Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
Vom Netzwerk:
oberen Stock aus?«, fragte Thomas.
    »Oben sind unser Schlafzimmer, ein Gästezimmer und Annikas Arbeitszimmer.«
    »Dann fangen wir am besten mit ihrem Arbeitszimmer an«, sagte Margit. »Außerdem wäre es gut, wenn Sie ein aktuelles Foto von ihr hätten, das Sie uns überlassen können. Sie bekommen es natürlich zurück.«
    »Natürlich. Ich habe eins in meinem Arbeitszimmer.«
    Urban Melin öffnete eine angrenzende Tür, und Thomas’ Blick fiel auf einen Schreibtisch mit unzähligen Bildern von Zahnspangen und Gebissschienen. Auf dem Schreibtisch stand ein gerahmtes Foto, mit dem Urban Melin eilig zurückkam.
    »Bitte«, sagte er. »Das wurde im letzten Sommer aufgenommen, im Juni.«
    Thomas studierte das Foto von Annika Melin.
    Sie hatte scharf geschnittene Gesichtszüge und ernste Augen, lächelte aber freundlich in die Kamera. Auf dem Foto war sie schlanker als bei ihrer Begegnung in der Apotheke, vermutlich hatte sie durch die Schwangerschaft zugenommen. Sie wirkte stark und sehnig in ihrem weiß-blauen Läuferdress und schien gut durchtrainiert zu sein. Auf der Brust trug sie eine große, rechteckige Startnummer.
    Urban Melin sah stolz aus.
    »Das war beim Stockholm Marathon. Annika ist ihn schon mehrmals gelaufen, mit richtig tollen Zeiten. Sie trainiert bei jedem Wetter, manchmal buchstäblich bis zum Erbrechen. Mein Frau ist wahnsinnig ehrgeizig.«
    »Wollen wir nach oben gehen und uns umsehen?«, fragte Margit.
    Urban Melin drehte sich um und ging vor ihnen die Treppe hinauf in einen kleinen Flur.
    »Was ist dort drinnen?«, sagte Margit und zeigte auf eine geschlossene Tür.
    Urban Melin wirkte verlegen.
    »Das ist Annikas Arbeitszimmer. Sie mag es nicht, wenn ich hineingehe, deshalb ist die Tür immer zu.«
    »Das Zimmer ist abgeschlossen?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Ich gehe nur nie hinein.«
    Er ging zur Tür und drückte die hölzerne Klinke herunter.
    »Es ist offen.«
    Der Raum war kaum acht Quadratmeter groß und mit einem dunkel gebeizten Schreibtisch und vielen gut gefüllten Bücherregalen vollgestellt. Ein altertümlicher Drehstuhl mit abgewetztem Lederbezug war unter den Schreibtisch geschoben.
    Eine große Silbertanne stand so dicht vor einem der regenblinden Fenster, dass ihre üppigen Zweige die Scheibe berührten.
    In den Regalen waren mehrere gerahmte Fotos aufgestellt. Thomas’ Blick fiel sofort auf das Portrait eines jungen, etwa zwanzigjährigen Mannes mit Stoppelhaarschnitt, der an einem Geländer lehnte.
    Er trug eine grüne Uniform und ein Barett mit einem goldenen Dreizack.
    Thomas zeigte auf das Foto.
    »Wer ist das?«
    Urban Melin trat ans Regal. Er griff nach dem Bilderrahmen und hielt ihn hoch.
    »Das ist Pär, Annikas Bruder.«

Kapitel 72
    Thomas ging zu Urban Melin und stellte sich dicht neben ihn.
    »Pär, sagten Sie? Und wie weiter?«
    »Pär Andersson, aber er lebt nicht mehr.«
    »Annikas Bruder heißt Pär Andersson?«, rief Margit aus.
    »Ja.« Melin trat einen Schritt zurück. »Aber ich habe ihn nie kennengelernt.«
    »Wieso nicht?«, fragte Thomas gespannt.
    »Er ist vor langer Zeit gestorben, in den Siebzigerjahren. Annika war damals noch ein kleines Kind, der Altersunterschied zwischen ihnen war groß.«
    »Wissen Sie, woran er gestorben ist?«
    »Ich glaube, er hat sich das Leben genommen, aber Annika spricht nicht darüber.«
    »Warum nicht?«
    Urban Melin fingerte wieder an seinem Ehering.
    »Es war ein schwerer Schock für die Familie, der Vater begann zu trinken und die Mutter versank in Depressionen. Es war nicht einfach für Annika, in einem solchen Milieu aufzuwachsen. Soweit ich verstanden habe, begannen ihre Angstzustände und Stimmungsschwankungen, als der Bruder starb.«
    »Wissen Sie, wie alt er war, als das passierte?«, fragte Thomas. »War er zu der Zeit beim Militär?«
    Es kostete ihn große Anstrengung, ganz ruhig zu sprechen und sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen.
    Die Puzzleteilchen fielen an ihren Platz.
    »Thomas«, rief Margit, bevor Melin antworten konnte.
    Sie beugte sich über einen Haufen Papiere, die ausgebreitet auf dem Schreibtisch lagen.
    »Sieh dir das an.«
    Thomas ging zu ihr.
    »Das sind Seekarten über die Fahrwasser um Sandhamn«, sagte er. »Der Kreis dort«, er zeigte auf die Markierung, »ist Korsö.«
    Margit hob den Stapel Seekarten an und legte ihn beiseite.
    »Da ist noch mehr.«
    Auf dem Tisch lagen Zettel mit Adressen und Telefonnummern. Thomas las die Namen: Fredell, Kaufman, Erneskog.
    Robert

Weitere Kostenlose Bücher