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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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führte. Ein seltsam schönes Bild. Es war das, was ein Mann sehen würde, wenn das Mädchen zum Teil auf ihm läge, mit gesenktem Kopf, einen Arm und ein Bein über ihm, ihn eng an sich gepreßt haltend. Das Bild deutete keine sexuelle Vereinigung an, aber es bestand kein Zweifel über die Gegenwart des nicht gezeigten Mannes, und wieder war das Gefühl seiner Not da, eines Sich-Anklammerns an die Vernunft, an das Überleben in Gestalt des dunkelhaarigen Mädchens. Das dritte Bild zeigte Modesty beinahe en face. Sie saß auf dem Boden der Kajüte, die Beine gekreuzt. Sie trug dieselbe Bluse und dieselben Shorts wie auf dem ersten Bild, doch diesmal waren sie trocken. Ihre zerzausten Haare waren im Nacken zusammengebunden.
    In den Händen hielt sie eine geöffnete Konservenbüchse und einen Löffel. Unter ihren Augen lagen dunkle Schatten, eine Hand und ein Arm waren bandagiert, über einer Braue klebte ein schmutziges Heftpflaster.
    Aber der Blick, die Haltung, die ganze Atmosphäre, die Luke Fletchers genialer Pinselstrich eingefangen hatte, sprachen von einem beschaulichen Frieden, während sie ihre Dose löffelte.
    Willie Garvin kannte die Bilder bereits, aber jetzt stand er wieder vor ihnen und nahm sie mit träumerischer Freude in sich auf. Tarrant spürte Erregung in seinem Blut, als er den Eindruck auf sich wirken ließ – er fühlte die Wucht beinahe schmerzlich, denn die Bilder hatten das Wesentliche eines von Modestys Aspekten eingefangen, den er selbst erlebt hatte; auch er hatte sie damals gebraucht, als er lange und grausam gelitten hatte und einen qualvollen Tod erwartete.
    Luke Fletcher brach schließlich das Schweigen. «Sie sind natürlich bloß aus der Erinnerung gemalt», sagte er bedauernd. «Ich glaube, daß sie ein wenig von dem eingefangen haben, was ich vermitteln wollte, aber sie sagen es nicht wirklich.» Unglücklich kratzte er seine Wange und sah Modesty an. «Selbst wenn sie mir gefielen, würde ich sie niemals öffentlich zeigen. Ich will sagen, sie sind zu persönlich. Es war Willie, der darauf bestanden hat, sie Ihnen zu zeigen, bevor ich sie vernichte.»
    Tarrant murmelte: «Gott behüte.»
    Modesty sagte langsam: «Sie sind sehr schön, Luke.»
    Er sah erleichtert drein. «Nun, wenn sie Ihnen tatsächlich gefallen, dann wäre ich glücklich, wenn Sie sie annehmen.»
    Modesty stand mit gekreuzten Armen, ihre Ellbogen haltend, vor den Bildern. Sie sagte: «Ich weiß, Luke, daß sie etwas Persönliches sind. Aber sie sind auch Fletcher-Originale, die ersten, die es seit langer Zeit wieder gibt, und es geht nicht an, sie mir zu schenken. Können Sie ungefähr schätzen, welchen Preis die Bilder erzielen würden, Sir Gerald?»
    Zum erstenmal in seinem Leben wünschte sich Tarrant, reich zu sein. Er sagte sehnsüchtig: «Die drei zusammen nicht weniger als dreißigtausend. Vielleicht noch viel mehr, besonders in Amerika. Dort sind sie derzeit sehr gefragt. Ich kann mir nicht ausmalen, was Ihr Freund John Dall bereit wäre, dafür zu zahlen.»John Dall war ein Multimillionär, mit dem Modesty enge Freundschaft verband.
    «Er würde eher verbluten», sagte Willie, «bevor er die Bilder jemand anderem überließe.» Verwirrt blickte Luke Fletcher von einem zum anderen. «Ich brauche kein Geld», sagte er. «Berenson sagt mir, daß ich Unmengen habe, und ich gebe sehr wenig aus. Jedenfalls habe ich sie nicht gemalt, um sie zu verkaufen, ich habe sie bloß gemacht, weil ich mußte, aber sie sind nicht wirklich gut. Ich sagte Ihnen doch, daß ich sie vernichten werde.»
    Modesty rieb sich die Augen, dann stellte sie sich vor Fletcher hin und ergriff seine Hände. «Bitte, versuchen Sie zu verstehen. Ich kann kein Geschenk annehmen, das ein Vermögen wert ist. Und ich könnte sie auch nicht in meinem Haus aufhängen – Bilder von mir.»
    Er lächelte. «Das macht nichts. Sie waren weder für Sie noch für sonst jemanden bestimmt.»
    Willie sagte ruhig: «Ich möchte gern eins kaufen, Luke. Zum Marktpreis.»
    Tarrant sagte rasch: «Kann ich auf ein Bild eine Option bekommen, bis ich meine Finanzen geprüft habe?»
    Den Blick auf Modesty geheftet, schüttelte der Maler betrübt den Kopf. «Ich kann sie nicht verkaufen. Das kann ich einfach nicht.»
    «Gut, dann hören Sie zu, Luke.» Sie fühlte, wie seine Hände zitterten, und hielt sie ganz fest. «Darf ich Ihre Bilder nehmen und sie meinen engsten Freunden schenken?
Ich
will mich nicht selber sehen, aber vielleicht haben meine Freunde hin und

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