Moerderische Schaerennaechte
doch geirrt.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, und er sank auf den Toilettensitz.
Es war nicht Robert Cronwall, der die ehemaligen Küstenjäger umgebracht hatte.
Kapitel 74
Thomas ging langsam zurück zum Arbeitszimmer. Er musste Margit das alles erzählen, ohne Urban Melin in Panik zu versetzen. Der Mann war bereits einem Zusammenbruch nahe.
Er fand sie mit einem der Tagebücher in den Händen. Noch bevor er etwas sagen konnte, rief sie aus:
»Das musst du lesen! Cronwall hat Andersson ermordet. Er wollte ihn bestrafen und hat seinen Kopf in einen wassergefüllten Putzeimer gedrückt. Aber offenbar hat er jedes Augenmaß verloren, und Andersson starb.«
Margit unterbrach sich, um Luft zu holen.
»Das erklärt alles, auch die Schmierseife. Pär Andersson wurde in Seifenlauge ertränkt.« Margits Gesicht verzog sich angewidert. »Verdammt, das war pure Folter.«
Thomas warf einen raschen Seitenblick zu Urban Melin.
»Würden Sie uns bitte einen Moment allein lassen«, sagte er. »Wir müssen kurz etwas unter vier Augen besprechen.«
Melin ging wortlos aus dem Raum.
Thomas versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Womit sollte er anfangen?
Birgitta Cronwall hatte ihre Aufmerksamkeit auf Marcus Nielsen gelenkt. Sie befürchtete, dass ihr Mann den Studenten ermordet hatte, und Cronwall hatte ihn auch tatsächlich auf die gleiche Art zum Schweigen gebracht, wie er es mit Pär Andersson getan hatte.
Indem er einen Selbstmord inszenierte und zur Täuschung einen Abschiedsbrief fälschte.
Jan-Erik Fredell hatte Marcus Nielsen durch seine Tagebücher in das Geheimnis eingeweiht. Bevor Nielsen umgebracht wurde, hatte er sein Wissen noch an Pär Anderssons Schwester weitergegeben.
Im Ermittlungsteam hatten sie die Möglichkeit diskutiert, dass es verschiedene Täter gab, aber da hatten sie an Kihlberg und Martinger gedacht. Nun stellte sich heraus, dass es sich um zwei ganz andere Personen handelte.
Robert Cronwall. Und Annika Melin.
Sie musste beschlossen haben, den Tod ihres großen Bruders zu rächen.
»Cronwall hat Annika Melin nicht gekidnappt«, sagte er. »Im Gegenteil, sie hat ihn entführt.«
»Was?« Margits Augen wurden schmal. »Thomas, lies das hier.«
Sie hielt ihm das Tagebuch hin, sodass Thomas den Text lesen konnte.
»In der Nacht, als Andersson starb, war Fredell dabei und hat gesehen, was passiert. Er beschreibt es in allen Einzelheiten. Cronwall ist derjenige, den wir suchen müssen. Annika ist sein nächstes Opfer.«
Thomas rang die Hände. Ihnen lief die Zeit davon.
»Nein, wir haben alles missverstanden, Margit. Annika Melin ist unser Täter.«
Er zwang sich, leise zu sprechen, damit Urban Melin nicht hörte, was er sagte.
Margit legte das Tagebuch auf den Schreibtisch.
»Annika Melin ist körperlich durchtrainiert, und sie ist aggressiv«, sagte Thomas. »Sie ist in der Lage, Gewalt auszuüben, du hast selbst gehört, was ihr Ehemann erzählt hat. Sie ist es, die die Küstenjäger ermordet hat, nicht Cronwall. Erik hat vor ein paar Minuten angerufen, Cronwall hat ein Alibi für alle Morde, bis auf den an Nielsen.«
Margit verschränkte die Arme, aber Thomas kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie nicht mehr so ganz von Cronwalls Schuld überzeugt war.
»Warum sollte sie das tun?«, sagte sie mit Skepsis in der Stimme.
»Wegen ihres Bruders. Wegen ihrer zerstörten Kindheit. Und vergiss nicht, dass sie ihr Kind verloren hat, als sie die Wahrheit erfuhr. Da ist irgendwo bei ihr die Sicherung durchgebrannt.«
Thomas legte die Hand auf Margits Schulter, um sie zu überzeugen.
»Annika Melin ist eine Mörderin. Wir müssen sie finden, bevor auch noch Cronwall stirbt.«
Er nahm die Hand weg und ließ die Worte wirken.
Für Thomas war die Sache klar. Sie hatten in konventionellen Bahnen gedacht. Ein verdächtiger Mann, der eine unschuldige Frau in seine Gewalt brachte.
Aber Annika Melin war weder konventionell noch war sie unschuldig. Sie war eine wütende Furie, die nach Rache schrie. Aus mehreren Gründen.
Sie hatten es mit zwei verschiedenen Tätern zu tun, und jetzt hatte der eine den anderen entführt.
Robert Cronwall war vom Jäger zur Beute geworden.
»Wie sollte sie ihn überwältigt haben? Könnte sie das wirklich?«
Margit klang nicht mehr ganz so skeptisch, ihre Zweifel verflüchtigten sich.
»Mit Waffengewalt. Und Beruhigungsmitteln. Sie ist körperlich stark, und als Apothekerin hat sie Zugang zu Drogen.«
»Und Marcus Nielsen?«
»Ich glaube, das
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