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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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bestätigen die Regel.« Gunnar Wendel deutete auf eine großformatige Tafel am Straßenrand. Eine Schöner Wohnen GmbH & Co. KG verkündete, sie baue in Nienhagen, Graal Müritz und Boltenhagen Ferienhäuser und Villen im Stil der Bäderarchitektur, und warb mit dem Slogan Immobilien sind Vertrauenssache . »Sind die nicht pleite?«
    »Ich glaube schon. Dahinter steckt wohl so ein windiger Immobilienhai, der dauernd mit neuen Firmen neue Projekte aus dem Boden stampft, dann die Handwerker nicht bezahlt und die Bauherren in Ruinen sitzen lässt.«
    »Ja, ein gewisser Dünnfelder. Martin? Anfangs nannte ihn die OZ noch mit vollem Namen, jetzt heißt er dort nur noch ›der dubiose Baulöwe Martin D.‹. Na ja, aus Ruinen kann man auferstehen …« Sie fuhren an einem China-Imbiss vorbei, und Uplegger erhaschte einen Blick auf das Straßenschild: Strandstraße. Kaum hatte er es gelesen, erinnerte er sich des Namens, denn ein paar Mal war er mit seinem Sohn hier gewesen. Vor dem Imbiss saßen drei Männer und tranken Flaschenbier. »Also, lassen Sie uns wetten. Hat die Dampframme eine Fahne oder nicht?«
    »Ich möchte darüber nicht spekulieren. Außerdem hat sie heute frei, da kann sie machen, was sie will.«
    »Trotzdem.« Um Wendels Mundwinkel zuckte es. »Der Suchtberatung entkommt sie nicht.«
     
    Zu suchen brauchte Barbara nicht. Kaum hatte sie Nienhagen West erreicht, da sah sie links zwei Streifenwagen und drei Polizisten stehen. Die Straße oder eher der Weg, den sie bewachten, musste die Waldstraße sein. Barbara blinkte, hob zugleich grüßend die Hand und fuhr mit Schwung nach links. Ein entgegenkommender silberfarbener Mercedes konnte gerade noch bremsen.
    Von Uplegger wusste sie, dass es vier Auffindungszeugen gab, allesamt Männer, die im Gespensterwald einer seltsamen Beschäftigung namens Bundeswaldinventur nachgingen. Barbara hatte ein Faible für obskure Tätigkeiten, aber von dieser hatte sie noch nie gehört. Bundeswaldinventur – sie ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen und fand, dass es keinen Geschmack hatte. Auch wenn Uplegger ihr nicht glaubte, sie verfügte über die Fähigkeit, das eine oder andere Wort zu schmecken. »Struktur« zum Beispiel war bitter-süß, »Tonerde« sauer wie bestimmte Drops. Drops! Barbara schüttelte den Kopf. Gab es die überhaupt noch? Und wenn ja, wie wurden sie heutigentags genannt? Und wie schmeckte das Wort?
    »Drops«, sprach sie laut vor sich hin. Ein Wegweiser versprach, dass man nach 200 Metern die Pension Altes Forsthaus erreichen würde. Das passte besser zu einer Bundeswaldinventur als zu vier Leichen.
    Barbara entdeckte linker Hand ein paar reetgedeckte Häuser. Die Asphaltstraße ging in einen Sandweg über, an dessen Rändern Holz gelagert wurde, und dass das Ziel erreicht war, bewies ein exorbitanter Fahrzeugpark aus drei Streifenwagen, zwei nutzlosen Krankenautos, zwei VW-Bussen der Spusi, dem Transporter der Rechtsmedizin und vier zivilen PKW mit Blaulicht auf dem Dach. Dazwischen wuselten genug Leute herum, die nicht nach Ausflüglern aussahen: Männer und Frauen mit weißen Overalls und blauen Plastiküberschuhen, die Metallkoffer in den Wald trugen. Helmich und Krüger vom Kriminaldauerdienst sprachen mit drei Uniformierten, zwischen den zahlreichen Mitarbeitern der Rostocker Mordkommission standen deren Leiter Wendel und ihr Kollege Uplegger. Barbara stieg aus und schmetterte die Fahrertür zu. Ein bisschen peinlich war ihr das schäbige Gefährt, aber sie pflegte alle Dinge eben so lange zu benutzen, bis sie zerfielen, ganz gleich, ob Autos, Fernseher, Kleidungsstücke oder Handtaschen.
    Helmich entdeckte sie als Erster und winkte. Im Rücken des erfahrenen Beamten befand sich ein nagelneuer grüner Metallzaun, der ein Grundstück mit einer hässlichen Ruine schützte. Daneben stand ein im Werden begriffener Bungalow. Seine späteren Bewohner hatten sich ein ungemütliches Plätzchen gewählt, im Schatten des dem Verfall preisgegeben, langgestreckten und dachlosen Nachbarbauwerkes, durch dessen Firstfensterhöhlen man den Himmel sah.
    Barbara trat auf Helmich und seinen jüngeren Kollegen Krüger zu. Die beiden waren als erste Beamte vor Ort gewesen, um zu entscheiden, welches Fachkommissariat hinzuzuziehen war. Krüger war bleich. Beim alten Routinier Helmich verriet lediglich der Umstand, dass er an der Unterlippe zupfte, eine gewisse Anspannung.
    »Ich habe so etwas noch nicht gesehen«, sagte Krüger leise.
    »Sieht aus, als hätte

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