Moerderische Familienbande
wirklich los. Ich war drei Tage nicht im Büro, und ich weiß, dass da ein Packen Arbeit auf mich wartet.“
„Wo arbeiten Sie denn?“, fragte Schwesterherz.
„Ich habe seit einem Jahr meinen eigenen genealogischen Recherchedienst, den 'Stammbaum-. Ich habe zwei Mitarbeiterinnen für halbe Tage, und wir haben immer viel zu tun. Meg arbeitete gelegentlich auch für mich. Ich benötige manchmal Zusatzhilfe, und sie hat ein paar Forschungen für mich angestellt. Natürlich hatte sie auch viele eigene Kunden.“ Sie wandte sich an Trinity, die ebenfalls aufgestanden war. „An was arbeitete sie gerade, Trinity?“
„Keine Ahnung.“
Ich ergriff das Wort. „Sie erzählte was von den Fitzgeralds aus Mobile, stimmt's nicht, Schwesterherz? Oder vielleicht hießen sie auch Fitzpatrick.“
Mary Alice zuckte die Schultern. „Ich erinnere mich nicht.“
„Nun, wenn Sie wirklich der Ansicht sind, dass Meg nicht Selbstmord verübt hat, dann sollten Sie herausfinden, an was sie gearbeitet hat.“ Georgiana zog eine grüne Strickjacke an, die ihrem Teint eine grünliche Farbe verlieh. „Ich weiß, welches Programm sie gewöhnlich benutzte, für den Fall, dass ich mir ihren Computer ansehen soll.“
„Der Computer ist verschwunden“, sagte Mary Alice. „Habe ich das noch nicht gesagt?“
„Verschwunden? Wohin?“ Trinity, die im Aufstehen begriffen war, sank wieder in ihren Stuhl zurück.
„Was erzählst du denn da?“, fragte ich.
„Er ist verschwunden. Ich hatte ihn zusammen mit Megs Sachen auf dem Bett, um heute Morgen alles hier herüberzubringen, und als ich ihn holen wollte, war er nicht dort. Die restlichen Dinge lagen aber noch da. Sie sind draußen in meinem Wagen.“
„Warten Sie einen Moment.“ Georgiana setzte sich und starrte Mary Alice an. „Lassen Sie mich das noch mal klarstellen. Sie reden von Megs kleinem Laptop, dem in der Ledertasche.“
„Ich glaube nicht, dass es echtes Leder war“, sagte Mary Alice. „Und die andere Aktentasche ist auch verschwunden. Zumindest hat es den Anschein. Ich dachte, ich packe schon mal alles zusammen, damit ich heute Morgen nichts vergesse. Ich war so aufgeregt, weil ich mich noch für den Opernbesuch in Atlanta fertig machen musste, verstehen Sie?, weshalb noch eine minimale Chance besteht, dass ich sie irgendwo anders hingetan habe. Ich glaube es aber nicht.“
„Mist“, sagte Georgiana Peach, was ich so interpretierte, dass sie kein Verständnis hatte. „Ein paar ihrer Recherchearbeiten waren für meine Firma.“
„War Ihre Alarmanlage an?“, fragte Trinity.
„Natürlich. Und alles war unversehrt, als ich nach Hause kam.“ Schwesterherz hielt ihre Hände in einer „Ich-gebe-auf“-Geste nach oben. „Die Sachen müssen irgendwo bei mir sein. Aber wisst ihr, wenn ich meine Augen schließe, sehe ich den Laptop und die Aktentasche direkt in der Mitte des Bettes liegen.“
Ich ergriff das Wort. „Willst du die Polizei anrufen?“
„Nicht bevor ich nicht jeden Zentimeter meines Hauses
abgesucht habe. Wahrscheinlich kommt da so ein zwanzigjähriger Polizist rein und findet den Computer mitten auf dem Küchentresen, wo ich ihn hingestellt hatte.“ Mary Alice presste ihre Hände an die Stirn. „Lieber Gott, ich werde paranoid.“
„Wer außer Ihnen kennt die Kombination für die Alarmanlage?“, fragte Georgiana.
„Niemand außer Patricia Anne und meiner Tochter Deb-bie, die in Gatlinburg ihre Flitterwochen verbringt. Zufällig hat sie gerade heute Morgen angerufen, Maus. Sie sagte, sie seien draußen joggen gewesen. Kannst du dir Debbie am frühen Morgen beim Joggen vorstellen? Und sie ist sehr glücklich.“
Ich strahlte. „Das freut mich so. Ich habe dir immer gesagt, dass Henry ein wundervoller Mensch ist, stimmt's? Man konnte das schon den Aufsätzen entnehmen, die er in meinem Literaturkurs in der elften Klasse schrieb. Ich erinnere mich noch an einen, den er zu >Madame Bovary“ ver-fasste. Ich wusste, er würde einmal einen guten Ehemann abgeben, weil er verstand, wie sehr Emma litt.“
Georgiana brachte uns wieder aufs richtige Gleis zurück. Sie wandte sich an Trinity und fragte sie, wo Meg ihre Sicherungsdisketten aufbewahrte.
„Keine Ahnung“, sagte Trinity. „Ich weiß gar nichts, was Megs Computer betrifft.“
„Außer dass Richter Haskins versucht hat, ihn neulich im Park zu stehlen.“ Ich erzählte Georgiana, wie er mit dem Laptop unter dem Arm davongelaufen war.
„Nun, Bobby Haskins war nicht in
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