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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sich auf. Willie langte herunter und hob sie heraus. Ihr schwitzender Körper war mit Staub bedeckt, aber sie hatte nur zwei leichte Kratzer. In ihren Augen lag ein tiefer, stetiger Schimmer der Erregung.
    Sie wischte die dicke Staubschicht von ihren Lippen, ehe sie sagte: «Es ist gut. Leg die Steinplatten wieder an Ort und Stelle, Willielieb. Ich mache mich inzwischen sauber.»
    Im Nebenraum zog sie sich aus und rieb sich mit Sand ab. Dinah half ihr und wischte behutsam Staub und Schweiß von ihrem Rücken. Sie spülte sich Mund und Nase mit Wasser aus und trank dann einen halben Liter.
    Collier sah schweigend zu. Da war irgend etwas in ihrem Gesicht und Verhalten, das ihm nicht gefiel, eine Art tierischer Wildheit, eine unter Kontrolle gehaltene Wut gegen ihre Feinde, die sie zu Kompromissen unfähig machte.
    Willie kam herein und nickte. Die Steinplatten waren an ihrem Platz. Es blieb noch eine halbe Stunde übrig, ehe die Mittagspause zu Ende war. Modesty zog ihre Sachen wieder an, nahm das verknotete Taschentuch vom Kopf und setzte sich auf Mrs. Tangyes Bett.
    Staub war unter das Taschentuch gedrungen, und Willie kämmte ihr das Haar mit einem groben Kamm aus, den er aus einem fächerförmigen Stück Knochen hergestellt hatte. «Man muß gute zehn Minuten kriechen», sagte Modesty. Sowohl ihre Stimme wie ihr Gesicht waren jetzt ganz ruhig. «Und an manchen Stellen wird es eng.
    Aber ich komme durch, und am Ende zeigt sich Tageslicht. Ich habe ein Stückchen davor haltgemacht, um ganz sicher zu gehen, aber der Aquädukt verläuft ziemlich gerade, und ich glaube, er mündet in ein ausgetrocknetes Abflußbecken … außerhalb des Tals.»
    Ein kurzes Schweigen. Dann sagte Collier: «Du und Dinah, ihr könntet es also schaffen?»
    Sie schaute ihn ausdruckslos an. «Sei nicht so verdammt albern, Steve.»
    «Bin ich durchaus nicht. Ich bin einfach nur objektiv und geradezu abstoßend heroisch, Liebling. Wenn du meinst, daß mir der Gedanke an Delicatas Reaktion nach Entdeckung eurer Flucht Spaß macht …»
    «Vergiß es», sagte Modesty brüsk, und wieder sah er tief in ihren Augen etwas aufblitzen; es war wie das kurze rote Aufglühen in Hundeaugen, die in der Dunkelheit vom Strahl eines Autoscheinwerfers getroffen werden – oder wie in den Augen eines Wolfs, dachte Collier. Er wußte, daß es das wilde Glühen ihres Willens war und daß diese Fähigkeit allein sie trotz aller Widrigkeiten von ihrer frühen Kindheit an am Leben erhalten hatte; und vielleicht war es auch jetzt nur diese Fähigkeit, die sein eigenes Leben retten konnte, wie es schon einmal der Fall gewesen war. Und doch stieß ihn diese Eigenschaft in seltsamer Weise ab und machte ihn traurig. Sie war alles für ihn gewesen, und er hatte sie geliebt, doch dies war ein Teil ihres Wesens, zu dem er keinen Kontakt fand. Er wußte, daß sie zu erstaunlich tiefen Regungen der Barmherzigkeit und des Mitgefühls, des Humors und der persönlichen Wärme fähig war; daß sie intelligent war, erfüllt von einer gelassenen und doch zugleich freudigen Lust am Leben; daß sie einem Mann höchste Seligkeit oder auch Ruhe schenken konnte; und daß sie trotz ihrer gefährlichen Talente doch durch und durch Frau war. Aber dies war jetzt etwas anderes. Sie befand sich auf einem Gebiet, wohin ihr zu folgen er keine Aussicht hatte und wo vielleicht nur noch Willie Garvin mit ihr Schritt halten konnte.
    Collier verspürte keinen Widerwillen, schob niemand die Schuld zu und fällte kein Urteil. In ihrer Kindheit hatte sie wie ein wildes Tier leben und wie ein wildes Tier um ihr Überleben kämpfen müssen.
    Diese Jahre hatten sie geformt. Das Wunder daran war, daß sie nicht ihr ganzes Wesen und nicht einmal den dominierenden Teil ihres Charakters geformt hatten, sondern nur jenen unnachgiebigen, stählernen Kern, der tief in ihrem Innern verborgen lag …
    Ihm war entgangen, was sie gerade sagte. Mit einem leichten Zusammenzucken kam er wieder zu sich und merkte, daß sie zu Willie sprach. «… und konzentriere dich darauf, den Bogen fertigzumachen, Willielieb. Spätestens bis morgen abend.»
    «In Ordnung.» Willie steckte den Kamm weg und stand auf. «Ich kann jetzt noch eine halbe Stunde daran arbeiten. Wäre vielleicht ’ne gute Idee, wenn wir alles, was wir an Waffen haben, unter den Steinplatten versteckten, Prinzessin. Bis jetzt hat es zwar noch keine Durchsuchung gegeben, aber es könnte jederzeit passieren.»
    Sie nickte. «Tu das, Willie.»
    Er trat durch den

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