Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
Frau?«
    »Natürlich. Tracy June. Er nannte sie immer June, wissen Sie. Es gefiel ihm besser als Tracy. Sie war sehr schön, das muss ich zugeben.« Er klopfte mit dem Finger an die Stirn. »Aber keinen Verstand. Eine echte Gans, wie wir zu sagen pflegten.« Er nahm ein dünnes, abgegriffenes Album auf, das er in den Hof gebracht hatte, öffnete es und sortierte ein paar Bilder, die lose am Ende lagen. »Ach, das ist sie.«
    Das Mädchen stand in einem grünen Bikini, mit dem Rücken zum Meer, auf einem Felsen und hielt einen Wasserball in die Höhe; ein blondes Mädchen mit einer blendenden Figur. Ihr ovales Gesicht war von erstaunlicher Schönheit, aber rätselhaft wie jenes der Mona Lisa. Der alte Mann sagte: »Sie verschwand in Marokko. Jeder weiß, dass sie tot ist, aber Bernard glaubte es nicht. Nein, nein, sie lebt, sagte er, und ein Scheich hat sie. Das hat er fortwährend gesagt.« Die traurigen Augen wandten sich Modesty zu. »Wissen Sie, was er machte? Es gibt eine Bande namens El Mico, und er tritt dieser Bande bei, weil er glaubt, dass er sie dadurch findet.«
    »Das hat er Ihnen gesagt?«, fragte Modesty. »Er sagte Ihnen, dass er El Micos Organisation nur beitrat, um seine Frau zu finden?«
    »So ist es, Mam’selle. Wie dumm kann jemand werden, he? Für ihn gab es nichts auf der Welt, nur dieses Mädchen. Daher musste er sie finden, selbst wenn es eine Ewigkeit dauert, und er war überzeugt, durch El Mico wird er den richtigen Weg finden.« Henri Martels blasses Bäckergesicht verzog sich zu einem merkwürdigen Lächeln, und er nickte gewichtig. »Und schließlich hat er Recht behalten.«
    Sehr langsam stellte Modesty ihr Glas auf den wackligen Tisch. »Wollen Sie damit sagen, dass er sie gefunden hat?«, fragte sie behutsam.
    »Er erfuhr, wo man sie hingebracht hat.« Martel suchte etwas unter seiner Wolljacke, zog eine Uhr aus der Westentasche, prüfte sie sorgfältig und steckte sie wieder weg. »Er sagte es mir vor ein paar Wochen, als er das letzte Mal hier war. Es war die El-Mico-Bande, wie er es vermutet hat. Sie hatten einen Kunden für ein schönes blondes Mädchen wie Tracy June. Vielleicht hatte man sie schon auf dem Flughafen ausgesucht. Vermutlich haben sie dann ein kleines Team auf sie angesetzt, sagte er. Man überfällt sie, und sie geht durch die El-Mico- … wie nennt man das? … Pipe – habe ich vergessen.«
    »Pipeline?«
    »Ja. Sie geht durch die El-Mico-Pipeline zu dem Mann, der sie kauft.«
    Modesty blickte zum Himmel auf. Es war, als hätte sie Gold gefunden. Nachdem sie versucht hatte, Bernard Martels rätselhafte Worte zu entziffern, und Willie beinahe ums Leben gekommen wäre, während sie von Georges Martel nichts erfahren hatte, saß sie jetzt einem Mann gegenüber, der auf viele Fragen eine Antwort wusste und durchaus bereit war, ihr zu sagen, was er wusste. »Hat Bernard entdeckt, wer sie gekauft hat?«, fragte Modesty.
    »O ja«, erwiderte er schlicht. »Es war ein Mann in Marokko. Ein Scheich. Ich glaube, ein Prinz. Warten Sie einen Moment, Mam’selle.« Er blätterte ein paar Bilder und Papiere durch, bis er einen zerfledderten Briefumschlag fand. »Ich habe es aufgeschrieben. Bernard wollte, dass ich mich für seine Angelegenheiten interessiere. Er hatte sonst niemanden, mit dem er darüber sprechen konnte, Sie verstehen. Der Mann heißt Rahim Mohajeri Azhari. Ich glaube, so spricht man ihn aus.«
    »Ich habe von ihm gehört«, sagte Modesty und beobachtete ein paar Tauben, die um das Dach kreisten, um dann mit dem warmen Luftstrom aus der Backstube aufzusteigen. »Er verbringt die halbe Zeit als Playboy des Jetsets und die andere Hälfte in seinem Palast im Hohen Atlas.«
    »Vielleicht«, meinte Martel vage. Jetset und Playboy waren Worte, die ihm wenig sagten. »Bestimmt ist das Mädchen in seinem Palast in den Bergen. Bernard sagte mir, sie müsse dort sein. Er wollte eine kleine Gruppe von ehemaligen Legionären zusammenbringen, um eine Rettungsaktion zu starten.« Ein Zucken der schweren Schultern, die viele Jahre des Teigknetens kraftvoll gemacht hatten. »Ganz verrückt nach ihr, Mam’selle. Armer Bernard.«
    Er nahm eine andere Fotografie aus dem Album und gab sie ihr. Es war die Schwarz-Weiß-Fotografie einer jungen Araberin mit einem kräftigen Kinn und ruhigen Augen. Die Ähnlichkeit mit Bernard war deutlich. »Das war meine Frau Fauzia. Vor vielen Jahren natürlich. Sie kam aus dem Süden von Marokko. Ich war nie dort, aber zweimal nahm sie die

Weitere Kostenlose Bücher