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Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Pause ein. Uplegger besorgte belegte Brote, Barbara suchte Gunnar Wendel auf, damit dieser zwei Haftbefehle erwirkte.
    Sie gaben Kröner eine Viertelstunde, um sich zu sammeln. Uplegger kredenzte ihm die Brote, die er aber nicht anrührte. Stattdessen trank er eine Tasse Kaffee, wobei seine Hände derart vibrierten, dass die schwarze Flüssigkeit über den Rand schwappte, sogar über den der Untertasse.
    »Also: Inwiefern bekam Riccardo den Kanal nicht voll?«, startete Uplegger die zweite Runde.
    »Irgendwann vor dem Sommer … es ist noch nicht lange her …« Morten säuberte sich die Finger. »Riccardo meinte, man könne noch viel mehr verdienen, wenn wir etwas von dem Stoff abzweigen und auf eigene Rechnung verkaufen würden. Ich war dagegen, weil das zu gefährlich sei. Aber er … er hatte eben Blut geleckt. Wenn man Kohle hat, will man immer mehr.«
    »Sie auch?«
    »Na ja … ich hab ja Projekte!«
    »Also begannen Sie, etwas abzuzweigen.«
    »Ja. Es kam eine größere Lieferung. Riccardo hat sich den Passat seines Bruders geborgt … Das hat er öfter gemacht. Fand er cool, weil Andriejus über jeden Zweifel erhaben ist. War. So dachte er. Wenn Andriejus bei der Arbeit war, hat er auch einfach den Ersatzschlüssel genommen und den Wagen vom Parkplatz geholt. Das wollte er auch machen, nachdem der … nachdem das in der S-Bahn passiert ist. Doch Sie waren schneller.«
    »Eine größere Lieferung war avisiert«, erinnerte Uplegger.
    »Riccardo und ich nahmen sie in Empfang.«
    »Wo?«
    »In Parkentin. Bei der Deponie.« Ein Aufstöhnen folgte, aber keine Tränen.
    »Warum dort?«
    »Weil die Lieferungen mit den Müllwagen kamen. Clever, oder?«
    »Erklären Sie das genauer.«
    »Sie kennen diese Firma? B.C.I. ? Die früher MarBaChem hieß?«
    »Und ob!«
    »Dann wissen Sie auch, wer in der Geschäftsführung sitzt? Als Stellvertreter? Der eigentliche Geschäftsführer ist nur ein Strohmann?«
    »Nein, wer sitzt denn da?«
    »Na, der Onkel. Frau Medanauskas’ Bruder.«
    »Das hört sich ja richtig mafios an«, bemerkte Barbara.
    »Das ist Mafia, Frau … Kommissar«, sagte Morten. »Letten, Russen und was weiß ich, was da alles noch im Boot sitzt.«
    »Italiener auch?«
    »Nee, davon weiß ich nix. Das glaube ich aber nicht.«
    »Bleiben wir noch einen Augenblick bei der Deponie. Sie wissen, dass Gift mit diesen Müllwagen transportiert wurde?«
    Morten nickte.
    »Das war aber allein die Sache von Riccardo und seiner Mutter. Diese Frau ist unendlich gerissen; sie passt eigentlich gar nicht zu ihrem weichlichen und naiven Mann. Aber die beiden lieben sich …«
    »Diese Liebe wird bald auf eine harte Probe gestellt«, konstatierte Uplegger. »Wissen Sie, wie das Müllgeschäft zustande kam?«
    »Riccardos Mutter hatte erfahren, dass Simon Rauch, der Chef von …«
    »Den kennen wir!«
    »Okay. Dass der sich im Piano mit Koks versorgte, wusste sie von Riccardo. Und von ihrem anderen Sohn wusste sie, wie es um Rauchs Firma stand und dass er bei diesem Güstrower Entsorgungsunternehmen ein hohes Tier war. Sie hat ihn angerufen und ins Al Faro eingeladen. Seit jenem Abend bekommt er seinen Koks umsonst.«
    »Und seitdem kam Quecksilber nach Rostock. Als Bauschutt deklariert.«
    »Genau.«
    »Und worin bestand nun Riccardos Einfall?«
    »Wir taten eines Tages so, als hätten uns die Konkurrenz oder einfach ein paar irre Jugendliche den Stoff abgenommen. Und dann haben wir ihn auf eigene Rechnung vertickt.«
    »Aber das ist idiotisch!«, sagte Barbara. »So ein alter Hut! Das glaubt doch kein Mensch, und die Mafia gleich gar nicht. Wie kann man nur so blöd sein!«
    »Sträflich blöd«, würgte Morten hervor. Dann schwieg er eine Weile. Sein Adamsapfel tanzte auf und ab, als würde er verzweifelt versuchen, einen neuen Weinkrampf hinunterzuschlucken, bevor er fortfuhr: »Es war ein Todesurteil. Man wartete nur auf eine geeignete Gelegenheit. Und als Andriejus … umkam, war die Gelegenheit da.«
    »Wer ist man?«
    »Der Onkel. Tarvainas. Seinen Nachnamen habe ich nie erfahren. Und dessen Söhne, Ubaldas und Cezarė … Ich hatte eine ganze Nacht Zeit zum Grübeln. Hab mich gefragt: Warum jetzt? Warum nicht vor zwei Monaten? Oder schon im Sommer? Was in der S-Bahn geschah, hat ihnen ganz offenbar in die Hände gespielt. Haben Sie nicht sofort einen Zusammenhang zum Tod von Andriejus vermutet?«
    »Vielleicht. Was genau geschah gestern Abend?«
    Morten atmete tief durch. Er war jetzt ruhiger und schien

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