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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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wieder Lust dazu.»
    «Ja, ja, natürlich!» Er grinste vor Erleichterung. «Ja, das ist die Lösung.» Er stand da, sah sie an, und allmählich wurde sein Blick vage. Er hob die Hand und strich über ihren Hals und ihre Schultern. «Ich wollte, Sie würden für mich Modell stehen», murmelte er. «Da … diese Linie. Kein Akt, vielleicht … bis zur Schulter …?»
    «Luke, Sie denken laut.»
    «Was? Mein Gott, bitte um Entschuldigung.» Er trat verlegen einen Schritt zurück.
    «Schon gut. Für gewöhnlich tue ich das nicht gern, aber alles für einen alten Freund.»
    «Einen alten Freund?» Er errötete vor Freude. «Das klingt hübsch.»
    «Was sonst, nachdem wir viele Stunden zusammen in der Kajüte verbracht haben? Lassen Sie mich wissen, wann Sie beginnen wollen.» Sie wandte sich an Willie und Tarrant. «Ich werde Johnny Dall das Bild mit dem nackten Rücken schicken. Ihr könnt euch über die beiden andern einig werden, während ich Luke sein
Estaminet
zeige.»
    Sie nahm ihn beim Arm und führte ihn aus dem Zimmer. Die beiden Männer blickten eine Weile schweigend auf die Gemälde, dann sagte Tarrant: «Das verachtete erzählende Bild; sind sie nicht großartig?»
    Willie nickte. «Sie haben die erste Wahl, Sir G., aber vermachen Sie es mir in Ihrem Testament.»
    «Ha, Sie werden vor mir verschwinden. Ich nehme das beschauliche, bitte.»
    «Gut.»
    Nach einer Weile seufzte Tarrant auf und sagte: «Ich kann es immer noch nicht glauben. Mein Gott, einen Fletcher zu besitzen. Und noch dazu diesen bestimmten Fletcher!»
    Willie sagte geistesabwesend: «Was halten Sie von ihm?»
    Tarrant zuckte die Achseln. «Ich glaube, er hat niemals im Leben einen bösen Gedanken gehabt. Aber ich finde seine Bescheidenheit und seine konfuse Art ein wenig anstrengend.»
    «Es ist nicht gespielt.»
    «Ich weiß. Sein Talent macht ihn zum Träumer. Trotzdem kann so etwas anstrengend sein, finden Sie nicht?»
    «Ich? Ich könnte nicht mit Luke Fletcher zusammen sein, ohne sehr bald Lust zu bekommen, fortzulaufen.»
    «Eben. Das Fehlen jeglichen Lasters bei einem anderen ist eine unerträgliche Beleidigung.» Wieder studierte Tarrant die Bilder. «Er ist hilflos, er hat ein heftiges Bedürfnis, beschützt zu werden, und die Umstände haben Modesty für ihn zu einem Bridie-Ersatz gemacht. Das beunruhigt mich ein wenig.»
    Willie zog die breiten Schultern hoch. «Sie hat eine Vorliebe für echte Begabung, und Sie wissen, wie sie mit ihren lahmen Enten ist.»
    «Ich erinnere mich an ein, zwei Gelegenheiten. Aber sie muß sich vor ihrem eigenen Mitleid in acht nehmen.»
    «Darüber würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen. Sie weiß, daß man die persönlichen Probleme anderer Menschen nicht lösen kann. Sie wird einfach ihr möglichstes tun.»
    Wieder schwiegen sie und betrachteten die Bilder.
    Nach einer Weile sagte Willie leise: «Amnesie oder keine Amnesie, Luke Fletcher ist niemals von allein aus dem Mittelmeer in die Tasman-See gekommen. Ich würde verflixt gerne wissen, was mit ihm geschehen ist.»

6
    Heute unterhielt sich Beauregard Browne damit, Aufsichtsratssitzung zu spielen. Er saß am Ende einer langen Tafel im Eßzimmer einer Mietvilla mit sieben Schlafzimmern in Islington. Vor ihm auf dem Tisch lagen verschiedene Mappen mit maschinenbeschriebenen Bogen in Kanzleiformat. Sie gehörten zu einem Bericht, den er in einer Schreibtischlade gefunden hatte.
    Zu seiner Linken saß Clarissa de Courtney-Scott, das Haar zu einem ordentlichen Knoten aufgesteckt, vor sich einen Stenoblock. Neben ihr saß Dr. Feng und blätterte in seinem verschlüsselten Dossier über Luke Fletcher. Reverend Uriah Crisp befand sich rechts von Beauregard Browne und starrte zerstreut auf seine großen breiten Hände. Neben ihm saß ein Mann in mittleren Jahren mit sandfarbenem Haar, der einen blauen Anzug trug.
    Beauregard Browne klopfte mit einem Hammer auf den Tisch. Den hatte er gestern in einem Laden in der Great Queen Street gesehen, und es hatte ihn auf die Idee gebracht, diese Zusammenkunft im Stil einer Aufsichtsratssitzung zu führen. «Ich erkläre die Sitzung für eröffnet», sagte er vergnügt und lächelte die Anwesenden an. Wieder klopfte er mit einem kleinen Hammer.
    «Erster Punkt der Tagesordnung.» Er öffnete eine der Mappen und gab vor, eine der maschinengeschriebenen Seiten zu lesen, die in Wahrheit das Verhältnis von Sand und Zement bei Betonbrückenpfeilern behandelten. «Ein Bericht von Mr. Palmer über seine

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