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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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man eine ganze Familie abgeschlachtet. Und das ausgerechnet am Eröffnungstag der Hanse Sail. Das ist ein Volksfest … man sollte fröhlich sein …«
    »Volksfest«, wiederholte Barbara und verzog den Mund. Jonas Uplegger hatte die Gruppe erreicht und nickte bloß. Sie deutete zur Ruine: »Weiß jemand …?«
    »Schon erledigt. Wir haben schließlich einen Laptop an Bord.« Helmich hörte mit dem Zupfen auf. »Dieser traurige Bau da drüben war einst eine Kaserne, die später zu einem Gästehaus der Volksmarine umgebaut wurde. Mit der Volksmarine verschwanden auch die Gäste.«
    »Verstehe.« Barbara wandte sich an Uplegger. »Haben Sie sich die Bescherung schon angesehen?«
    »Nur aus der Ferne.«
    »Dann lassen Sie uns jetzt eine Runde drehen.« Barbara setzte sich in Bewegung, aber nach wenigen Metern drehte sie sich noch einmal um. »Eine Frage noch. Gibt es eigentlich noch saure Drops?«
    Helmich riss die Augen auf: »Was?«
    »Ob es noch saure Drops gibt?«
    Er wechselte einen raschen Blick mit Krüger. »Keine Ahnung.«
    »Schade.« Barbara stapfte wieder los. Uplegger schaute kurz zu den verwirrten Kollegen und zuckte mit den Achseln.
     
    Die Waldstraße endete vor einem rot-weißen Schlagbaum, der nur Radfahrern und Fußgängern die Passage erlaubte. Ein paar Meter weiter führte der Weg über eine kleine Brücke mit schiefem, verbeultem Metallgeländer. Dieses war blau gestrichen, allerdings war die Farbe an diversen Stellen abgeplatzt, und das Metall hatte zu rosten begonnen. Ein schmaler Bach floss unter der Brücke hindurch, am gegenüberliegenden Ufer lagerte Holz. Dahinter sperrten zwei Uniformierte den Weg.
    Vor Bach und Brücke zweigte links ein schmaler Pfad ab, den Buchen und ein paar Kiefern säumten; manche Stämme waren orange markiert. Bereits vom Hauptweg aus waren die Kriminaltechniker der Spurensicherung zu sehen. Einige beugten sich über am Boden Liegendes und fotografierten, andere rollten Maßband ab, wieder andere standen beieinander und deuteten in verschiedene Richtungen. Obwohl alle ein »Ganzkörperkondom« trugen, erkannte Barbara den Spusi-Chef Manfred Pentzien. Aus respektvollem Abstand beobachtete Gunnar Wendel an einem Baum lehnend das Geschehen.
    Barbara und Uplegger machten ein paar Schritte auf ihn zu, dann sahen sie die ersten beiden Toten. Links am Wegrand lag ein vielleicht 14-, 15-jähriger Junge in Fötushaltung. Sein meerblaues T-Shirt war hochgerutscht und gab ein Stück sonnengebräunter nackter Haut preis, außerdem trug er eine dieser knielangen Hosen, die an Schlafanzüge gemahnten, sowie weiße Turnschuhe von Nike . Genau genommen trug er nur einen Schuh: ein Fuß war nackt. Sein langes blondes Haar war mit Blut getränkt, unterhalb des Kopfes hatte sich eine Lache gebildet, neben der ein Schild mit der Nummer 13 im Boden steckte. An seinen sonnengebräunten Beinen zeigten sich blutige Striemen. Neben der Leiche hockend tastete eine Kriminaltechnikerin den Körper behutsam ab und sprach dabei in ein Diktafon. Ein aufrecht stehender Mann fotografierte.
    Keine zehn Meter hinter dem Jungen lag mitten auf dem Weg rücklings ein höchstens 40-jähriger Mann. Seine Kleidung bestand aus Bluejeans mit weißem T-Shirt und einer sportlich wirkenden braunen Lederjacke mit Steppung auf der Schulter. Die Jacke war geöffnet und verrutscht. An den Füßen trug auch er weiße Nike -Turnschuhe. Das kurze, schon graue Haar war blutverkrustet, Blutflecke auf dem Shirt und der Jacke wirkten fast schwarz.
    Der Gerichtsmediziner Dr. Geldschläger hockte bei ihm, schob das T-Shirt hoch und steckte ein Thermometer durch die Bauchdecke in die Leber, ein Spurensicherer machte eine Aufnahme. Um den Toten gruppierten sich zwölf Schilder mit den Nummern 21 bis 32.
    In ähnlicher Weise hatte die Spusi noch manches mehr markiert, nämlich auf und neben dem Weg herumliegende starke Äste, ein paar Holzlatten, ein Stuhlbein und den vielleicht einen Meter lang und 15 Zentimeter breit gesägten Teil eines Baumstammes. Barbara und Uplegger nahmen einen der Äste in Augenschein und erkannten auf Anhieb Anhaftungen an der Rinde: Blut und Haarbüschel.
    »Sie sind erschlagen worden«, rief Geldschläger, als er bemerkte, was sie taten.
    »Alle vier?«, fragte Uplegger mit tonloser Stimme.
    »Alle habe ich noch nicht gesehen. Hier muss eine ganze Bande am Werk gewesen sein.«
    Gunnar Wendel, im Kommissariat der Mann ohne Eigenschaften genannt, löste sich langsam von dem Stamm, der ihm bisher als

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