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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Entsetzen ließen das Blut in ihren Adern erstarren, als sie auf den nackten Körper von Georges Martel herabblickte. Man hatte ihn von Kopf bis Fuß mit einer so raffinierten Grausamkeit bearbeitet, dass ihr Magen sich zusammenzog und ihre Wangen weiß wurden. Willie breitete die Decke über das verstümmelte Etwas auf der Bahre und trat zurück. Sie sah Casanova an und sagte fassungslos: »Und Sie haben geglaubt, dass ich
das
getan habe?«
    »Nein, Mam’selle, nein«, sagte er beschwörend. »Im Gegenteil, es hat mich überzeugt, dass Modesty Blaise nicht für das Verschwinden von Georges Martel verantwortlich ist und ich mich geirrt hatte. Trotzdem bitte ich Sie, zuzugeben, dass es ein verständlicher Irrtum war.« Er blickte auf die Bahre. »Wir haben Georges erst vor einer halben Stunde gefunden. Zu spät, um zu verhindern …«, er zögerte und wies entschuldigend auf Willie, »um zu verhindern, was meine Männer auf der Baustelle tun sollten.«
    »Wo haben Sie Martel gefunden?«, fragte Modesty.
    »Das war ein merkwürdiger Zufall, Mam’selle. Das Meer hat seine Leiche in die Bucht geschwemmt. Daraus kann man schließen, dass, wer immer die Leiche ins Wasser geworfen hat, es südöstlich von hier von einem nicht weiter als einen Kilometer von der Küste entfernten Boot aus getan hat. Ich glaube auch, dass die Betreffenden die Strömung nicht genau gekannt haben, sonst hätten sie gewusst, dass die Leiche beinahe direkt in die Bucht getrieben werden muss.« Wieder sah er auf die von einer Decke verhüllte Gestalt, und seine Stimme wurde leiser. »Ich nehme an, dass es sich um eine arabische Folter gehandelt hat. Es ist die Methode einer Araberin.«
    Modesty wechselte einen Blick mit Willie und nickte zustimmend. »Hegen Sie einen Verdacht gegen eine bestimmte Gruppe?«
    »Nein. Bis jetzt stehen wir vor einem Rätsel.« Casanova sah zu Lussac hinüber, der immer noch zusammengekrümmt auf den Knien lag, seinen verwundeten Arm festhielt und stoßweise atmete. »Würden Sie Jaffe erlauben, ihn fortzuschaffen und seinen Arm zu versorgen, Mam’selle? Ich hoffe, dass wir keinen Grund mehr haben zu streiten.« Ein Lächeln ohne Fröhlichkeit.
    »Und ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung.«
    Sie sah Jaffe an, senkte ihre Waffe und trat von der Tür zurück. »Geht in Ordnung. Schafft ihn fort.«
    Casanova sagte: »Darf ich mir erlauben zu fragen …?«
    »Ja?«
    »Meine Leute auf der Baustelle … sind sie tot?«
    »Ringo ist draußen an das Lenkrad angebunden. Der Kranführer hat eine Kugel im Bein, oberhalb des Knies. Die beiden anderen haben Kopfschmerzen. Sie sind im Pförtnerhaus zusammen mit dem Wächter gefesselt, der ebenfalls Kopfschmerzen hat. Der Kranführer befindet sich hundert Meter entfernt auf der Straße in Ihrem anderen Wagen. Ein Arzt ist bei ihm. Sie können jetzt Ihre Leute anweisen, jeden dorthin zu schaffen, wo Sie ihn haben wollen. Jedenfalls müssen Sie sofort meinen Freund, den Arzt, hierher bringen und ihn mit der größten Ehrerbietung behandeln. Alles andere überlasse ich Ihnen.«
    Casanova sagte mit Nachdruck: »Ich danke Ihnen für Ihre Zurückhaltung, Mam’selle. Sollten Sie jemals etwas von mir brauchen, werde ich gern meine Dankbarkeit unter Beweis stellen.« Er wandte sich an Jaffe, der seinen Kollegen stützte, und gab ein paar kurze Befehle. Als die beiden Männer das Zimmer verließen, ging Casanova zu einer Hausbar in der Ecke.
    »Mam’selle?«
    »Nein, danke, nicht jetzt.«
    »Willie?«
    »Ein andermal.«
    Er schenkte sich selbst einen kleinen Whisky ein und sagte: »Haben Sie irgendeinen Verdacht, wer das mit Martel getan haben kann?«
    Modesty setzte sich auf die Lehne der langen Sitzbank, legte jedoch die Waffe nicht aus der Hand. »Ich kann mir nur eine Möglichkeit vorstellen. Haben Sie von El Mico gehört?«
    »Ja.« Casanova hob die Schultern. »Natürlich kommt einem vieles zu Ohren, aber ich hatte nie etwas mit ihm oder seiner Organisation zu tun.«
    »Vor ein paar Tagen hat er Georges Martels Bruder in meinem Haus in Tanger getötet.«
    Casanovas Augen weiteten sich. »Es gibt also eine Verbindung? Und deshalb wollten Sie mit Georges sprechen?«
    »So ungefähr.« Sie zögerte, dann fuhr sie fort: »Ich habe den Bruder kaum gekannt. Wie ich Ihnen erzählt habe, wurden wir beide bei dem Erdbeben in El Jadida verschüttet. Er hat einen letzten Wunsch geäußert, den ich nicht verstanden habe, weil seine Worte so unzusammenhängend waren. Aber es hatte etwas mit seinem

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