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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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gehen. Keiner darf dem anderen eine Exkursion voraushaben.»
    Tarrant war nicht allzu überrascht. Er wunderte sich schon längst nicht mehr darüber, auf welch sonderbare Weise Modesty und Willie manchmal ihre Zeit zubrachten, einzeln oder gemeinsam. «Das hört sich an wie ein gesunder und harmloser Zeitvertreib. Wann fliegen Sie wieder hin?»
    «Ich weiß noch nicht. Sobald Willie auftaucht, würde ich sagen. Aber ich hab eine ganze Weile nichts mehr von ihm gehört. Wahrscheinlich sonnt er sich mit irgendeiner üppigen Rothaarigen auf den Bermudas.»
    «Man könnte fast meinen, Sie seien ein bißchen eifersüchtig. Das wäre ja etwas ganz Neues.»
    «Nein, stimmt nicht. Soll er ruhig machen. Es ist nur – na ja, wir haben uns angewöhnt, miteinander irgendwo Urlaub zu machen, wenn wir wieder mal mit knapper Not einem Unglück entronnen sind. Das gefällt uns eben. Aber ich war diesmal der Spielverderber.»
    «Sie?»
    Sie antwortete ihm nicht gleich, sondern schaltete den Projektor aus, ging zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Als sie ihn wieder ansah, wirkte ihr Lächeln ziemlich niedergeschlagen. «Ja, es war meine Schuld», bestätigte sie. «Über eine Woche lang hielt ich ihn für tot. Ich wußte, daß er tot war. Dann war er wieder da. Es war so unbeschreiblich schön. Aber als wir dann zu Hause waren, habe ich ihn verzärtelt. Ich mußte einfach. Und das hat den armen Willie kopfscheu gemacht, denn das ist einfach nicht unsere Art. Nach einer Weile machte er sich sang- und klanglos aus dem Staub. Um mir Gelegenheit zu geben, darüber hinwegzukommen, nehme ich an.»
    Ihr Ausdruck wandelte sich. Sie wirkte ratlos und ein bißchen bekümmert. «Aber er hätte sich denken können, daß es bald vorbeigehen wird. Jetzt ist er schon so lange weg, daß ich ihm allmählich böse bin.»
    «Was ja bestimmt der Zweck der Übung sein sollte», meinte Tarrant amüsiert. «Er zwingt Sie damit, sich wieder normal zu verhalten.»
    «Ja.» Sie stand da, die Hände in die Taschen des Bademantels versenkt, und zog nachdenklich die Stirn kraus. «Aber einmal muß Schluß sein. Das ist nicht nett von ihm. Ich habe gute Lust und fliege nach Malta, um allein ein paar Exemplare zu suchen.»
    «Meine Liebe», sagte Tarrant feierlich, «Sie haben hochheilig versprochen, so etwas nicht zu tun. Er wäre mit Recht enttäuscht, wenn Sie sich nicht daran hielten.»
    «Willie? Auf keinen Fall. Er weiß nur zu gut, daß man mir nicht trauen kann. Es würde ihm nur recht geschehen.»
    Sie hörten den Aufzug und warteten schweigend, den Blick auf die Tür gerichtet. Der Aufzug hielt, und Weng erschien. «Ich habe einen Eilbrief für Sie vom Empfang geholt, Miss Blaise», sagte er. «Er ist eben gekommen.» Er überreichte ihr einen Umschlag, grüßte Tarrant höflich und zog sich zurück.
    Sie musterte den Brief. Er war mit Pappe versteift.
    «Von Willie», sagte sie. «Und aus Malta!»
    In dem Umschlag war ein einziges Farbdia, aber keine Nachricht. Sie sagte nichts, und Tarrant sah, wie sich ihre Augen plötzlich vor Empörung weiteten.
    Aber er glaubte auch einen Anflug freudiger Erregung zu entdecken. Sie ging zu dem Projektor hinüber, schaltete ihn an und legte das Dia ein. Auf der Leinwand erschien eine kleine purpurfarbene, trompetenförmige Blüte mit einem behaarten Stengel.
    «Das ist der Wegerichartige Natternkopf!» rief sie aus. «Er gilt in Malta als sehr selten. Letztes Jahr haben wir eine ganze Woche danach gesucht.» Sie drehte sich zu Tarrant um. «Oh, so ein Schuft! Willie Garvin ist ein ganz gemeiner Schuft!»
    «Es handelt sich hier zweifellos um einen Vertrauensbruch, den man nicht scharf genug tadeln kann», sagte Tarrant ernst.
    Sie sah mit zu Schlitzen verengten Augen auf die Uhr. «Viertel nach vier. Gegen halb sechs fliegt von Heathrow eine Maschine ab. Wenn noch ein Platz frei ist, könnte ich es gerade schaffen.» Sie steuerte auf ihr Schlafzimmer zu. «Würden Sie so lieb sein und für mich beim BEA-Schalter anrufen? Ich bin gleich wieder da.»
    Weg war sie. Tarrant blinzelte, dann ging er ans Telefon.
    Knapp sieben Minuten später erschien sie in langer Hose und einer Jerseyjacke, einen Kamelhaarmantel über dem Arm, und mit einer Handtasche, die an einem langen Riemen über ihrer Schulter hing. Sie hatte das Haar säuberlich in zwei Zöpfe geflochten und um die Enden zwei grüne Schleifchen gebunden, die in der Farbe auf ihre Jacke abgestimmt waren.
    «In dieser bezaubernden Aufmachung werden Sie nur

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