Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
Wasserversorgung gesagt wurde?» fragte Collier weiter.
    Sie verscheuchte eine Fliege von ihrem Gesicht. «Es war eben … Sie wissen schon … das
foggara
-System.»
    Collier wußte gar nichts, aber Modesty würde es ihm später schon sagen. «Das war ungewöhnlich, weil wir der Meinung waren, das
foggara
hätte viel später eingesetzt», fuhr Mrs. Tangye fort. Ihre Stimme klang dünn und uninteressiert. «Wir waren im Begriff, die Quelle aufzuspüren. Vielleicht ein Fluß in der Nähe, oder einige Brunnen. Sie mußten vor über tausend Jahren ausgetrocknet sein, aber es müßte noch Spuren geben.
    Und da … da kamen jene Männer.» Sie schloß die Augen, und ihr Gesicht verzerrte sich in einer plötzlichen Grimasse.
    Collier begriff, daß sie sich bemühte, nicht zu weinen. Er sagte behutsam: «Geben Sie die Hoffnung nicht auf, Mrs. Tangye. Ich bin sicher, alles wird gut werden.»
    Als er auf den kleinen Nebenraum zuging, um Dinah zu suchen, wiederholte er sich seine letzten Worte mit bitterer Verachtung. Alles wird gut werden. Dazu fehlte nichts weiter als ein paar kleine Wunder. Ihm brach der Schweiß aus bei dem Gedanken, daß ihm an diesem Nachmittag eine weitere Sitzung mit Delicata bevorstehen könnte. Er hoffte, man würde ihn statt dessen einer Arbeitsgruppe zuteilen. Alles war besser als die mühsame Aufgabe, Delicata zu amüsieren.
    Sorgsam unterdrückte er die in seinem Innern aufsteigende Unruhe und konzentrierte sich auf den Einfall, der ihm gekommen war. Zweifellos war es ein sinnloser Einfall, aber er diente zumindest zur Zerstreuung. Durch den Torbogen trat er in den kleinen Raum.
    Dinah war nackt und rieb sich behutsam mit Sand ab. Das war ihrer aller Ersatz für ein Bad, eine Sitte der Tuareg, die Modesty sie gelehrt hatte und die sich recht gut bewährte. Alles, was sie an Toilettegegenständen und Handgepäck bei sich gehabt hatten, war ihnen weggenommen worden. Die Lebensbedingungen waren primitiv. Die Latrine befand sich am Ende eines drei Meter langen, blind endenden Ganges, der seitlich vom Gemeinschaftsraum ausging. Es war einfach eine tiefe, natürliche Bodenspalte mit einem Haufen Sand daneben und einem darübergespannten Stück Sackleinwand.
    Tangyes Mitarbeiter kümmerte es nicht mehr, daß sie schmutzig waren. Aber Collier und Dinah, Modesty und Willie hielten sich mit Sandbädern sauber, was zumindest nützlich für die moralische Verfassung war.
    Collier blieb wie angewurzelt im Türbogen stehen, als er Dinah sah. «Oh, Verzeihung», sagte er.
    «Schon gut, Steve. Über solche Bedenken bin ich hinaus.» Sie wischte den Sand von ihrer Haut. «Kommen Sie und reden Sie nur. Ich bin gerade fertig.» Bevor Collier wegschaute, sah er, daß ihr zierlicher Körper fest und wohlgeformt war. Er schlenderte auf das Bett zu, betrachtete die Detektoren, die dort lagen, und fragte: «War es ein schlimmer Vormittag?»
    «Es ging.» Sie hakte ihren Büstenhalter zu, schlüpfte in ihren Slip und die lange Hose und wandte sich dann, während sie nach ihrem Hemd griff, zu ihm um. Ihr Gesicht wirkte beunruhigt. «Ich muß immerzu daran denken, daß euch heute abend wieder eine Behandlung mit diesem Gas erwartet …»
    «Machen Sie sich deshalb keine Sorgen», unterbrach er leichthin. «Modesty wird das schon machen, das heißt, sie wird sich meiner annehmen. Sie und Willie sind ja imstande, sich selbst zu helfen.»
    «Ja.» Ihr Lächeln war etwas verzerrt. Sie setzte sich auf das Bett und klopfte mit der Hand auf den Platz neben sich. «Es ist hart für sie, daß wir übrigen nur Ballast sind, den sie mitzuschleppen haben. Ich sehe keinen Weg, wie sie uns hier herausbekommen wollen.»
    «Sie sind zu ungeduldig», sagte Collier und versuchte, Zuversicht in seine Stimme zu legen. Er setzte sich auf den Bettrand. «Sie werden sich schon etwas einfallen lassen. Aber inzwischen ist mir ein Gedanke gekommen, Dinah. Vermutlich ist es Zeitverschwendung, aber würden Sie wohl ein Experiment für mich durchführen?»
    Willie Garvin saß in dem großen Raum und hatte einen flachen Stein auf den Knien. Er benutzte ihn als Miniatur-Amboß, um durch behutsames Raspeln die Kante einer Pfeilspitze aus Feuerstein zu erneuern. Ein Pfeil war schon fertig. Sein Schaft bestand aus weichem Bambus, den sie von einem der großen Flechtkörbe gestohlen hatten, in denen das Geröll aus Löchern und Gräben gehoben wurde. Die blattförmige Pfeilspitze war sorgfältig ausgewogen und besaß in der Mitte einen Dom. Dieser Dorn war

Weitere Kostenlose Bücher