Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen
Dennoch trugen sie auf dem harten Beton Hautabschürfungen und blaue Flecken davon. Willie kam mit einem Messer in der Hand auf die Beine und tötete Ritter auf eine Entfernung von zehn Metern, als der Mann hinter einer Ecke des Treibstofflagers hervorkam. Vom Boden feuerte Modesty einen Schuß mit der Star .45 ab und traf einen Mann, der mit einer Uzi auf sie zielte. Sie kam auf die Beine, schnappte die Uzi und rannte zu der Stelle, wo Dixon und eine der Hilfskräfte tot neben dem Maschinengewehr lagen, von der Handgranate schrecklich zugerichtet. »Geh zu Maude!« rief sie.
Willie hatte nun Ritters Waffe, einen Stoner .63 Karabiner, und rannte zum Lager. Er bemerkte, daß von der Seite eine Gestalt auftauchte, wußte aber, daß Modesty ihm Deckung gab, und sah aus den Augenwinkeln, wie der Mann unter ihren Schüssen zu Boden fiel. Als er mit dem Fuß die Tür aufstieß, warf er einen Blick über die Schulter zurück und sah zwei mit Männern fast überfüllte Motorboote, die in raschem Tempo von der Jacht auf den Hafen zukamen und bereits kaum fünfhundert Meter entfernt waren.
An einem Fenster im oberen Stockwerk blieb er stehen, um hinauszuschauen. Er sah, daß Modesty beim Bootshaus eine gute Position hatte und verhinderte, daß irgend jemand das Maschinengewehr erreichen konnte. Überraschenderweise hatte das Sportboot nicht zu brennen begonnen, sondern lag zerstört auf der Helling. Hinter einem der kleineren Nebengebäude war eine Gruppe von drei Leuten aufgetaucht, die einen Kreis bildeten und Modesty von der Flanke her angreifen wollten. Willie warf seine zweite Handgranate mitten unter sie und ging dann zu den Stufen, die auf das Dach hinaufführten. Bonsu lag mit einem Herzschuß tot an der Tür und hielt seine Pistole noch umklammert. Willie stieg über ihn hinweg und ging die Stufen hinauf. Er dachte jetzt wieder an Maude und fühlte, wie ihm das Herz schwer wurde.
Sie lag neben der Brüstung auf dem Rücken, das Gewehr und ihre Mütze neben sich. Das kurze blonde Haar hing ihr zerzaust ins Gesicht. Willie wich innerlich zurück, biß dann die Zähne zusammen und ging über das Dach. Er kniete sich neben sie und starrte verzweifelt auf das saubere Einschußloch in ihrer Jacke, genau unter dem Brustbein. Rache schwörend legte er zwei Finger an ihren Hals und blinzelte dann überrascht, als er dort ihren gleichmäßigen Puls fühlen konnte.
Er legte eine Hand auf ihre Brust, fühlte unter dem Stoff etwas Hartes und knöpfte rasch die Tarnjacke und die Bluse darunter auf. Die Umrisse einer kugelsicheren Weste aus leichtem Kunststoff kamen zum Vorschein.
In der Mitte umgab eine kraterförmige Erhebung ein Loch, und in dem Loch konnte er das flache Ende einer Kugel sehen. »Du liebe Zeit« murmelte er dankbar und streifte ihr die Bluse ab, um zu den Verschlußriemchen zu kommen. Als er die federleichte kugelsichere Weste aufhob, stellte er fest, daß die Spitze der Kugel teilweise in ihre Haut eingedrungen war. Genau unter ihren Brüsten war um den Büstenhalter herum eine kleine Stelle gequetscht und blutverschmiert. Als er den vorne schließenden Büstenhalter öffnete und das Blut wegwischte, um die Verletzung zu untersuchen, flüsterte sie schwach: »Hör auf, an meinem Busen herumzufummeln, Garvin.«
Er setzte sich auf, verbarg die Freude, die ihn erfüllte, und erwiderte bedauernd: »Ach Maude, nun mach schon, sei kein Spielverderber. Das ist nur meine jugendliche Neugier.«
Sie lachte ein wenig erschöpft, stützte sich langsam auf die Ellbogen und betrachtete die Quetschung und die blutverschmierte Stelle, die die Kugel verursacht hatte. »Stavros hat mich so lange geärgert, bis ich das Ding da angezogen habe«, sagte sie leichthin. »Ich muß ihn einmal auf einen Drink einladen.« Ihre Augen füllten sich mit Angst, und sie erstarrte. »Willie! Die haben ein Maschinengewehr!«
»Beruhige dich«, sagte er beschwichtigend. »Modesty ist unten und paßt darauf auf. Entspann dich.« Er ging zur Brüstung, sah, daß die Motorboote von der Jacht den Landungssteg beinahe erreicht hatten, stieß einen schrillen Pfiff aus, legte die Hände an den Mund und rief: »Maude ist okay, Prinzessin.« Modesty warf ihm eine Kußhand zu. Er wandte sich wieder zu Maude und bemerkte den Rucksack und das kleine Funkgerät in einer Ecke des Daches. Sie hatte sich nun aufgesetzt und lehnte sich gegen die Brüstung. »Wer ist Stavros?« fragte Willie. »Einer von Dannys und Modestys Milliardären aus
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