Moerderische Schaerennaechte
Gespräch mit Lena Fredell.
»Fredells Witwe hat mich angerufen und gesagt, dass Marcus Nielsen sich vermutlich die Tagebücher ihres Mannes ausleihen durfte.«
»Was stand da drin?«, fragte Karin Ek.
»Das wusste sie nicht. Sie hat sie nie lesen dürfen. Ich bin die Liste mit den Gegenständen in Nielsens Studentenzimmer durchgegangen, die Tagebücher gehörten nicht dazu. Wie es aussieht, sind sie verschwunden.«
Plötzlich kam ihm eine Idee.
War es Jan-Erik Fredell ein Bedürfnis gewesen, über eine Sache aus der Vergangenheit zu berichten? Fredell hatte gewusst, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Vielleicht sah er in den Tagebüchern eine Möglichkeit, ein Geheimnis weiterzugeben, das ihm viele Jahre lang auf der Seele gelegen hatte.
Als der Zufall Marcus Nielsen zu ihm schickte, hatte Fredell darin möglicherweise seine letzte Chance gesehen, ein paar Dinge in Ordnung zu bringen. Und der Student sollte sein Werkzeug sein.
Ohne dass Fredell ahnte, welche Katastrophe er damit auslöste.
»Es wäre doch denkbar, dass Marcus Nielsen in den Tagebüchern etwas entdeckt hat«, sagte Thomas.
»Aber das müsste das reinste Dynamit gewesen sein, wenn es eine solche Mordserie auslöst«, sagte Erik.
Der Täter wird von einer inneren Wut getrieben, davon zeugen seine Handlungen, dachte Thomas.
»Wenn es so war, wie hat der Täter von Marcus Nielsens Entdeckung erfahren?«, sagte Kalle Lidwall und verschränkte die Arme.
Sein sehr kurzer Haarschnitt erinnerte Thomas an die Fotos der Küstenjäger, die an der Pinnwand hingen.
»Wir wissen, mit wem Nielsen Kontakt aufgenommen hat, da gibt es keine Anhaltspunkte«, sagte er. »Mehrere sind außerdem bereits tot. Die können sich kaum selbst ermordet haben.«
»Dann muss Nielsen auf irgendeine andere Art mit dem Täter in Kontakt gekommen sein«, sagte Erik.
»Warte mal.« Kalle griff sich an die Stirn. »Wir haben die Telefonkontakte überprüft, die Marcus von seinem Handy aus angerufen hat, aber war er nicht auch oft bei seinen Eltern?«
»Das stimmt«, sagte Margit.
»Ihre Anruflisten haben wir nicht kontrolliert. Marcus könnte das Telefon seiner Eltern benutzt haben, um den Täter anzurufen.«
»Kannst du das sofort überprüfen?«, sagte der Alte.
Margit hatte sich auf ihrem Stuhl aufgerichtet. Der Blick aus ihren tief liegenden Augen war noch intensiver als sonst.
»Vergesst Stefan Eklund nicht, den wir nicht erreichen können«, sagte sie. »Er könnte der Joker im Spiel sein.«
Thomas hatte dasselbe gedacht.
»Wir müssen so schnell wie möglich herausfinden, wo Eklund sich aufhält«, sagte er. »In der Zwischenzeit kümmern wir uns um die beiden Personen, die sich noch im Land befinden.«
»Leif Kihlberg treffen wir morgen«, sagte Margit.
»Und Martinger?«, sagte Thomas und beantwortete seine Frage selbst. »Wir müssen ihn sofort finden.«
Margit wandte sich an Karin Ek.
»Setz alle Hebel in Bewegung, um Stefan Eklunds jetzige Adresse zu ermitteln. Sieh zu, dass du Unterstützung vom Außenministerium bekommst, falls nötig. Ruf außerdem Elsa Harning an, vielleicht kann sie ebenfalls etwas tun.«
Karin schrieb hastig mit.
»Das kriege ich hin«, sagte sie.
»Wir müssen feststellen, ob Martinger und Kihlberg ein Alibi haben«, sagte Margit in Richtung des Alten.
Thomas war bereits aufgestanden und auf dem Weg aus dem Zimmer.
Kapitel 55
Nora hatte früh Feierabend gemacht, um die Jungs von der Schule abzuholen. Die Sonne schien, aber es war nicht mehr so warm wie noch vor einer Woche, nur dreizehn oder vierzehn Grad. Sie parkte vor Simons Schule, hängte sich die Schultertasche um und stieg aus. Gelächter und laute Rufe erfüllten den Schulhof. Sie erkannte einen von Adams ehemaligen Lehrern wieder, der am Eingang stand.
Ihre beiden Söhne waren ab der ersten Klasse in die Igelboda-Schule gegangen, aber nach der fünften war Adam auf die hundert Jahre alte »Samskola«, eine koedukative Schule gewechselt. Dorthin würde ihm Simon in ein paar Jahren folgen.
Sie entdeckte ihren jüngsten Sohn in einer Gruppe Jungen, die wie Affen an einem großen Klettergerüst mitten auf dem Schulhof herumturnten.
»Simon«, rief sie und ging darauf zu. »Hallo, Simon!«
Er hielt inne und drehte den Kopf. Als er sie sah, sprang er rasch herunter und lief auf sie zu.
Nora ging in die Hocke und öffnete die Arme.
»Hallo, mein Liebling.«
Sie umarmte ihn fest und drückte die Nase in sein Haar, bis er sich aus der Umklammerung wand.
»Alles
Weitere Kostenlose Bücher