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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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bevorstand. Und er mußte neidlos anerkennen, daß sie besser dafür gerüstet war, sich dem massiven Ansturm entgegenzustellen, obwohl er besser mit dem Quarterstaff umzugehen wußte, denn unter ihren Fähigkeiten war eine, die er für einmalig hielt und die ihn immer wieder aufs neue faszinierte. Er wartete jetzt beinahe gespannt darauf. Wenn sie genug Platz hatte, konnte sie im Kampf genauso schnell rückwärts laufen, wie ein Angreifer auf sie zukam. Zweifellos hatte sie diese Kunst schon in ihrer Kindheit und Jugendzeit erlernt, als sie sich stets gegen viel schwerere und stärkere Gegner hatte behaupten müssen. Es war erstaunlich zu beobachten und schmerzlich, wenn man ihr Gegner war, denn obwohl sie beinahe im Sprintertempo rückwärts lief, blieb sie ständig in der Offensive und hielt genau den richtigen Abstand aufrecht, den sie brauchte, um den Angreifer zu treffen, sei es mit irgendeiner Waffe oder auch nur mit Händen und Füßen.
    Er wußte aus dem Training mit ihr, wie verblüffend und gefährlich diese Technik war. Man lief ständig auf sie zu und konnte ihr nie etwas anhaben, weil man den falschen Rhythmus hatte. Und doch landete sie einen Schlag nach dem andern, so daß einem Hören und Sehen verging. Und diesmal hatte sie den langen Quarterstaff als Waffe.
    Er sah, wie sie leicht in den Beinen einknickte, nur noch auf den Fußballen stand und sich etwas vorbeugte, die Stange vor sich haltend.
    Das war der Augenblick. Jetzt würde sie plötzlich nicht mehr da sein …
    Elf machetenschwingende Männer können nicht in einem Keil angreifen. Der Angriff hatte sich auf drei unregelmäßige Linien aufgeteilt, eine hinter der anderen, die sich seitlich ausbreiteten. Sie lief bereits mit hoher Geschwindigkeit rückwärts, als die ersten Männer in Reichweite kamen. Der Quarterstaff sauste durch die Luft. Stoßen, Zurückziehen, Parieren, Schlagen, Parieren, wieder Stoßen. In den ersten drei Sekunden glitt sie zehn Schritte zurück, um den Abstand zu halten und die große Reichweite der Stange auszunutzen. Gegen die Machetenhiebe wehrte sie sich nur mit Ablenkungsparaden, so daß der wirbelnde Quarterstaff keinen Augenblick stillstand.
    Einige von den Kikuju versuchten, sie in größerem Abstand an den Flanken zu umgehen, aber sie ignorierte sie. Einer lag mit eingestoßenem Kehlkopf auf dem Boden, ein anderer mit zerschmettertem Knie. Ein dritter klappte mit einer großen Wunde unter dem Herzen zusammen. Von links stürmte jetzt einer mit erhobener Machete auf sie ein, Schaum vor dem Mund. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sein Gesicht eingedrückt wurde, als ihn ein zwei Pfund schwerer Stein mit ungeheurer Wucht an der Wange traf. Willie Garvin war in Aktion, und sein Wurftalent war nicht auf das Messer beschränkt; sie hatte einmal zugesehen, wie er mit einer Holzfälleraxt, dem plumpesten und unausgewogensten aller Wurfgeschosse, aus fünfzehn Meter Entfernung ein Bäumchen von kaum zehn Zentimeter Durchmesser in der Mitte gespalten hatte. Ein zweiter Mann brach vor ihr zusammen und hielt sich wimmernd die von einem weiteren Stein gebrochene Schulter.
    Die Wurfweite betrug jetzt für Willie nur noch fünfzehn Schritt. Er schleuderte den dritten und letzten Stein. Seine Wurfbewegung hatte das blitzartige, böse Schnappen einer Peitsche, und der Stein sauste pfeifend in flacher Bahn durch die Luft, um in hohem Bogen vom Schädel eines Kikuju abzuprallen, einem gebrochenen Schädel.
    Aber es waren noch immer fünf übrig, und eine herabsausende Machete hatte ein Stück von einem Meter Länge von Modestys Stange abgehauen. «Zurück, Prinzessin», rief Willie und rannte los. Sie lief zurück und duckte sich unter seinem wirbelnden Stock, während die fünf Kikuju hinter ihr her rannten.
    Seit mehreren Jahren hatte Willie vergebens davon geträumt, einmal den Quarterstaff in einem echten Gefecht zu erproben, um seine Theorie bestätigt zu sehen; und jetzt, es war kaum zu glauben, war dieser Augenblick gekommen, weil der Knall eines Schusses allen den Tod gebracht hätte. Er verfolgte mit höchstem Interesse, wie die kombinierten Bewegungen, die er über Jahre hinweg ausgeklügelt und geübt hatte, sich jetzt bewährten.
    Flankenhieb, Parade, Rückzug, Stoß – fließend, stets fließend in weicher, übergangsloser Folge, Beinarbeit auf jede Bewegung von Körper und Waffe abstimmen.
    Einer der Männer hatte sich freigelaufen und machte einen Bogen, um ihn von hinten anzugreifen. Er kümmerte sich nicht um

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