Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman
Kameraden in der Marine sagten. Aber für meinen Erdbebenfreund war sie offenbar die Sonne, der Mond und alle Sterne zusammen.«
»Nicht so einfach, eine Ausländerin richtig einzuschätzen.«
»Das war es vermutlich. Bernard hielt seine Tracy June jedenfalls für fabelhaft. Er war überzeugt, dass sie noch am Leben sei, und bereit, alles zu tun, um sie zu finden, selbst wenn das bedeutete, auf die schiefe Bahn zu kommen und sich zu El Mico zu schlagen. Schließlich erfuhr er, dass sie von El Micos Leuten an einen Prinzen Rahim Mohajeri Azhari verkauft wurde.«
Willie ließ einen erstaunten Pfiff ertönen, sagte jedoch nichts. Sie legte eine dicke Scheibe Käse und schwarze Oliven zwischen zwei Stücke des knusprigen französischen Brotes und reichte es ihm. »Auf Prinz Rahim kommen wir noch zu sprechen«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wie Martel erfuhr, wo seine Frau ist. Vermutlich erwarb er sich eine Vertrauensstellung und konnte in El Micos Aufzeichnungen Einsicht nehmen.
Auf jeden Fall war er seiner Sache sicher, und als er seinen Vater zum letzten Mal besuchte, plante er, eine Gruppe Leute anzuheuern und eine Rettungsaktion zu starten. Aber ich glaube, etwas ist geschehen, das ihn veranlasste, seine Pläne zu ändern.«
Sie streckte ihre langen Beine quer über das Boot und legte die nackten Füße auf eine Taurolle. Während sie ihr Brot aß und über das blaugoldene Wasser starrte, runzelte sie ein wenig die Stirn. Willie am Ruder beobachtete sie, ohne es sich anmerken zu lassen. Er war besorgt. Irgendetwas war ihr im Lauf des Morgens zugestoßen, und es hatte sie erschüttert. Wie er aus Erfahrung wusste, war Modesty nicht leicht zu erschüttern.
Sie erwachte aus ihren Gedanken und sagte: »Du solltest nach dem, was wir heute erfahren haben, das, was Bernard Martel mir gesagt hat, während wir verschüttet waren, nochmals überdenken.«
Er wendete das Boot und nahm Kurs nach Norden, schloss die Augen ein wenig und las nochmals im Geist die Worte und Sätze, die er Sir Gerald Tarrant und René Vaubois in Paris gezeigt hatte.
Le talisman
. Gut, das war bereits gelöst. Alâeddin.
Das konnte sich auf Fauzia Martels Bruder beziehen, auf Alâeddin. Pfau. Schatten. Nichts, was Modesty ihm erzählt hatte, machte diese Worte verständlicher.
Er aß sein Sandwich auf, und Modesty gab ihm ein zweites mit Butter und dem stark gewürzten Räucherschinken.
By June. By anything
. Unverständlich. Irgendwo in seinem Gehirn leuchtete ein kleines Licht auf. Drang es an die Oberfläche? Vielleicht konnte man darauf zurückkommen. Die Geschichte mit dem Schwur und dem Überbringen des Talismans an Georges Martel, dieser Teil war erledigt.
Alâeddin hat es
. Ja, das mysteriöse
Es
. Das war immer noch ein Rätsel.
Pas la vie? Pas l’avis?
Eine Weile dachte er darüber nach, aber es ergab keinen Sinn.
Genug für tausend Frauen
. Das hatte bestimmt etwas mit
Tausendundeiner Nacht
zu tun. Aber was war genug für tausend Frauen?
Es
, vielleicht? Weiter.
Shake, shake …
ach? Sheik … sheik.
Das war verständlicher. Prinz oder Scheich Rahim war der glückliche Käufer von Tracy June Martel
née
Chilton, vermutlich für seinen Harem. Was war das letzte Stück?
Georges must bargain by june.
Nun … ja. In Erfüllung seines Schwures musste Georges Tracy June retten, indem er mit dem Scheich einen Handel abschloss. Was hatte er zu bieten?
Es
– das vermutlich genug für tausend Frauen ist. Muss etwas ganz Besonderes sein. Aber warum musste Georges bis Juni verhandeln. Juni war bereits vorbei. Und was bedeutete
By anything
?
Wieder meldete sich das kleine Licht in seinem Gehirn, und mit ihm arbeiteten die Milliarden grauer Zellen, die eine Idee mit der anderen verbanden und das Wort hervorbrachten, an das er vor kurzem gedacht hatte.
Buyer
. Käufer. Und Modesty hatte ihm gesagt, dass Martel seine Frau nicht Tracy, sondern June nannte.
Man musste nur alles ein wenig herumdrehen.
Georges must bargain. Buy June. Enough for thousand wo-men. Enough to buy June. To buy anything.
Georges muss den Handel abschließen. June kaufen. Genug für tausend Frauen. Genug, um June zu kaufen. Genug, um was immer zu kaufen.
Er grinste ein wenig und blickte auf das Segel. »Ich nehme an, Bernard Martel wollte, dass sein Bruder mit dem Scheich ein Geschäft macht und ihm Tracy June abkauft – und ihm dafür irgendetwas anbietet, mit dem man nach Bernards Ansicht tausend Frauen kaufen kann. Etwas, womit man alles kaufen kann.« Sie goss
Weitere Kostenlose Bücher