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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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sich den Flachmann zu holen, mit dem sie ihren Verdauungskaffee zu verlängern gedachte. Sie musste das nicht ansagen, sie wusste, dass er wusste – das übliche Spiel.
    Während Uplegger sein Fleisch zersäbelte, warf er einen Blick auf die Liste, die der Netzbetreiber gemailt hatte, wobei er die mahnenden Worte seiner Mutter im Ohr hatte, dass man während des Essens nichts anderes tun solle als gut kauen und langsam schlucken.
    Morten hatte Riccardos Handy benutzt, und die Funkwabe, aus der er angerufen hatte, befand sich südlich von Lübeck. Das Handy war noch immer dort. Vielleicht hatte er es weggeworfen.
    Uplegger schob einen Bissen in den Mund und starrte auf eine weitere Liste mit den Rufnummern aller in den Fall verwickelten Personen. Dreimal hatte Morten das Mobiltelefon benutzt. Uplegger verglich die Listen. Der erste Anruf um 18:43 Uhr ging an eine noch unbekannte Person, der letzte an den Notruf. Dazwischen …
    Uplegger stellte das Kauen ein.
    Von 18:58 bis 19:01 hatte Morten Kröner mit Lukrecija Medanauskas telefoniert.
    Barbara kam herein und ging schnurstracks zur Essensausgabe. Uplegger bekämpfte den Impuls, sofort aufzuspringen und zu ihr zu eilen. Als sie mit ihrem Tablett an seinen Tisch trat und er die Königsberger Klopse auf dem Teller sah, bekam er Sodbrennen.
    »Sie sehen angefressen aus«, bemerkte Barbara denn auch.
    »Hier!« Er legte beide Listen vor sie und tippte auf die Einträge. »Morten hat nach dem Mord …«
    »Ich seh’s!« Barbara vergaß Essen, Kaffee, Flachmann. »Im Winterhalbjahr schließt Frau Medanauskas La Moda 18:30 Uhr. Sie wird dann noch Kasse machen, Ordnung schaffen, was weiß ich. Der Anruf wird sie also im Laden erreicht haben. Dann ist sie zusammengeklappt. Wer aber hat sie gefunden, wenn der Laden zu war?«
    Uplegger zuckte mit den Schultern. »Wichtiger ist für mich die Frage, warum Morten angerufen hat. Wenn er Riccardo erschossen haben sollte, dann wird er doch nicht der Mutter sagen wollen: ›Hey, ich habe soeben Ihren Sohn erledigt. Tut mir leid, aber es musste sein.‹«
    »Überhaupt scheint mir die Tat für Morten erstaunlich professionell. Vielleicht war noch eine dritte Person dabei, jemand, der kaltblütiger ist als dieser Kiffer.«
    »Könnte sein. Rauch zum Beispiel?«
    »An den dachte ich auch. Er hat mit der Heuschrecke zu tun, die hinter B.C.I. steckt und die sein Loser-Unternehmen kaufen will. Er muss etwas von dem Giftmüll wissen.«
    »Da ist noch das Kokain.«
    »Eben. Erinnern Sie sich an den aufgeputschten Zustand, in dem er uns diesen blöden Witz erzählt hat? Vielleicht hatte er sich eine Line gegönnt, während wir mit Konwitschny redeten.«
    »Wir besuchen ihn noch einmal.«
    Barbara nickte. Sie aß etwas von den Klopsen und der Soße, hatte aber so recht keinen Appetit mehr. Während sich Uplegger um einen Wagen kümmerte, ging sie zu bella Ann-Kathrin und bat sie, den Inhaber der dritten von Morten gewählten Nummer zu ermitteln. Danach besuchte Barbara die Toilette und leerte den Flachmann.
     
    Simon Rauch war an diesem Tag nicht in seinem Glaskasten erschienen, sondern hatte sich krank gemeldet, wegen erster Anzeichen einer heftigen Erkältung. Uplegger verkniff es sich, die Sekretärin zu fragen, wie ihr Chef anhand erster Anzeichen die Schwere einer Krankheit bestimmen könne.
    Uplegger hatte den Weg zur Rauchschen Privatadresse per GPS erkundet, und während er die Speicherstraße entlangfuhr, ertönte Lady Greensleeves in Barbaras Handtasche. Das Kürzel AnnKaH auf dem Display entlarvte die Anruferin. Zwar hatte Ann-Kathrin den Teilnehmer von Mortens erstem Gespräch noch nicht identifiziert, aber sie hatte gleichwohl eine erfreuliche Nachricht, die Barbara sofort an ihren Chauffeur weitergab:
    »Von den Leuten, die Sokolowski im 9511 gesehen haben will, fehlten uns bisher A: die verhuschte Person, B: die Frau in einer Art Uniform, C: die junge Frau, die in Hucksdorf eingestiegen ist und aussah wie alle jungen Frauen und schließlich D: der Mann mit unordentlichen Haaren, Zottelbart und einem Fahrrad in Papendorf. Richtig?«
    »Wenn Sie schon bisher sagen … also, wer ist aufgetaucht?«
    »Die Uniformierte kam gerade in die KPI spaziert, so nach dem Motto: Hallo, hier bin ich. Sie ist Stewardess auf der Fähre nach Gedser, heißt Gisela Möller, wohnt in Mistorf und war zum Seehafen unterwegs.«
    »Und warum hat sie sich nicht früher gemeldet?«
    »Weil die kleinen Mitarbeiter von Fährgesellschaften bis aufs Blut

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