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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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auf mich eine solche Wirkung ausüben, daß eine Sucht entstand. Ich konnte alles benutzen, ohne befürchten zu müssen, unter einen Zwang zu geraten.»
    Er schaute Collier amüsiert an. «Da habe ich mich verändert. Ganz radikal.»
    Nach einem Augenblick sagte Collier mit schwacher Zustimmung: «Nun, es muß nett gewesen sein für Sie, sich solchermaßen abzusondern. Das hieß dann wohl Lebewohl für Housman und all das, wie?»
    «Lebewohl für Housman», pflichtete Delicata ihm bei und schob die letzte Gabel mit Essen in seinen großen Mund. Als er gekaut und hinuntergeschluckt hatte, sagte er vergnügt: «Außer daß ich bis zu einem gewissen Maße den Geschmack am Tode beibehalten habe, von dem er schreibt. Nur ist es nicht mehr mein eigener Tod, sondern der anderer Leute. Na, ist das nicht eine interessante Story?»
    «Es ist … eh … nun ja …» Collier kicherte. «In gewisser Weise ein bißchen beunruhigend.»
    «Du bist sehr scharfsinnig. Sie ist tatsächlich höchst beunruhigend für dich.» Delicata legte Messer und Gabel zusammen und lehnte sich zurück, während er Collier mit einem sonderbar abwesenden Blick anstarrte.
    Collier war es heiß, er hatte Durst und verspürte Angst; das ließ er sich auch anmerken. Um die Mittagszeit des vergangenen Tages hatte er eine ganz ähnliche Sitzung mit Delicata gehabt, die insofern leichter gewesen war, als sie einen Teil der Zeit mit der Lektüre von mehreren fotokopierten Blättern verbracht hatten-die fehlenden Seiten aus der Übersetzung der von Mus handelnden Pergamentrollen. Es hatte Delicata Spaß gemacht, die unschätzbaren Werte dessen zu offenbaren, was in Mus vergraben lag, weil der bloße Umfang dieser Werte schon die Folgerung enthielt, daß man keine Zeugen übriglassen würde, die reden könnten über das, was sie wußten.
    Der Auszug begann:
    «… Darum habe ich, Domitian Mus, ein Tribun Roms, Sohn des Fabius, des Praetors der Provinz Numidia, mit meiner aus Hastati gebildeten Leibwache die Reise in die unbekannten Länder jenseits von Africa Nova unternommen. Ich habe dabei gute Bekanntschaft geschlossen mit den Fürsten des Südens, die die in diesen Landstrichen wohnenden Völker der Aourigha beherrschen. Mit einigen dieser Fürsten schloß ich gute Bande der Freundschaft und des Beistandes, denn dazu war ich von Fabius, meinem Vater, beauftragt worden. Die Ländereien waren unfruchtbar, und doch sprudelte an seltsamen Orten Wasser hervor und ließ Bäume wachsen …»
    Im dritten Jahr seiner Reise war Domitian Mus zu einem Berberstamm gekommen, der in dem Tal lebte, das später einmal seinen Namen tragen sollte. Er hatte die Tochter des
amekkeran
, des Stammeshäuptlings, oder des ‹Fürsten›, wie der junge Tribun ihn nannte, geheiratet. Und bald regierte Domitian Mus mit der typisch römischen Erfahrung und Gründlichkeit ein winziges eigenes Imperium. Sklaven wurden aus dem Süden gebracht, neue Götter proklamiert, und die römische Verwaltung wurde eingeführt.
    Aber das war noch nicht alles. Der junge Mus diente seinem Vater treu, was mehr war, als sein Vater gegenüber Rom tat. Fabius als Praetor der Provinz Numidia schmiedete Pläne, um sein eigenes Nest zu polstern.
    Das wurde von seinem Sohn wärmstens befürwortet auf Grund dessen, daß man Fabius bei der Beförderung auf einen Posten in Rom übergangen hatte, eine Position, die er wohl verdient hatte.
    Und so durchforschte Fabius während der folgenden zehn Jahre Afrika nach Schätzen, die er durch Karawanen an seinen Sohn schickte, damit dieser sie für Notzeiten aufbewahrte. Für einen wendigen Mann gab es genug Beute zu machen. Rom eignete sich die angehäuften Reichtümer Karthagos und jeder anderen, einen Beutezug lohnenden Stadt vom Fezzan bis Mauretanien an. Vieles davon ging durch Fabius’ Hände. Vieles blieb hängen.
    Fabius starb durch eine Attentat. Sein Sohn beschloß zu bleiben, wo er war – in guter, sicherer Entfernung von Roms langem Arm. Zweitausend Jahre lang hatte der Schatz irgendwo in dieser Felsenstadt begraben gelegen, die die seltsam gemischte Gemeinschaft aus Römern und Berbern beherbergte.
    In seinen späteren Lebensjahren hatte Domitian Mus eine Aufstellung der Schätze angefertigt. Da gab es Gold und Silber, gemünzt und in Platten, barbarische Trinkgefäße und Schmuckstücke. Da gab es Elfenbein und für Zeremonien bestimmte Waffen und Ausrüstungsgegenstände aus Gold und Silber, mit Edelsteinen besetzt. Und dann die Edelsteine selbst. Die

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