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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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«Weg vom Gas, Willie. Nur ein bißchen. Gut … langsam. Nur ruhig. Ruhig …»
    Das Achterdeck, das lächerlich klein ausgesehen hatte, wurde plötzlich größer. Im Hinabgleiten drehte sie den Körper, um nach vorn das Deck entlang zu sehen.
    Ihre Füße flogen über die Heckreling. Zu hoch. Sie würden gegen die Fenster des Salons schlagen, ja, die Geschwindigkeit des Schlepptaus könnte sie sogar über die Steuerbordreling tragen. Zu spät, um auszugleichen.
    Sie verlagerte ihr Gewicht, um das Segel abwärts zu neigen, und schrie «Hinauf!» Im gleichen Augenblick fiel sie drei Meter auf das Deck hinunter, während der Drachen aufwärts und über das Heck schoß.
    Ihr Körper war ganz gelockert und rollte sich bereits ein, als ihre Füße auf das Deck aufschlugen. In einem Purzelbaum rollte sie weiter, rutschte vorwärts und wurde endlich von der Salonwand aufgehalten.
    Dort lag sie eine volle Minute unbeweglich, spürte den Schmerz in ihrer Schulter, achtete gespannt auf jedes Geräusch, auf jede Bewegung. Dann preßte sie das Mikrofon gegen den Kehlkopf und flüsterte: «Sag Steve, er kann aufhören, seine Nägel zu beißen. Und paß auf, Willie. Es kann eine Weile dauern.»
    Sie öffnete den Reißverschluß ihres wasserdichten Anzugs und drehte den bleistiftgroßen Sender ab, der innen angesteckt war. Ihre Bewegungen waren bewußt langsam, denn nach den langen Minuten der körperlichen Anstrengung und der absoluten Konzentration waren ihre Hände noch ein wenig unsicher. Ihr Gesicht schmerzte auf einer Seite, und sie wußte, daß sie eine Schürfwunde abbekommen hatte, als sie das Deck entlanggeschlittert war.
    Ein kleines, flaches, in Neopren gewickeltes Päckchen hing an ihrer Hüfte. Sie lockerte die Nylonschnur und entfernte das Klebeband. Ein .32-Colt kam zum Vorschein, eine Schachtel mit Injektionsspritzen, eine Rolle Heftpiaster und eine Sprühflasche mit Äther. Sie stand auf und ging lautlos um die Ecke des Salons.
    Einen halben Kilometer entfernt hielt das Motorboot auf Parallelkurs.
    Dinah sagte: «Wie lange noch, bis wir an Bord können, Willie?»
    «Wenn sie mich ruft. Rechne mit einer halben Stunde, Liebling. Sie muß die Mannschaft außer Gefecht setzen, und das sind acht Mann.»
    «Wird es schwierig sein?»
    «Nein. Die Schwierigkeiten sind vorbei. Sie schlafen in den unteren Kabinen. Nur Caspar und McReedy haben jeder eine Deckkabine. Caspar zeigte uns die Yacht vor ein paar Wochen, daher weiß Modesty Bescheid. Und sie hat alles Nötige bei sich. Ein wenig Äther und für jeden einen Meter Pflaster. Das wird sie zum Schweigen bringen.»
    Willie streckte sich, lockerte die Rückenmuskeln und atmete tief aus. Seine Hände auf dem Lenkrad waren entspannt.
    Collier sagte vorwurfsvoll: «Du hast dir Sorgen gemacht. Jetzt sprichst du ganz anders.»
    «Ich war nicht ganz glücklich», gab Willie zu.
    «Wenn sie den langen Slalom nicht richtig ausgerechnet hätte, hätte sie genau in die Schrauben kommen können.»
    «Warum, zum Teufel, hast du mir dann nicht geholfen, sie davon abzubringen?»
    Willie lächelte. Dinah sagte: «Sei kein Esel, Liebster.»
    Collier rümpfte die Nase. Er fühlte sich jetzt sehr erleichtert. «Gut», bemerkte er säuerlich. «Aber wenn es getan werden mußte, warum übernahm dann nicht dieser Cockney-Strolch den schwierigen Teil? Wo bleiben seine Manieren? Man sagt einer Dame nicht ‹Nach Ihnen, bitte›, wenn es darum geht, von Propellern zerhackt zu werden.»
    «Ich bin sehr feig», erklärte Willie.
    Dinah kicherte. «Er ist beinahe ein halbmal so schwer wie Modesty. Das heißt, daß er mit demselben Segel eine wesentlich höhere Geschwindigkeit braucht, um in der Luft zu bleiben. Eine solche Geschwindigkeit hätte eine Landung unmöglich gemacht.»
    Collier wußte das alles ganz genau. Trotzdem sagte er verächtlich: «
Pardon, pardon

    Caspar erwachte schlaftrunken. Eine Hand schüttelte ihn an der Schulter. Er brummte: «Was, zum Teufel, ist los?» Die Nachttischlampe seiner Kabine wurde angeknipst. Er sah den Colt vor seinen Augen, dann blickte er auf die schwarzgekleidete Gestalt dahinter, die sich über ihn beugte.
    Plötzlich wurde ihm kalt, und seine Gedanken wirbelten durcheinander. Modesty Blaise … in einem Schwimmanzug, die Kapuze abgestreift … eine Wange von einer blutenden Schürfwunde entstellt … und sie hielt ihm einen Revolver entgegen. Er lag ganz steif und blickte sie mit verwirrten Augen an. Ihre eigenen Augen glichen zwei kalten

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