Moerderische Schaerennaechte
von ihm erwartete. Wie ein erwachsener Mensch.
Das war eine ganz neue Erfahrung.
Vor Adams Schule war es wesentlich ruhiger. Hier und da saßen Kinder in Gruppen zusammen, aber es wurde nicht so viel herumgetobt wie auf Simons Schulhof.
Nora sah auf die Uhr. Adam hatte vor zehn Minuten Unterrichtsschluss gehabt. Normalerweise wartete er am Eingang auf sie, aber jetzt war er nirgends zu sehen.
Sie sagte Simon, er solle im Auto bleiben, und stieg aus, um seinen Bruder zu suchen.
Adam stand mitten auf dem Schulhof unter einer großen Eiche, zusammen mit einer Gruppe Gleichaltriger. Dicht neben ihm stand ein Mädchen in seinem Alter, ihr langes dunkles Haar reichte bis weit den Rücken hinunter. Sie trug einen kurzen Jeansrock mit rosafarbenen Stickereien. Etwas an der Art, mit der sie sich zu Adam hinüberbeugte, versetzte Nora in Alarmbereitschaft.
Hielten die beiden etwa Händchen?
Sie trat einen Schritt näher, um besser sehen zu können. Im selben Moment blickte Adam hoch und sah, dass sie auf die Gruppe zukam. Er hob seinen Rucksack vom Boden auf und sagte etwas zu dem Mädchen. Sie beugte sich vor und flüsterte ihm ins Ohr. Dann ging Adam auf Nora zu.
Sie versuchte, ihn zu umarmen, aber er wich zurück. Sie musste sich damit begnügen, ihm durchs Haar zu fahren.
»Lass das, Mama.«
Er öffnete die Autotür und warf den Rucksack auf die Rückbank. Dann setzte er sich auf den Beifahrersitz.
Nora suchte nach den richtigen Worten.
»Ich bin einfach nur froh, dich zu sehen. Du warst eine ganze Woche weg.« Sie bemühte sich absichtlich um einen leichten Tonfall. »Ich habe dich so vermisst. Das darf man als Mutter.«
Seine Miene wurde ein wenig weicher.
»Ich habe dich auch vermisst.«
Jetzt duldete er immerhin, dass sie ihm über die Wange strich.
»Wer war denn das, übrigens?«, fragte Nora und bemühte sich, uninteressiert zu tun.
»Wer?«
»Das Mädchen, mit dem du eben gesprochen hast.«
»Lisa.«
»Geht sie in deine neue Klasse?«
Adam zuckte die Schultern. Nora interpretierte das als ein Ja.
»Lisa, und wie heißt sie weiter?«
»Ist doch egal.«
Er drehte den Kopf und starrte aus dem Fenster.
Nora sagte nichts mehr, fragte sich aber insgeheim, ob es vielleicht seine erste Liebe war. Er wurde wirklich langsam erwachsen.
Sie startete den Motor und drehte den Kopf, um zu sehen, ob hinter ihr frei war und sie aus der Parkbucht zurücksetzen konnte.
Es war immer ein besseres Gefühl, wenn die Kinder wieder bei ihr waren.
Kapitel 56
Karin Ek brauchte nicht lange, um herauszufinden, wo Anders Martinger sich aufhielt. Als sie Thomas’ Büro betrat, war ihre Kurzhaarfrisur ein klein wenig zerrupft, so als wäre sie sich gestresst durchs Haar gefahren.
»Ich habe mit der Personalabteilung von SAS gesprochen«, sagte sie.
»Und?«
»Anders Martinger ist unterwegs nach New York. Er kommt erst Mittwochvormittag zurück. Ankunft um halb elf in Arlanda.«
»Dann ist er wenigstens bis dahin in Sicherheit«, sagte Thomas.
»Oder der andere«, sagte Karin Ek.
»Ja.« Thomas verstand, was sie meinte.
Sollte es sich bei Martinger um den Täter handeln, war Leif Kihlberg für weitere zwei Tage außerhalb seiner Reichweite.
Das verschaffte ihnen in mehrfacher Hinsicht einen Aufschub.
»Aber ich habe von SAS seinen Dienstplan für September erhalten.«
Sie trat ein paar Schritte näher und schwenkte ein Blatt Papier.
»Martinger war an den letzten drei Wochenenden in Schweden.«
Thomas deutete mit einem Kopfnicken auf den Besucherstuhl.
»Lass hören.«
Karin setzte sich und schlug die Beine übereinander.
»An dem Sonntag, als Marcus Nielsen und Erneskog gefunden wurden, begann Anders Martingers Dienst erst abends. Da musste er …«, sie unterbrach sich und studierte den Computerausdruck, »nach Kopenhagen, um am nächsten Tag die Strecke Kopenhagen-Chicago zu fliegen. Am darauffolgenden Wochenende war es fast genauso. Er hatte die Route Kopenhagen-New York und begann seinen Dienst am Sonntagabend damit, dass er von Stockholm nach Kopenhagen flog.«
»Und am letzten Wochenende?«
In Karin Eks Stimme lag ein Anflug von Befriedigung.
»Da hatte er frei, vier Tage am Stück. Die Piloten arbeiten Wechselschicht, deshalb hatte er ein langes Wochenende.«
Martinger war also zu Hause gewesen, als die drei Männer ermordet wurden. Thomas ließ die Information einwirken.
»Gute Arbeit«, sagte er. »Hast du vielleicht auch eine Telefonnummer? Weißt du, wo man ihn erreichen kann?«
Karin
Weitere Kostenlose Bücher