen lassen, und sie hatte das gespürt. Er betrachtete prüfend die steinerne Kante der Pfeilspitze und ließ seinen Geist über die Jahre zurückeilen. Dann sagte er: «Nicht in Barcelona. Aber ich war mal in ’nem Zirkus, mit einem Mädchen aus Cádiz.»
    «In einem Zirkus?» Ihr Erstaunen war echt.
    «Hab ich dir das nie erzählt?»
    «Nein. Erzähl es mir jetzt.»
    «Es dauerte nur zwei Wochen. Ich war Kunstschütze in diesem kleinen Wanderzirkus. Sie war Trapezkünstlerin, und als der Fänger sich dem Saufen verschrieb, sprang ich ein.» Von Erinnerungen überwältigt grinste er. «Auf den Plakaten wurde sie als ‹Fliegende Francesca› angekündigt. Ich hätte ihnen einen besseren Namen sagen können.»
    «Du hingst mit dem Kopf nach unten am Trapez und hast sie aufgefangen?»
    «Hm. Es ist nicht so schlimm, wenn man den richtigen Moment abpaßt. Wir haben zuerst die halbe Nacht geübt.» Er schaute von seiner Arbeit auf. «Ich wette, ich bin einer von den einzigen beiden Männern auf der Welt, die jemals um drei Uhr morgens auf einem Trapez verführt wurden.»
    Modesty starrte ihn an. Dann gerieten ihre Schultern ins Zucken und ihr Gesicht erhellte sich zu einem Lachen. «Das kann man doch nicht machen, Willie. Das geht doch nicht!»
    «Ehrlich, Prinzessin. Mit dem Kopf nach unten wie eine Fledermaus. Ich will nicht sagen, daß es leicht ist.
    Ich mußte mich schon konzentrieren. Aber

Weitere Kostenlose Bücher